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Sauberes Gold: Setzt die Schweiz neue Standards?

Andreas Gefe
Dieser Inhalt wurde am 01. April 2020 publiziert Minuten

Die Schweiz ist unangefochtene Spitzenreiterin in der globalen Goldverarbeitung: Ein Grossteil des geschürften Goldes der Welt wird hier raffiniert. Ebenso ist sie die grösste Exporteurin von Gold. Aber wie ernst nimmt die Schweiz ihre Verantwortung für einen nachhaltigen Abbau sowie den Schutz der Menschenrechte für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Minen?

"Die Position als globale Grossmacht ist mit grosser Verantwortung verbunden, da der Goldabbau – das ist nur wenigen bewusst – mit einer Reihe von Risiken und Problemen verbunden ist", hält Mark Pieth, Professor für Strafrecht an der Universität Basel, gegenüber swssinfo.ch fest.

Diesbezüglich nimmt es die Schweiz oft nicht so genau. Schweizer Goldraffinerien sind – trotz aller Bemühungen und Zusicherungen – häufige Zielscheibe der Kritik von Menschenrechts- und Umweltorganisationen. Diese bemängeln seit Jahren den grossen ökologischen Fussabdruck des Goldabbaus, die gefährlichen Arbeitsbedingungen in Bergwerken und die fehlende Transparenz entlang der Verarbeitungskette. Denn letztere gleicht bis heute einer Blackbox.

Der Fokus von SWI swissinfo.ch auf das Gold fällt mit einem zunehmenden Druck zur Regulierung des Rohstoffsektors im In- und Ausland zusammen. In der Schweiz will die Konzernverantwortungs-Initiative die hier ansässigen multinationalen Rohstoffhändler dazu verpflichten, faire und umweltschonende

Standards einzuhalten. Ist das nicht der Fall, sollen sie zur Rechenschaft gezogen werden können.

Bis heute gibt es für die Goldindustrie keine umfassenden internationalen Regeln. Ein OECD-Standard schreibt immerhin eine Sorgfaltspflicht in der Wertschöpfungskette von Edelmetallen und Mineralien vor, die in Konflikt- und Hochrisikogebieten abgebaut werden. Dieser Rahmen hat eine breite Palette freiwilliger Brancheninitiativen hervorgebracht. Die nationalen Gesetze regeln die Exploration und Ausbeutung von Minen, während die Finanzvorschriften die Geldwäsche regeln.

Gold ist für die Schweiz sowohl ein Spitzen-Importgut als auch ein Schlüsselexport. Nach Angaben der Eidgenössischen Zollverwaltung entfielen 2018 über ein Viertel der Einfuhren auf

Edelmetalle und Edelsteine, während es bei den Ausfuhren 22,4% waren. Die Ein- und Ausfuhren von chemischen und pharmazeutischen Produkten folgen mit 34,3%. Insgesamt trägt der Rohstoffhandel fast 5% zum BIP der Schweiz bei.

Lange Geschichte, glänzende Zukunft?

Mark Pieth weist ferner darauf hin, dass die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs von ihrer Neutralität profitierte, indem sie riesige Mengen Gold kaufte. Das insbesondere von den Achsenmächten, also Hitler-Deutschland.

Es dauerte bis 1996, dass die Schweizerische Nationalbank öffentlich zugab, dass sie von ihren Kriegsgeschäften mit der Zentralbank Nazideutschlands profitiert hatte. Sinnbild dafür waren und sind die zig Tonnen von Goldbarren, die sie bis heute einlagert. Darin eingeschmolzen war auch Zahngold, das die Nazi-Mörder in den Vernichtungslagern Jüdinnen und Juden zogen.

Unsere Berichterstattung über den Goldhandel verbindet diese schmerzlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit mit den Herausforderungen der Gegenwart sowie den künftigen Trends. In den Herkunftsländern schauen wir genau bei den Bedingungen des industriellen und manuellen Abbaus. Wir messen den Erfolg der diversen Zertifizierungen und bemühen uns, Transparenz in die Lieferkette zu bringen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Handelsgütern kommt Gold physisch in die Schweiz, wo es spezialisierte Betriebe raffinieren und lagern. Welche Position nimmt hier die Schweizer Regierung ein? Wie halten es die Schweizer Konsumentinnen und Wähler? Kritiker der Goldbranche sind der Ansicht, dass eine stärkere Regulierung in der Schweiz überfällig ist. Dagegen behaupten die Branche und ihren Lobbyisten, sie setzten den Benchmark betreffend Best Practice.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

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