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Umfrage: Mehrheit gegen einen US-Militärschlag

87% der Schweizerinnen und Schweizer lehnen einen Militärschlag ab und bevorzugen eine juristische Verfolgung der Attentäter. swissinfo.ch

Die Mehrheit der Menschen in der Schweiz und in rund 30 weiteren Staaten ist gegen einen militärischen Gegenschlag, wie ihn die amerikanische Regierung als Antwort auf die Terrorakte in Betracht zieht. Dies ist das Ergebnis einer Gallup-Umfrage. Nur gerade in den USA und Israel befürworten die Befragten einen Vergeltungsschlag.

Dieser Inhalt wurde am 21. September 2001 publiziert Minuten

Die Befragung wurde in 31 Ländern Europas, Asiens, Afrikas sowie Nord- und Südamerikas durchgeführt. In den USA hiessen 54%, in Israel 77% der Befragten einen militärischen Angriff gegen jene Staaten gut, welche den Terroristen Unterschlupf gewähren. In allen übrigen Ländern neigten die Menschen mit deutlicher Mehrheit zur Haltung, die Terroristen sollten ausgeliefert und vor Gericht gestellt werden.

Die Europäer befürworten zu 80% eine Auslieferung mit gerichtlicher Verurteilung. Eine harte militärische Antwort fordern am stärksten noch die Franzosen mit 29% und die Niederländer mit 28%, wie die Verantwortlichen der Meinungsforschungs-Institute Gallup und Isopublic am Freitag vor den Medien bekannt gaben.

Nur 8% der Schweizer für Gegenschlag

Besonders klein ist die Unterstützung für einen militärischen Gegenschlag in der Schweiz: Für diese Option plädieren nur 8%, während 87% eine juristische Verfolgung bevorzugen.

Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen den Landesteilen und nach dem Alter der Befragten, jedoch nach dem Geschlecht: Während Männer zu 13% eine harte militärische Gangart fordern, sind dies bei den Frauen nur 3%.

Deutsche zurückhaltend

Bei der Frage der militärischen Unterstützung der USA durch das eigene Land im Fall eines Vergeltungsschlags gehen die Meinungen auseinander.

In den NATO-Staaten sagt mit Ausnahme Griechenlands eine Mehrheit ja, am deutlichsten in Dänemark mit 80%, am schwächsten in Deutschland mit 53%. Insgesamt orten die Meinungsforscher einen «soliden Rückhalt» für das NATO-Solidaritätsangebot an die USA.

Hingegen lehnen die Neutralen Europas und die übrigen Staaten eine Beteiligung des eigenen Landes klar ab. In der Schweiz liegt die Ablehnung bei 65% und damit tiefer als in Österreich oder in Finnland, wo jeweils mehr als 80% eine Beteiligung ablehnen.

Gegen den Angriff ziviler Ziele

Auf die Frage, ob die USA im Fall eines Angriffs auch zivile Ziele angreifen sollten, sagte weltweit eine überwiegende Mehrheit von 70% bis 80% Nein. Überdurchschnittlich hoch war die Zustimmung jedoch in den USA (28%) und in Israel (36%).

Militärische Unterstützung der USA

Bei der Frage, ob sich das eigene Land an militärischen Einsätzen der USA beteiligen solle, überwiegt laut Umfrage weltweit das Zögern. Die Schweizerinnen und Schweizer lehnen eine Beteiligung zwar mehrheitlich ab. Die Ablehnung ist mit 65% jedoch durchaus nicht so hoch, wie es die Ablehnung durch die übrigen Neutralen eigentlich erwarten lassen dürfte.

Männer befürworten eine Schweizer Beteiligung deutlich stärker (33%) als Frauen (23%).

Wirtschaftliche Folgen

In den USA befürchten laut Umfrage 40% eine globale Wirtschaftskrise als Folge der Terror-Anschläge. Weit düsterer - mit Mehrheiten zwischen 70% bis 90% - sehen die Südamerikaner die globalen Wirtschaftsfolgen. In Israel und in Europa sind die Meinungen hierzu geteilt.

In der Schweiz dominieren mit 46% die globalen Krisen-Befürchtungen leicht über die Zuversicht (44%). Die Angst ist in der lateinischen Schweiz stärker ausgeprägt (64%) als in der deutschen Schweiz (41%).

Insgesamt gilt mit Blick sowohl auf die Schweiz als auch auf die ganze Welt, dass wirtschaftlich schwächere Regionen die Wirtschafts-Aussichten pessimistischer beurteilen als wohlhabendere Gebiete.

Die Befragung von Gallup erfolgte im Zeitraum vom 17. bis 19.September mittels repräsentativer Länder-Stichproben. In der Schweiz wurden vom Gallup-Mitglied Isopublic telefonisch 649 Personen im Alter von über 15 Jahren befragt.

swissinfo und Agenturen

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