Wahlen in Italien:Die Emigranten wählen Links
In der Schweiz leben insgesamt 360'000 italienische Staatsangehörige. Für die Wahlen vom 13. Mai werden 30'000 bis 50'000 von ihnen in ihr Heimatland reisen. Ihre Stimme dürften sie mehrheitlich der Mitte-Links-Koalition geben.
Am Sonntag (13.05.) sind 49,5 Mio. Italienerinnen und Italiener zu den Parlamentswahlen aufgerufen. Zusätzlich werden am "Super-Wahltag" 1'279 neue Bürgermeister bestimmt, unter anderem in Rom, Mailand, Turin und Neapel.
Der Wahlausgang entscheidet, wer in der mittlerweile 59. Regierung Italiens seit Ende des Zweiten Weltkriegs das Ruder übernimmt. Dabei kämpfen die beiden grössten Partei-Gruppierungen gleichermassen um ein Comeback.
Das regierende Parteien-Bündnis Ölbaum (Ulivo) hofft allen Umfragen zum Trotz, mit ihrem Spitzen-Kandidaten Francesco Rutelli den Erfolg bei der Wahl von 1996 wiederholen zu können. Derzeit grössere Aussichten auf Erfolg hat aber wohl das "Haus der Freiheit" (Casa della Liberta) von Medienzar Silvio Berlusconi.
Zum "Haus der Freiheit" gehören neben Berlusconis Partei Forza Italia auch die separatistische Lega Nord von Umberto Bossi und die neofaschistische Nationale Allianz von Gianfranco Fini.
Noch nie war das internationale Echo auf eine Wahl in Italien so gross. Kritiker werfen Berlusconi vor, der Besitz von drei landesweiten Fernsehsendern disqualifiziere ihn für das Amt des Ministerpräsidenten. Zudem laufen gegen ihn mehrere Gerichtsverfahren.
Keine briefliche Stimmabgabe möglich
Um sich an den Wahlen zu beteiligen, müssen die Emigrantinnen und Emigranten in ihren Heimatort reisen. Erst in der nächsten Legislatur will der Senat eine Gesetzes-Änderung beraten, welche die Stimmabgabe aus dem Ausland ermöglichen würde.
Die Zugsreise in die Heimat wird den Wahlwilligen allerdings bezahlt. Deshalb dürften auch dieses Jahr viele Italiener den Urnengang nutzen, um eine oder zwei Wochen in der Heimat zu verbringen, wie der in der Schweiz lebende Gewerkschafter Guglielmo Grossi erklärte.
Mehrheit für Linksparteien
Die Mehrheit der "Schweizer Stimmen" geht traditionell an Linksparteien. So war es auch 1997, als die Vertreterinnen und Vertreter in den Komitees der Italiener im Ausland (COMITES) zu bestimmen waren. Über 80 Prozent der in der Schweiz lebenden Italiener entschieden sich damals für Listen auf der linken Seite des Spektrums.
Die Rechte bleibt aber nicht untätig. Sie will in allen Kantonen an Veranstaltungen für das Berlusconi-Bündnis werben, sagte Davide Piscopo, Schweiz-Verantwortlicher der Rechtsbewegung Alleanza Nazionale (AN).
Wenig Interesse
Generell habe das Interesse der Emigranten am politischen Leben in ihrer Heimat aber abgenommen, sagt Piscopo. Nach seiner Einschätzung haben sich vor allem viele Junge der zweiten und dritten Generation von der Politik abgewandt.
Immerhin: Bei den politisch aktiven Jungen haben die Rechten offenbar gute Karten. Nach Ansicht von Piscopo sind die Jüngeren tendenziell eher rechter situiert als ihre Eltern.
Die Wahllokale öffnen um 7 Uhr und schliessen um 22 Uhr. Das Staatsfernsehen RAI hat für 22 Uhr eine erste Prognose angekündigt. Hochrechnungen zu den Sitzverteilungen im Abgeordnetenhaus und im Senat werden ab 23.30 Uhr erwartet.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Diskutieren Sie mit!