ÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Zürich (awp/sda) - Dienstag, 15. Dezember 2009
KEINE KLAGE GEGEN OSPEL: Der ehemalige UBS-Chef Marcel Ospel und andere einstige Verantwortungsträger der Grossbank werden wegen der US-Steueräffäre und der Milliardenverluste nicht straf- oder zivilrechtlich belangt. Sowohl die Zürcher Staatsanwaltschaft als auch der UBS-Verwaltungsrat gaben bekannt, auf juristische Schritte gegen sie zu verzichten. Die Zürcher Justiz begründete ihren Verzicht damit, dass kein Anfangsverdacht gegen die ehemaligen UBS-Chefs habe festgestellt werden können. Es sei zwar amerikanisches Aufsichtsrecht und vertragliche Absprachen verletzt worden, nach Schweizer Recht sei dies aber nicht strafbar. Für die UBS würde ein Zivilprozess zu negativer Publizität führen, was nicht im Interesse der Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre liege.
EIN PROZENT MEHR LOHN: Nach Schätzungen des Gewerkschaftsdachverbandes Travail.Suisse erhalten die Arbeitnehmenden in der Schweiz im nächsten Jahr rund 1 Prozent mehr Lohn. Travail.Suisse bezeichnete dieses Resultat nach den "äusserst schwierigen" Lohnverhandlungen als äusserst bescheiden. Die Lohnerhöhungen würden nicht ausreichen, um den privaten Konsum in der Schweiz nachhaltig zu stützen. Im Gegenteil: Wegen der höheren Prämien für die Krankenkasse und der wieder anziehenden Teuerung würden die Einkommen stagnieren oder gar sinken. In die Verhandlungen mit den Arbeitgebern eingestiegen waren die Gewerkschaften Forderungen nach bis zu 2 Prozent mehr Lohn.
ARBEITSLOSENQUOTE BLEIBT UNTER 5 PROZENT: Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) rechnet nicht mehr damit, dass die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der Schweiz nächstes Jahr über 5 Prozent steigt. Es senkt seine Prognose von bisher 5,2 auf neu 4,9 Prozent. Dass es in einzelnen Monaten mehr als 5 Prozent Arbeitslose gibt, wird allerdings nicht ausgeschlossen. Im November lag die Quote bei 4,1 Prozent. Grundlage für die besseren Arbeitslosenprognosen sind optimistischere Konjunkturaussichten: Das SECO geht neu davon aus, dass die Wirtschaft im kommenden Jahr um 0,7 Prozent wächst. Vor drei Monaten hatte es noch ein Wachstum von 0,4 Prozent vorausgesagt. 2011 dürfte das Bruttoinlandprodukt (BIP) gemäss einer ersten SECO-Schätzung wieder um 2,0 Prozent steigen.
INDUSTRIEPRODUKTION WEITER RÜCKLÄUFIG: Die Produktion der Schweizer Industrieunternehmen ist von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,7 Prozent gesunken, der Umsatz um 8,4 Prozent. Der Rückgang hat sich allerdings verlangsamt: Im zweiten Quartal hatte das Produktionsminus noch 14,3 Prozent betragen, jener des Umsatz 13,2 Prozent. Der Auftragseingang entwickelte sich ebenfalls weiter rückläufig, doch auch hier verläuft die Kurve etwas weniger steil. Dagegen schrumpfte der Auftragsbestand unvermindert stark, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) berechnete.
EHRGEIZIGE ZIELE: Der Lebensversicherungskonzern Swiss Life will konsequent auf auf flexible Vorsorgeprodukte und reine Risikoprodukte setzen, um auf dem eingesetzten Kapital wieder eine Rendite von 10 bis 12 Prozent zu erzielen. Vor Anlegern hat Konzernchef Bruno Pfister angekündigt, 70 Prozent des Neugeschäfts mit solchen "nicht-traditionellen" Versicherungsprodukten zu erzielen. Der Kunde übernimmt dabei in der Regel mehr Risiken, hat dafür aber auch die Chance auf höhere Renditen. Im Weiteren will Swiss Life nach Österreich expandieren und sich mit der im Vertrieb von Finanzprodukten tätigen Tochter AWD in Osteuropa auf alleine auf die die wachstumsstarke Kernmärk konzentrieren.
KPMG MIT MEHR UMSATZ: Die Wirtschaftsprüfer und Berater von KPMG Schweiz haben ihren Jahresumsatz per Ende September um 3,5 Prozent auf 439 Mio. Fr. verbessert. Während im grössten Geschäftsbereich Wirtschaftsprüfung der Umsatz um 8,1 Prozent auf 240 Mio. Fr. und in der Steuerberatung um 4 Prozent auf 108 Mio. Fr. anstiegen, litt Beratungstätigkeit klar unter der Krise. Der Umsatz dieses Bereichs sank um 7,3 Prozent auf 91 Mio. Franken, wie die Gesellschaft mitteilte. KPMG-Schweiz-Chef Hubert Achermann bezeichnete den Umsatz der Beratungsabteilung dennoch als "positive Überraschung", da 35 Prozent des Umsatzes mit der krisengeprüften Finanzindustrie erzielt werden.
HOEHERE BRUTTOMARGE, WENIGER GEWINN: Die im internationalen Strom- und Gashandel tätige Elektrizitätsgesellschaft Laufenburg (EGL) hat im Geschäftsjahr 08/09 ihre Bruttomarge trotz tieferer Nachfrage um 4 Prozent auf 810,4 Mio. Fr. gesteigert. Wegen höherer Personal- und Betriebskosten und Abschreibungen fiel der Reingewinn dennoch um 40 Prozent auf 247,6 Mio. Franken. Schmäler ausgefallen ist insbesondere der Erfolg der EGL aus dem Handel mit Energiederivaten, derweil sich das Unternehmen beim eigentlichen Stromhandel behauptete konnte.
LETZTE US-GROSSBANK ZAHLT STAATSHILFE ZURüCK: Mit Wells Fargo hat die letzte vom Staat gestützte amerikanische Grossbank die Rückzahlung der Regierungshilfen angekündigt. Die Rückzahlung solle durch die Ausgabe neuer Aktien im Wert von 10,4 Mrd. Dollar möglich werden. Am Montag hatte bereits die Citigroup eine ähnliche Ankündigung gemacht, und in den vergangenen Wochen zahlten die Bank of America und JPMorgan Chase die Regierungshilfen zurück.
CHINA SENKT EINFUHRZÖLLE: China kommt einer Zusage an die Welthandelsorganisation (WTO) nach und senkt im kommenden Jahr seine Einfuhrzölle auf mehr als 600 Produkte. Darunter fielen unter anderem Kohle sowie Rohbenzin, teilte das Finanzministerium auf seiner Internetseite mit. Dagegen sollen nach Angaben der Regierung in Peking die befristeten niedrigen Einfuhrzölle auf Ölprodukte wie Benzin und Diesel sowie Produkte zur Ausrüstung von Windkraftanlagen beendet werden. Das Land hatte zuletzt mit Wirkung vom Januar 2008 seine Einfuhrzölle auf Öl-Produkte wie Benzin und Diesel auf ein Prozent von bis zu sechs Prozent gesenkt. Auf diese Weise wollte China vor Beginn der Olympischen Spiele von Peking seine Lagerbestände aufstocken.
VERFÜGUNG GEGEN STREIK: British Airways geht rechtlich gegen einen drohenden Streik über Weihnachten vor. Die britische Fluggesellschaft reichte vor Gericht in London einen Antrag auf eine einstweilige Verfügung ein, um den Streik des Kabinenpersonals zu verhindern. Das Unternehmen sieht bei der Streikabstimmung "Unregelmässigkeiten". Die Kunden sollten vor "massivem Stress und Unterbrechungen" geschützt werden, hiess es in einer Mitteilung von British Airways (BA). Die Gewerkschaft Unite droht vom 22. Dezember bis zum 2. Januar mit einem Streik, was Chaos für Millionen Reisende bedeuten würde. "Wir wollen nicht, dass Millionen Weihnachten ruiniert werden", sagte BA-Chef Willie Walsh. Passagiere können ihre Tickets für den Zeitraum umbuchen.
tp