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Trio lässt Schweiz am Australian Open hoffen

Martina Hingis wird sich am Australian Open strecken müssen. Keystone

Die grösste Hoffnung der Schweiz am Australian Open bleibt Roger Federer. Das sagt ein Tennis-Experte im Gespräch mit swissinfo.

Dieser Inhalt wurde am 15. Januar 2006 - 18:34 publiziert

Federer, Martina Hingis und Patty Schnyder sind das Schweizer Top-Trio am Turnier in Melbourne, das am Montag beginnt.

Nach Ansicht von Michael Hasler, Redaktor beim Tennis-Magazin Smash, stehen die Chancen auf einen Sieg in einem Grand-Slam-Turnier für Federer gut, für die Schweizer Frauen wahrscheinlich weniger.

Federer trifft in der ersten Runde auf den Usbeken Denis Istomin, der sich für das Australian Open nicht qualifizieren musste (Wildcard). Hingis, ebenfalls mit Wildcard, spielt gegen die Russin Vera Zvonareva (Nr. 30 im Weltklassement WTP). Und die Gegnerin von Schnyder, die letztes Jahr unter die zehn Tops kam, heisst Eleni Daniilidou (Griechenland).

swissinfo: Kann Roger Federer diese Saison mit einem weiteren Sieg in einem Grand-Slam-Turnier starten?

Michael Hasler: Ich glaube, er ist immer noch der beste Tennisspieler, trotz der Niederlage gegen Tommy Haas am Kooyong Classic früher in diesem Monat. Er weiss, wie man einen Grand Slam gewinnt, und das ist das Wichtige. Wenn man schon mal einen Grand Slam gewonnen hat, ist man fähiger, einen weiteren zu gewinnen, weil das anders ist als ein Sieg an anderen Turnieren.

Federer ist nach einer Fussknöchelverletzung allerdings nicht in Bestform und scheint immer noch etwas handicapiert zu sein. Er bewegt sich nicht so elegant wie sonst.

Aber er wird besser und besser werden, weil er für sein Spiel nicht viel Kraft braucht. Er ist sehr ausgeglichen und spielt ein sehr cleveres Spiel. Wir werden dieses Jahr einen Federer in Topform erleben.

swissinfo: Inwieweit erhöht der Rückzug von Marat Safin, André Agassi und Rafael Nadal die Chancen Federers?

M.H.: Zweifelsohne macht dies das Turnier für Federer viel leichter. Und man darf nicht vergessen, dass der lokale Tennis-Held Lleyton Hewitt auch mit Verletzungen zu kämpfen hat. Hewitt ist ein sehr starker Gegner, besonders in einem Turnier vor eigenem Publikum. Aber er spielt im Moment nicht gut genug, um Federer zu gefährden.

swissinfo: Ist Martina Hingis für das Australian Open bereit?

M.H.: Ich bin mir nicht so sicher, dass sie schon bereit ist, sie wird dieses Turnier sicher nicht gewinnen. Vielleicht kommt sie unter die acht Besten, aber sie kann die besten Spielerinnen noch nicht schlagen. Das haben wir gesehen, als Hingis beim Sydney International gegen die Belgierin Justine Henin-Hardenne (WTP 8) verlor.

Hingis hat bisher ein angemessenes Comeback gehabt, sie braucht aber mehr Spiele gegen grosse Gegnerinnen. Das Frauentennis ist seit ihrem Rückzug viel kräftiger geworden, technisch hat es sich aber nicht verändert.

Hingis gehört immer noch zu den technisch besten Spielerinnen und hat einen hervorragenden Anschlag. Das werden ihre Hauptstärken später in dieser Saison sein. Sie muss aber physisch härter an sich arbeiten. Niemand weiss zudem, ob ihr Fuss wieder hundertprozentig in Ordnung ist.

swissinfo: Wird Patty Schnyder besser sein als Martina Hingis?

M.H.: Schnyder wird nicht besser sein als im letzten Jahr. 2005 machte sie ein gutes Turnier, weil sie leichte Gegnerinnen hatte. Aber dieses Jahr wird es harte Arbeit brauchen, um unter die vier Besten zu kommen.

Vielleicht war 2005 fast ein zu gutes Jahr für sie, und sie wird es schwer haben, dies im 2006 zu wiederholen. Physisch ist Schnyder in guter Form, aber ihr Anschlag ist nicht sehr gut, und sie muss ihr Spiel noch ein wenig finden.

swissinfo: Wer würde gewinnen, wenn Hingis und Schnyder aufeinander treffen würden?

Schnyder würde gewinnen, weil sie mehr gespielt hat. Die Gegnerin von Schnyder muss sehr viel laufen. Schnyder ist clever und spielt viel in die Ecken, was für Hingis im Moment ein zu grosses Problem wäre.

swissinfo: Schnyder scheint vergessen zu sein, seit Hingis wieder da ist.

M.H.: In der Schweiz liebt man Patty Schnyder oder man hasst sie. Sie hat einen leidenschaftlichen Charakter, sie hat nicht das Image des 'Nice-Guy' wie Federer, und vielen Leuten passt das nicht.

Zu Beginn war sie Liebkind von allen, aber dann wurde sie als wildes, kompliziertes Mädchen etikettiert. Und die Leute konzentrierten sich mehr auf ihre Eltern, ihre Liebhaber und ihren Mann als auf ihr Tennisspiel.

swissinfo: Könnte diese Zurückweisung sie zu einem besseren Spiel motivieren?

M.H.: Es ist hart für sie, weil sie zu den zehn besten Tennis-Spielerinnen stiess – eine Riesensache für eine Schweizerin – und dann aber nicht einmal für die Schweizer Sport Awards nominiert wurde. Schnyder spielt immer besser, wenn sie unter Druck steht oder zornig ist. Vielleicht wird ihr diese Zurückweisung helfen.

swissinfo-Interview: Matthew Allen
(Übertragung aus dem Englischen: Jean-Michel Berthoud)

Fakten

Das Australian Open 2006 findet vom 16. bis 29. Januar in Melbourne statt.

Als Grand Slam gelten vier grosse Turniere: Das Australian Open, Roland Garros in Paris, Wimbledon in London und das US Open in New York.

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In Kürze

Roger Federer ist Welt-Tennisspieler Nummer 1 und beim Australian Open als Nummer 1 gesetzt. Er gewann das Turnier 2004. 2005 verlor er im Halbfinal gegen den Turniersieger Marat Safin.

Martina Hingis spielt als Wildcart-Selection im ersten Grand-Slam-Turnier seit ihrem Comeback von einer dreijährigen Verletzung. Sie gewann das Australian Open 1997-1999 dreimal hintereinander. Ihr letzter Australian-Open-Sieg war zugleich der letzte ihrer fünf Grand-Slam-Titel.

Patty Schnyder stiess letztes Jahr zu den Top-Ten vor und gilt derzeit als die Nummer 7. 2004 kam sie am Australian Open bis in den Halbfinal, 2005 bis in den Viertelfinal. Sie hat noch nie einen Grand-Slam-Titel gewonnen.

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