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Wo ist der Storch geblieben?

Der Strom ist des Storchen Tod. Keystone

Nur jeder zehnte brutfähige Jungstorch kehrt in die Schweiz zurück. Der Grund: Strommasten, die für Störche zur tödlichen Falle werden.

Dieser Inhalt wurde am 09. April 2002 - 18:43 publiziert

Weshalb kehren nur wenige Störche wieder in die Schweiz zurück? Dieser Frage ging während zweier Jahre das Projekt S.O.S.-Storch nach. Es begleitete insgesamt 46 besenderte Störche von ihrem Schweizer Brut- oder Schlupfplatz bis nach Afrika (swissinfo berichtete).

Der Grund: Um eine stabile Storchen-Population aufzubauen braucht es in der Schweiz mehr Störche. Eine Rückkehrquote von 10 Prozent ist zu wenig. Jeder vierte Jungstorch sollte den Weg in die Heimat unter die Flügel nehmen, um die Population zu sichern.

Tödliche Fallen

Zehn Prozent der Jungstörche schaffen es nicht einmal bis zum Genfersee, lautet eine der Erkenntnisse des Projekts: Sie sterben bereits in der Schweiz den Stromtod. S.O.S. Storch empfiehlt deshalb, in der Nähe von Storchendörfern Stromleitungen mit Signalkörpern zu markieren.

Neue tödliche Fallen drohen den Störchen in Spanien und Frankreich, wo viele auf Strommasten übernachten und dabei umkommen. Auf Strommasten nahe einer Mülldeponie bei Sevilla starben beispielsweise innert drei Tagen 127 Weissstörche.

Die offenen Mülldeponien in Spanien sind für die Störche aber auch eine ergiebige Futterquelle. Viele von ihnen ziehen deshalb gar nicht mehr nach Afrika weiter. Zehn der im Jahr 2001 besenderten Störche blieben so in Spanien "hängen". Total überleben 50 Prozent der Störche. Sie lassen sich also im Ausland nieder, statt in die Schweiz zurück zu kehren.

Grassavannen statt Nigerdelta

Ebenfalls Neues fanden die S.O.S.-Forscher über den Aufenthalt der Störche in Afrika heraus. Bisher galt, dass sie ausnahmslos im Nigerdelta überwintern. Nun fanden sie heraus, dass sie - zumindest in regenreichen Jahren - auch in den Grassavannen Mauretaniens, Malis und Nigers, nördlich und südlich des Deltas überwintern.

Auf der Suche nach "Ciconia" aus Kriessern (SG) fanden die Forscher in den Grassavannen wahre "Storchenparadiese" mit Überfluss an Heuschrecken, so Forscher Holger Schulz.

Weil Regen in dieser Gegend örtlich begrenzt fällt, sind die Grassavannen kleine Flecken, die sich jedes Jahr an einem anderen Ort befinden. Schulz vermutet, dass bereits über der Savanne kreisende Artgenossen die Störche zu den Futterplätzen führen.

Tagsüber fliegen, nachts ruhen

Im Gegensatz zu kleinen Zugvögeln fliegen die Störche tagsüber, um die durch Sonneneinstrahlungen entstandenen Aufwinde auszunützen. Bis zu 300 Kilometer legen sie täglich zurück. Rasten tun sie nachts.

Die Flugrichtung Südwesten scheint genetisch programmiert zu sein. Auch Wind, Wetter und Topografie bestimmen die Zugroute. Die Senderstörche folgten mehrheitlich dem Rhonetal südlich von Genf, dann der Mittelmeerküste.

Von den Bergzügen der Pyrenäen leitet sie die Topografie in die Schlucht des Flusses Têt. In Spanien fächern sich die Routen auf, während die Meerenge von Gibraltar wieder eine Trichterfunktion hat. Erst bei günstigem Wetter queren die Störche das Meer Richtung Afrika.

swissinfo und Agenturen

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