Triumph für Federer
Der top-gesetzte Titelverteidiger Pete Sampras ist beim Grand Slam-Turnier in Wimbledon bereits im Achtelfinale gescheitert. Der siebenfache Triumphator aus den USA verlor am Montag (02.07.) gegen den als Nummer 15 eingestuften Schweizer Roger Federer 6:7 (7:9), 7:5, 4:6, 7:6 (7:2), 5:7.
Roger Federer war am Achtelfinal-Tag in Wimbledon für die ganz grosse Sensation besorgt. Der Münchensteiner schlug den Titelverteidiger und siebenfachen Champion Pete Sampras in fünf Sätzen und fügte dem Amerikaner im Rasen-Mekka die erste Niederlage seit fünf Jahren bei. Federers nächster Gegner ist entweder der Amerikaner Todd Martin oder der Brite Tim Henman.
Nach drei Stunden und 41 Minuten hochklassigem Tennis wars vollbracht, das 7:6 (9:7), 5:7, 6:4, 6:7 (2:7), 7:5 gegen «Mister Wimbledon» unter Dach und Fach. Roger Federer, der soeben den ersten von zwei Matchbällen verwandelt hatte, fiel auf die Knie und hängte dann aus lauter Freude über seinen Coup eine «Rolle seitwärts» an. Wieder auf den Beinen, streckte er die Arme in die Höhe und liess sich vom begeisterten Publikum mit einer Standing Ovation feiern.
So richtig zu begreifen, was er soeben vollbracht hatte, schien Federer erst, nachdem er sich auf seinem Stuhl am Rande des Courts nieder gelassen hatte. Da entlud sich die ganze Spannung, die er fürs erste Aufeinandertreffen mit Sampras und für seine Premiere im ehrwürdigen Centre Court aufgebaut hatte: Federer liess seinen Freudentränen freien Lauf.
Abgeklärt und ruhig
So sehr er nach seinem famosen Auftritt von den Gefühlen übermannt wurde, so abgeklärt und ruhig hatte sich Federer auf dem Platz gegeben. Selbst nach den beiden verlorenen Sätzen war keinerlei Bruch in seinem Spiel festzustellen; Federer zog sein hohes Niveau bis am Ende durch. Auch vergebene Breakchancen -im ersten und zweiten Satz liess er je einmal eine 40:0-Führung bei Aufschlag Sampras ungenutzt - vermochten ihn nicht vom erfolgreichen Weg abzubringen.
Sein Triumph basierte auf dem bestens funktionierenden Aufschlag - er schlug gleich viele Asse wie Sampras (25) und wies beim ersten Service eine 83-prozentige Erfolgsquote auf - und auf einer hervorragenden Return-Leistung. «Dass ich mein erstes Servicegame gleich zu null habe gewinnen können, hat mir natürlich zusätzliches Vertrauen gegeben», sagte Federer dazu. Dass er sich Mitte des zweiten Durchgangs vom Physiotherapeuten an den Adduktoren behandeln lassen musste, war derart kaum mehr der Rede Wert.
Federer sprach zu Recht von «meinem bisher grössten Sieg. Schliesslich war Pete früher mein grosses Vorbild. Es war ein grossartiges Gefühl. »Ein grosser Sieg war es nicht nur für ihn selber, sondern auch fürs ganze Turnier; Federer hat in Wimbledon sozusagen ein «Monument vom Sockel gestürzt», denn Sampras hatte hier nach seiner Viertelfinal-Niederlage im Jahre 1996 gegen den nachmaligen Turniersieger Richard Krajicek 31 Siege hintereinander gefeiert und viermal den Titel gewonnen.
Federer ist zudem der erste Spieler, der Sampras in Wimbledon in einem Fünfsatz-Spiel zu bezwingen vermochte. Ganz nebenbei vermieste Federer dem Amerikaner ein Jubiläum. Ein Sieg gegen den Schweizer hätte für Sampras den 100. Sieg auf Gras bedeutet. Seit Beginn der Open-Aera ist Federer erst der zweite Schweizer, der sich bei diesem Grand-Slam-Turnier für die Runde der letzten acht zu qualifizieren vermochte. Als bislang einzigem war dies 1985 Heinz Günthardt gelungen.
Federer trifft im Viertelfinale entweder auf Todd Martin (USA/23) oder Tim Henman (Großbritannien/6).
swissinfo und Agenturen

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