Schweizer Bevölkerung ist offener gegenüber Homo-Ehe als das Parlament
Eine Umfrage zeigt: Ginge es nach der Schweizer Bevölkerung, dürften homosexuelle Paare heiraten, Kinder adoptieren und eine Samenspende empfangen. Das Schweizer Parlament ist deutlich zurückhaltender.
Dieser Inhalt wurde am 10. Februar 2020 - 17:12 publiziert- Español Los suizos, más abiertos al matrimonio gay que su Parlamento
- 中文 同性恋在瑞士民众中的接受度很高
- Français Les Suisses sont plus ouverts au mariage gay que leur Parlement
- English Survey shows broad Swiss support for same-sex marriage
- 日本語 スイス、世論は同性婚に賛成
- Italiano Popolo svizzero più aperto del parlamento ai matrimoni omosessuali
Gestern sagte die Schweizer Stimmbevölkerung Ja zum Schutz der LGBTQ-Gemeinschaft vor Hass und Diskriminierung. Zu dieser Stimmung im Lande passen die Ergebnisse einer GFS-UmfrageExterner Link im Auftrag von Pink CrossExterner Link, dem Schweizer Dachverband der schwulen und bi Männer*: Vier von fünf Schweizern und Schweizerinnen sprechen sich für die Homo-Ehe aus.
"Die Bevölkerung ist schon lange bereit für die Ehe für alle", sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross. "Das Parlament muss jetzt einen Schritt vorwärts machen."
Der Schweizer Nationalrat (grosse Parlamentskammer) wird sich in der Frühlingssession mit der Ehe für alle befassen. Der Bundesrat (Landesregierung) und die vorberatende Kommission wollen dabei die Samenspende für lesbische Paare nicht erlauben.
Das sieht die Bevölkerung gemäss Umfrage anders: Zwei Drittel der Befragten befürworten die Samenspende für lesbische Paare. Und 67% sind dafür, dass homosexuelle Paare auch fremde Kinder adoptieren dürfen.
Konservatives Schweizer Parlament
Die Diskrepanz zwischen Parlament und Bevölkerung erklärt sich Heggli mit der allgemein eher konservativen Haltung des Schweizer Parlaments in gesellschaftspolitischen Fragen. Das zeige sich beispielsweise auch beim Vaterschaftsurlaub.
Heggli hofft, dass das Parlament die Umfragen nun ernst nehme. "Der Vorschlag des Bundesrates ist nicht mehr als eine Partnerschaft Plus und keine tatsächliche Gleichstellung", bedauert er.
Hilft die direkte Demokratie?
Wenn die Haltung der Bevölkerung so eindeutig ist und das Parlament bockt, wäre die logische Lösung, eine Volksinitiative zu lancieren. Doch Heggli winkt ab. Eine Volksinitiative sei momentan nicht im Gespräch. "Uns ist wichtig, eine schnelle Lösung zu haben", erklärt Heggli. Und eine Volksinitiative würde die Sache erheblich verzögern.
Andere Länder – ohne direkte Demokratie – haben die gleichgeschlechtliche Ehe längst eingeführt. Darunter Frankreich, Deutschland, Österreich, Grossbritannien, Spanien und die skandinavischen Länder.

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