UBS Q3: Konzernergebnis über den Erwartungen - Zuversichtlich für Zukunft (Zus)
Zürich (awp) - Die Grossbank UBS hat im dritten Quartal 2011 trotz des grossen Handelsverlustes in London einen Gewinn erwirtschaftet. Dies hat sie zwar so angekündigt, allerdings fiel das Ergebnis deutlich höher aus als indiziert. Der Grund dafür ist, dass die positiven Effekte sich als etwas positiver herausstellten als ursprünglich angenommen und die negativen als etwas weniger negativ. Für die weitere Zukunft sieht Interim-Chef Sergio Ermotti sein Institut in einer guten Position und gibt sich entsprechend trotz des schwierigen Umfeldes zuversichtlich. Die Aktie reagierte mit Gewinnen.
Die UBS hatte nach den Vorfällen in London Anfang Oktober angekündigt, sie werde das dritte Quartal mit einem "moderaten Nettogewinn" abschliessen, ausgewiesen hat sie nun einen Reingewinn von 1,02 Mrd CHF. Der Betrag lag damit in etwa auf dem Niveau des Vorquartals, aber deutlich über den Schätzungen der Analysten.
DIVERSE SONDERFAKTOREN BEEINFLUSSEN ERGEBNIS
Der Vorsteuergewinn fiel mit 0,980 Mrd CHF etwas tiefer aus, was mit einer Steuergutschrift von netto rund 40 Mio CHF zusammenhängt. Im Ergebnis enthalten sind diverse weitere Sonderfaktoren wie etwa der Verlust aus den unautorisierten Handelsgeschäften eines UBS-Händlers in London in Höhe von 1,85 Mrd CHF oder Restrukturierungskosten von 387 Mio CHF. Dem steht ein Buch-Gewinn aus der Bewertung eigener Verbindlichkeiten von 1,77 Mrd CHF sowie ein Gewinn in Höhe von 722 Mio CHF aus der Veräusserung von Treasury-bezogenen Anlagen entgegen.
Die gesamten Erträge des Konzerns waren aufgrund der schwierigen Marktbedingungen rückläufig und lagen mit 6,41 Mrd CHF um 11% unter dem Vorquartalswert, bei den Aufwänden ergab sich ein Minus von 2% auf 5,43 Mrd CHF. Die UBS muss entsprechend weiter sparen, sieht sich aber bei ihrem laufenden Kostensenkungsprogramm über 2 Mrd "auf Kurs".
WARTEN AUF INVESTOREN-TAG
Wegen des Verlustes in London wurde das UBS-Ergebnis einmal mehr durch die Investmentbank stark nach unten gezogen. Sie machte einen Vorsteuerverlust von 650 Mio CHF. Unter Ausklammerung von Gewinnen auf eigenen Verbindlichkeiten und dem Handelsverlust belief sich der Fehlbetrag auf 566 Mio CHF.
Wie es mit diesem Teil der Bank weitergehen soll, ist noch nicht definitiv entschieden. Details dazu sollen am 17. November anlässlich eines schon längere Zeit geplanten Investoren-Tages kommuniziert werden. Bekannt ist bereits, dass die Investment Bank vermehrt in den Dienst des Wealth Managements gestellt werden soll und die Risiken hinuntergefahren werden sollen. Wie Ermotti in einem Video-Interview mit AWP sagte, werde die Investment Bank weiterhin global tätig sein, aber nicht überall alles anbieten. "Wir wollen uns fokussieren und in den Bereichen, in denen wir tätig sind, profitabel sein. Und wir wollen vor allem, dass es einen Zusatznutzen für unsere Kunden bringt."
Sehr profitabel ist die Bank dagegen weiterhin in der Vermögensverwaltung. Das Wealth Management erzielte einen Vorsteuergewinn von 888 Mio CHF und damit ein Plus von 32% zum Vorquartal. Die Bruttomarge (ohne Sondereffekte) erreichte 97 Basispunkte, ausserdem zog der Bereich 3,8 Mrd CHF neue Gelder an. Auch das Wealth Management Americas war mit einem Gewinn von 139 Mio CHF (-1%) profitabel. Zusammen generierten die beiden Einheiten 7,8 Mrd CHF an Nettoneugeldern (Konzern total: 4,9 Mrd).
Per Ende September verwaltete die Bank somit Vermögen von 2'025 Mrd CHF, verglichen mit 2'069 Mrd per Ende Juni. Der Rückgang ist laut UBS primär auf die negative Marktperformance zurückzuführen und konnte durch die Abwertung des Schweizer Franken teilweise neutralisiert werden. Als positiv vermeldet die Bank ausserdem eine Verbesserung der Tier-1-Ratio auf 18,4% (von 18,1%).
ZUVERSICHT BEIM INTERIM-CEO
Bezüglich der weiteren Zukunft gab sich Konzernchef Ermotti überraschend zuversichtlich, dies trotz der europäischen Schuldenkrise und weiterer möglicher Verwerfungen etwa in den USA. "Wir sind dank unserem starken Kernkapital und unserer Liquidität in einer sehr guten Position. Wir können durch schwierige Zeiten gehen, ohne dass wir Probleme haben werden", sagte er zu AWP. Insofern sei er trotz der derzeit "sehr turbulenten Märkte" zuversichtlich sowohl für die kürzere wie auch für die längerer Frist.
Die Aktie reagierte mit einem deutlichen Plus auf die News. Am frühen Nachmittag stand das Papier 2,3% höher bei 11,40 CHF (SMI -0,4%). Als positiv bewertet wurden u.a. die Entwicklung im Wealth Management angesichts der schwierigen Marktverhältnisse und die Verbesserung der Kapitalbasis.
uh/gab