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US-Revisoren-Aufsicht geht Schweiz zu weit

George Bush gratuliert Senator Paul Sarbanes (l.) zu dessen Gesetz. www.whitehouse.gov

Die USA will nach dem Enron-Skandal die Revisionsfirmen besser kontrollieren. Auch US-kotierte Schweizer Unternehmen sind betroffen. Die Revisoren würden dann aber das Schweizer Geschäftsgeheimnis verletzen.

Dieser Inhalt wurde am 07. März 2003 publiziert Minuten

Eine Schweizer Wirtschafts-Delegation versucht zu vermitteln.

Der US-Kongress hat im letzten Juli in aller Eile ein Gesetz verabschiedet, das Bilanz-Fälschungen einen Riegel schieben soll. Anlass waren die Bilanzskandale von Enron oder Mobilcom. Der "Sarbanes Oxley Act" (SOX) ist ein Regelwerk aus elf Kapiteln mit insgesamt 66 Paragrafen.

SOX sieht vor, dass die Bilanzen sämtlicher in den USA börsenkotierten Unternehmen unter Eid beglaubigt werden müssen. Betroffen davon wären auch Schweizer Konzerne wie Nestlé, ABB, Novartis, Credit Suisse Group oder UBS.

Davon will die Schweiz aber nichts wissen. Eine gemischte Wirtschafts-Delegation unter der Leitung von Hanspeter Tschäni vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat sich diese Woche mit Vertretern der US-Börsenaufsicht SEC in Washington getroffen, um die ablehnende Haltung der Schweiz gegenüber dem neuen Gesetz zu erläutern.

Lobbying gegen SOX

"Das Gesetz hat Auswirkungen auf die Revisions-Gesellschaften. Dieses Problem stand im Zentrum unserer Diskussionen mit den Vertretern der SEC", sagte Tschäni.

Denn die Revisionsfirmen, auch ausländische, müssen sich beim neugegründeten SEC-Aufsichtsorgan PCAOB registrieren lassen. Das schweizerische Strafrecht schreibt den Gesellschaften jedoch ein Berufs- und Geschäftsgeheimnis vor.

"Die Amerikaner haben sehr positiv auf unseren Besuch reagiert. Sie haben die Probleme erkannt, welche die Anwendung dieses Gesetzes in unserem Land auslöst", sagte Tschäni weiter.

Schweizerische Aufsicht anerkennen lassen

Als Ausweg schlägt die Schweiz vor, ein spezielles schweizerisches Aufsichtsorgan zu schaffen und dieses von den US-Behörden anerkennen zu lassen. "Vorläufig handelt es sich nur um eine Idee", meinte der Seco-Vertreter.

Auch EU-Proteste

Schon im November hatte die EU gegen die Registrierung der Revisionsfirmen protestiert. EU-Kommissar Frits Bolkestein zeigte sich besorgt, dass dieser Schritt zu doppelter Kontrolle der Firmen führen würde, was ineffizient und unverhältnismässig wäre. Die EU verweist auf die eigenen Kontrollen, die genügen würden.

Doch für den Seco-Vertreter Tschäni ist bei den Verhandlungen mit der SEC allzu grosser Optimismus nicht angebracht: Der Bilanzskandal der niederländischen Handelskette Ahold, die auch in den USA zur Grossen der Branche gehört, habe in den USA Zweifel an der Kontrollfähigkeit der Aufsichtsbehörden in Europa aufkommen lassen.

Ende Februar hatte der niederländische Lebensmittelkonzern die Jahreszahlen für 2001 und 2002 zurückgezogen, weil die US-Tochter mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Einnahmen zuviel angegeben haben soll. Der Unternehmenschef und sein Finanzchef traten zurück.

Weitere Kommentare möglich

Die SEC wird innerhalb eines Monats die Empfehlung der PCAOB, alle Revisionsgesellschaften zur Registrierung zu verpflichten, nach einer Art öffentlicher Vernehmlassung absegnen müssen.

Die Schweiz habe damit erneut die Möglichkeit, ihre Kommentare abzugeben, sagte Tschäni weiter.

swissinfo und Agenturen

In Kürze

Ein neues Gesetz, der "Sarbane Oxley Act" soll börsenkotierte Firmen besser kontrollieren und Bilanz-Fälschungen verunmöglichen.

Vorgesehen ist auch eine starke Kontrolle aller Revisionsfirmen, die US-kotierte Firmen vertreten.

Dagegen wehren sich die EU und die Schweiz. Die EU hält ihre Kontrollen für genügend, die Schweiz sieht das Geschäfts-Geheimnis verletzt.

Eine Schweizer Delegation wirbt in den USA um Verständnis.

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