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Migranten haben es schwer

Kenntnisse einer Landessprache sind der Schlüssel zum Arbeitsmarkt. Keystone

Die Schweiz ist ein klassisches Einwanderungsland. Doch nicht immer werden Migranten mit offenen Armen empfangen. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt haben sie es schwer. Die Jahrestagung der Eidgenössischen Migrationskommission widmete sich dem Thema Arbeiten in der Migrationsgesellschaft und liess wirtschaftlich erfolgreiche Migranten zu Wort kommen.

Dieser Inhalt wurde am 10. November 2016 publiziert Minuten
swissinfo.ch

Die Schweiz holt seit Jahrzehnten Arbeitskräfte aus dem Ausland, da sie diese für Industrie, Forschung, Landwirtschaft und Baugewerbe benötigt. Dazu kommen Migranten und Migrantinnen, die in der Schweiz um Asyl ersuchen, weil sie in ihrem Heimatland verfolgt werden.

Inzwischen haben fast 25% der Schweizer Wohnbevölkerung keinen Schweizer Pass. Wegen des Klimawandels und bewaffneter Konflikte ist mit einer noch grösseren Migration nach Europa und in die Schweiz zu rechnen.

Doch die so genannte vierte industrielle Revolution stellt neue Herausforderungen: Die Forschung geht davon aus, dass in Zukunft viele Arbeitsstellen – je nach Studie 9 bis 47% – durch Roboter ersetzt werden.

Migranten besonders betroffen

Am meisten bedroht sind Arbeitsstellen mit manuellen oder kognitiven Routinetätigkeiten, sei es in Fabriken oder der Administration. Migranten werden deshalb aller Voraussicht nach besonders vom erwarteten Stellenabbau betroffen sein, da sie überdurchschnittlich häufig im Niedriglohnsektor arbeiten.

Diese Problematik wurde an der Jahrestagung der Eidgenössischen Migrationskommission in Bern erörtert und mit der Frage verknüpft, wie Migranten und Migrantinnen auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen haben. 

Ist Assimilation gut oder schlecht?

Maike Burda vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sagte, Sprachkenntnisse und soziale Netzwerke seien wichtig. Assimilation und soziale Kontakte verbesserten die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, traditionelle Geschlechterbilder wirkten hingegen hindernd. 

Die soziokulturellen Faktoren spielen laut Burda generell eine grosse Rolle. "Muslimische Migranten haben es in Europa besonders schwer."

Dem hielt Kijan Espahangizi vom Zentrum Geschichte des Wissens von ETH und Universität Zürich entgegen, Assimilation sei eine unerfüllbare Zumutung. 

Zwar spreche man heute von Integration statt Assimilation, aber noch immer bestehe die Erwartung, dass die Einwanderer sich einer Mehrheitsgesellschaft anpassten. "Doch wer ist die Mehrheitsgesellschaft?", fragte Espahangizi. "Die Mehrheiten sind sich am Auflösen, wenn sie überhaupt je bestanden haben." 

Bei Assimilation gehe es um Machtausübung. "Solange wir das Assimilationsregime nicht in Frage stellen, können wir im Arbeitsmarkt keine Integration erreichen", meinte er.

Migranten als Ressource betrachten

Referenten und Publikum waren sich einig, dass es ein neues Denken brauche. Migranten und Migrantinnen seien eine wichtige Ressource für die Schweiz, und die Angst vor Verdrängung sei unbegründet.

Fazit der Tagung war, dass man das Potenzial von Migrantinnen und Migranten nutzen müsse, statt sie in die Problemschublade zu stecken. Passend dazu erzählten Migrantinnen und Migranten an einem Podium, wie sie in der Schweiz erfolgreich Fuss fassten und welche Schwierigkeiten sie dabei überwinden mussten (siehe Boxen).

Sind Sie in Ihrem Leben einmal über eine Landesgrenze gezogen? Erzählen Sie von Ihren Erfahrungen in den Kommentaren!

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