Wirtschaft startet Aktion zur Rettung der Swissair
Die Schweizer Wirtschaft lanciert eine Aktion für eine breit abgestützte Rekapitalisierung der Swissair. Die Parteien reagierten positiv. Weiter offen ist die Deckung des Versicherungs-Risikos bei der Swissair.
Am Treffen vom Samstag nahmen Bundespräsident Moritz Leuenberger und Finanzminister Kaspar Villiger, Swissair-Chef Mario Corti, economiesuisse-Präsident Andres Leuenberger sowie der frühere FDP-Nationalrat und Unternehmer Ulrich Bremi teil.
Dabei wurde ein Aktionsplan zur Rekapitalisierung des hoch verschuldten Carriers ausgeheckt. Die Federführung für das Unterfangen liegt beim früheren FDP-Nationalrat Bremi.
Arbeitskreis mit allen Beteiligten
Bremi sagte, die finanzielle Sanierung sei sein einziger Auftrag. Strategische, operationelle oder arbeitsrechtliche Fragen gehörten hingegen nicht dazu. In den nächsten Tagen soll Bremi einen finanzkräftigen Arbeitskreis mit allen Beteiligen aufbauen. Dazu gehören die Banken, die Swissair, das Personal, der Bund und der Kanton Zürich. Den Banken werde eine zentrale Rolle zukommen, betonte Bremi.
Die Aktion ist allerdings an zwei Bedingungen gekoppelt: Die Swissair muss einen taugliches Sanierungskonzept vorlegen. Und über die Umsetzung muss ein breit abgestützter Konsens erzielt werden.
An einem Konzept werde mit Hochdruck gearbeitet, teilte die Swissair mit. Die Schuldenlast beträgt derzeit über 15 Mrd. Franken.
Parteien begrüssen Aktionsplan
Die Parteien haben den Aktionsplan der Wirtschaft zur Rettung der Swissair mehrheitlich begrüsst. Weil das öffentliche Wohl auf dem Spiel stehe, sei es richtig, dass sich auch der Bund an einer Lösung beteilige, sagte CVP-Präsident Philipp Stähelin am Sonntag gegenüber Schweizer Radio DRS.
"Für die Führungsrolle kommt jemand anders als die Wirtschaft gar nicht in Frage", sagte SVP-Präsident Ueli Maurer. Schliesslich sei die Schieflage der Swissair vor allem ein Debakel des Freisinns.
SP-Generalsekretär Reto Gamma forderte eine strikte Trennung zwischen den Altlasten der Swissair und den zusätzlichen Problemen durch die Terroranschläge in den USA.
Noch keine Lösung für fehlende Versicherungsdeckung
Parallel zum Krisengipfel verhandelte die Swissair über das Wochenende mit dem Bund auch über staatliche Haftpflicht-Garantien, nachdem die Versicherungen die Policen gekündigt und die Deckung drastisch nach unten korrigiert hatten. Die Swissair gab sich zuversichtlich, dass eine Einigung bis Montag zustande kommt.
Versicherungen hatten am Freitag weltweit die Verträge für das Risiko "Krieg und Terror" für Fluggesellschaften einseitig gekündigt mit einer Frist von sieben Tagen. Die Swissair hatte in der Folge einen Flugstopp für Montag um Mitternacht nicht ausgeschlossen.
Anders in den USA und der EU
Der US-Kongress billigte ein Hilfspaket in Höhe von 15 Mrd. Dollar, um die nationalen Airlines vor dem Bankrott zu bewahren. Vorgesehen sind eine Direkthilfe von 5 Mrd. Dollar sowie Kreditgarantien im Umfang von 10 Mrd. Dollar. Die Fluggesellschaften hatten 24 Mrd. Dollar gefordert.
Der US-Kongress hat auch die Haftung der Fluggesellschaften für Verletzungen und Verlust von Leben auf 100 Mio. Dollar pro Airline begrenzt. Sollten darüber hinaus Zahlungen fällig werden, soll die Rechnung aus der Staatskasse beglichen werden. Zudem übernimmt der Staat in den nächsten 6 Monaten auch das Versicherungsrisiko im Fall von Krieg und Terror.
Die Finanzminister der Europäischen Union haben am Samstag in Lüttich beschlossen, das Versicherungsrisiko der Fluggesellschaften im Fall von Krieg und Terror mit staatlichen Garantien abzudecken. Die Minister haben damit in letzter Minute eine drohende Unterbrechung des europäischen Flugverkehrs abgewendet. Die Garantien sind auf einen Monat begrenzt.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Diskutieren Sie mit!