Weltbank: Bürokratie-Hürden für Firmen global weiter auf dem Rückzug (Studie)
WASHINGTON (awp international) - China, Russland und Indien als Langzeit-Musterschüler, wenn es ums Geschäftsklima geht und Afrika bei unternehmensfreundlichen Reformen ganz vorne - eine neue Weltbank-Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen. In Weltgegenden, die eigentlich für ihre Horror-Bürokratie berühmt-berüchtigt sind, ist einiges in Bewegung.
183 Staaten klopften die Experten der Washingtoner Institution auf Reformen ab, die Firmen das Leben leichter machen - und waren erstaunt: Trotz kriselnder Weltkonjunktur zählten sie zwischen Mitte 2010 und Mitte dieses Jahres in 125 Ländern fast die doppelte Zahl Verbesserungen. Insgesamt war es ein Plus von 13 Prozent an Reformen zum Vorjahr. "Der Trend ist klar, das Tempo zieht an", meint Sylvia Solf, Chefautorin des jüngsten "Doing Business"-Reports, der am Donnerstag vorgelegt wurde.
Während weltweit Singapur, Hongkong und Neuseeland in Sachen Geschäftsklima weiterhin die drei globalen Spitzenreiter sind und Deutschland einen soliden 19. Rang ergattert, legten manche eher unscheinbare Staaten eine erstaunliche Aufholjagd hin. So machte Marokko einen Satz von 21 Plätzen und befindet sich nun mit Rang 94 im Mittelfeld, nur sieben Plätze hinter Italien. Auch Moldawien verbesserte sich um satte 18 Range, Mazedonien um zwölf. Und wer hätte gedacht, dass China, Russland und ausgerechnet Indien zu jenen 30 Ländern zählen, wo sich die Lage über die Jahre am meisten besserte.
Die Fachleute von Weltbank und deren privatwirtschaftlichem Investmentarm International Finance Corporation (IFC) schauten sich für ihr Ranking ganz alltägliche Hürden an, die Firmenchefs zu nehmen haben: Von der Anmeldung ihres Geschäfts, über das Ergattern einer Baugenehmigung, den Zugang zu Krediten, die Abwicklung der Steuererklärung bis hin zu den Kosten für den Stromanschluss. Was hingegen nicht einfloss sind etwa die allgemeine Sicherheitslage, die grösse der jeweiligen Marktes oder die Qualität der Arbeitskräfte.
Auch und vor allem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, hinlänglich bekannt für aufgeblähte und und ineffiziente Bürokratie, tut sich einiges. 36 von 46 Länder lichteten laut Studie ihr Regulierungs-Dickicht - so viele wie noch nie: "Gute Neuigkeiten für Unternehmer in einer Region, wo Aufbau und Betrieb einer Firma immer noch teurer und schwieriger sind als in jeder anderen Weltregion." Chefautorin Solf nennt es "ermutigend", dass Afrikas Staaten ihren Reformeifer untereinander abstimmen und Länder voneinander lernen.
Während fehlende Gesetze oder ein dubioses Justizsystem vielerorts auf der Welt Unternehmen das Leben zur Hölle machen, registrierten die Weltbank-Experten auch hier merklichen Fortschritt. Vor allem in armen Staaten und in Schwellenländern zielten Reformen deutlich häufiger als bisher auf eine Stärkung der Gerichte oder den Schutz von Investoren ab, befindet die Untersuchung - wichtig auch für Auslandsinvestoren, für die Rechtsunsicherheit eine der wirksamsten Abschreckungen ist.
Trotz aller Lichtblicke - in vielen Ländern erstickt nach wie vor zähe Bürokratie den Unternehmergeist, der dringend benötigte Jobs schaffen kann. So prüften die Entwicklungs-Fachleute, wie einfach der Zugang zu unspektakulären Informationen wie Gebührentabellen für Firmengründungen oder Baugenehmigungen ist. Ernüchterndes Ergebnis: Bei einer Mehrheit der afrikanischen Länder und im Nahen Osten war ein persönliches Treffen mit einem Beamten nötig, um an die gewünschte Auskunft zu kommen. /fb/DP/jsl