Vermehrter Druck auf Hanfbauern und Kiffer
Die Polizei hat den Druck auf Hanfbauern, Kiffer und Hanfläden in den letzten Monaten mancherorts merklich erhöht. Auslöser für Razzien in Läden und Beschlagnahmungen von Hanfprodukten sind die geltenden Gesetzesbestimmungen sowie Anzeigen von Eltern.
"Es findet bestimmt keine Jagd statt - aber wir drücken auch nicht beide Augen zu", bringt Kurt Arnold von der Kapo Zug die derzeitige Haltung der Behörden auf den Punkt.
Gratismuster an Kinder
"Solange es ein Gesetz gibt, wird man diesem Nachachtung verschaffen", sagt Peter Abelin von der Kantonspolizei Bern. Kontrollen im Cannabis- Millieu stellten im Kanton Bern keinen polizeilichen Schwerpunkt dar, aber wenn es um den Schutz der Jugend gehe, werde eingeschritten.
Der Schutz von Kindern und Jugendlichen führte vor kurzem auch in den Zürcher Bezirken Horgen und Hinwil zur Schliessung von Läden und zur Sicherstellung von Pflanzen. Laut dem Horgener Bezirksanwalt Heinz Widrig gaben Gratismuster, welche an Jugendliche verteilt wurden, den Ausschlag für eine Razzia.
Im Bezirk Hinwil lösten Reklamationen von Eltern, deren Kinder wegen Cannabis-Besitzes verzeigt und gebüsst wurden, das Eingreifen der Polizei aus. Die Klagen der Eltern wurden gemäss Bezirksanwalt Beat Oppliger als mündliche Anzeigen gegen die Verkäufer behandelt.
"Wir sind als Untersuchungsrichter an das gültige Betäubungsmittelgesetz gebunden, selbst wenn dieses vielleicht in ein paar Jahren geändert wird", erklärt Oppliger mit Blick auf die in Diskussion stehenden Liberalisierungstendenzen.
Hanfbauern werfen Bettel hin
Von einer Ausweitung des Cannabis- Marktes oder einer Verschärfung der Lage ist trotz vermehrten Razzien bei den Verantwortlichen nicht die Rede. Im Kanton Thurgau entspannte sich die Situation gemäss Polizeisprecher Rolf Müller sogar, weil viele Hanfläden aus wirtschaftlichen Gründen dicht machten.
Auch in der Thurgauer Landwirtschaft ist der Hanfanbau wegen Absatzproblemen rückläufig. Im Appenzell-Innerrhoden, so ein Sprecher der Kantonspolizei, habe die Lieferung von gentechnisch veränderten Samen dazu geführt, dass viele Bauern den Hanfanbau
aufgaben.
"Erhöhte Wachsamkeit"
Einzig im Kanton Basel-Landschaft haben die drei jüngsten Bundesgerichtsurteile gegen Hanfsäcklein- Verkäufer aus den Kantonen Waadt, Genf und St. Gallen für erhöhte Wachsamkeit gesorgt. Die Situation werde aufmerksam beobachtet, und bei Bedarf würden vermehrt Kontrollen vorgenommen, hiess es bei der Kantonspolizei auf Anfrage.
Auch im Kanton Graubünden müssen die Hanfladenbesitzer "immer" mit Kontrollen rechnen. Seit dem grossen Schlag gegen acht Läden im Januar 1999 ist die Polizei allerdings nicht mehr eingeschritten. Regelmässigen Besuch erhalten dagegen die drei Hanfläden im Kanton Jura.
swissinfo und Agenturen

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