WDH/Allianz/Griechenland-Krise drückt Gewinn - Aktie rutscht ab (Zus)
(präzisiert wurden die Angaben zu den Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen im 1. Absatz, 2. Satz.)
MÜNCHEN (awp international) - Die griechische Schuldenkrise hat bei Europas grösstem Versicherer Allianz im zweiten Quartal überraschend stark auf den Gewinn gedrückt. Abschreibungen auf Griechenland-Anleihen belasteten das Ergebnis mit 326 Millionen Euro und liessen den Überschuss um acht Prozent auf eine Milliarde Euro sinken, wie der Dax-Konzern am Freitag in München mitteilte. Analysten hatten hingegen mit einem deutlichen Zuwachs gerechnet. Im eigentlichen Geschäft profitierte die Allianz von der gut laufenden Schaden- und Unfallsparte und dem Fondsgeschäft. In der Lebens- und Krankenversicherung musste sie hingegen Rückgänge hinnehmen. Auch die Lebensversicherungskunden müssen wegen Griechenland Einbussen verkraften.
Für das Gesamtjahr erwartet Allianz-Chef Michael Diekmann weiterhin ein operatives Ergebnis von 7,5 bis 8,5 Milliarden Euro. Davon waren nach den ersten sechs Monaten knapp 4 Milliarden Euro erreicht. Für die zweite Jahreshälfte sicherte sich die Allianz bereits einen Sondergewinn: Der Verkauf von Anteilen an der chinesischen Grossbank ICBC brachte dem Unternehmen im Juli rund 200 Millionen Euro ein, die den Überschuss im dritten Quartal nach oben treiben dürften.
AKTIE RUTSCHT AB
Die Allianz-Aktie verlor am Freitag zeitweise fast fünf Prozent und war am Nachmittag mit einem Minus von 2,37 Prozent schwächster Wert im Dax.
Angesichts der "schwerwiegenden Ereignisse" des ersten Halbjahrs zeigte sich Diekmann mit dem Ergebnis zufrieden. Der Allianz-Chef lobte die Rettungsmassnahmen für Griechenland. Allerdings seien die Probleme der öffentlichen Haushalte damit noch lange nicht gelöst: "Missstände, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben, lassen sich nicht in ein paar Monaten beheben."
Die Skandale um Prostituierte und falsch abgerechnete Riester-Verträge beim Konkurrenten Ergo kommentierte Diekmann nur vorsichtig: "Wir sehen bei uns keine negativen Geschäftsauswirkungen, eher positive." Allerdings seien die Negativschlagzeilen für die ganze Branche nicht hilfreich.
TEURE TORNADOS
Nach den Belastungen durch die Erdbeben in Japan und Neuseeland im ersten Quartal musste die Allianz im zweiten Jahresviertel für die Folgen der Tornado-Serien in den USA geradestehen. Insgesamt kosteten Naturkatastrophen das Unternehmen zwischen April und Juni 174 Millionen Euro. Dennoch reichten die Beitragseinnahmen locker aus, um die Aufwendungen für Schäden und Verwaltung zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich um 1,3 Prozentpunkte auf 95,0 Prozent.
Die Abschreibungen auf die griechischen Staatsanleihen hinterliessen im Geschäft mit Lebensversicherungen deutliche Spuren. Auch die Versicherungsnehmer haben ihr Päckchen zu tragen: Die Überschussbeteiligung der Lebensversicherungskunden schrumpft durch die Abschreibungen um gut 200 Millionen Euro. Der operative Gewinn der Sparte sank um 18 Prozent auf 679 Millionen Euro.
Nachdem die Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag ein Jahr zuvor für einen aussergewöhnlichen Boom gesorgt hatten, musste die Allianz in der Sparte diesmal mit weniger Einnahmen auskommen. Konzernweit ging der Quartalsumsatz deshalb um drei Prozent auf 24,6 Milliarden Euro zurück. Diekmann warnte erneut davor, dass die neuen Kapitalanforderungen für Versicherer die klassische deutsche Lebensversicherung untergraben könnte. Die private Altersvorsorge müsse gestärkt werden, "statt die Kapitalmarktrisiken immer weiter auf die Bürger und in die öffentlichen Haushalte zu verlagern."
SCHADEN- UND UNFALLGESCHÄFT LEGT ZU
Besser als in der Lebensversicherung lief das Geschäft in der Kernsparte, der Schaden- und Unfallversicherung. Trotz der Katastrophenbelastung stieg der operative Gewinn um 16 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die Prämieneinnahmen der Sparte legten lediglich um gut zwei Prozent auf 10,2 Milliarden Euro zu.
Die Sparte Asset Management, in der die Allianz ihr Fondsgeschäft gebündelt hat, legte mitten in der weltweiten Schuldenkrise weiter zu. Der operative Gewinn kletterte um zwei Prozent auf 528 Millionen Euro. Die verwalteten Vermögenswerte legten um fünf Prozent auf 1,5 Billionen Euro zu. Die stark schwankenden Währungskurse herausgerechnet, hätte der Anstieg sogar elf Prozent betragen, betonte Allianz-Vorstandsmitglied Oliver Bäte./stw/men/he
--- Von Steffen Weyer, dpa-AFX ---