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Tod und Zerstörung bei Jahrhundert-Hochwasser im Wallis

In Stalden-Neubrück riss ein Erdrutsch vier Häuser mit sich und verschüttete zwei Menschen. Keystone

Anhaltende Regenfälle haben dem Wallis Tod und Verwüstung gebracht. Bis zum Sonntagabend (15.10) wurde eine Frau tot geborgen. Die Hoffnung für die 15 Vermissten schwindet. Tausende von Menschen wurden evakuiert. Die Lage blieb am Abend prekär.

Dieser Inhalt wurde am 15. Oktober 2000 publiziert Minuten

Am schwersten heimgesucht wurde das Grenzdorf Gondo südlich des Simplonpasses. Eine Schlammlawine riss am Samstagmorgen innert Sekunden einen Teil des Ortes in das Flüsschen Doveria hinunter. Die 150-köpfige Bevölkerung wurde evakuiert. Von 13 Bewohnern fehlte auch am Sonntagabend jede Spur, die Hoffnung auf Überlebende war gering. Die Suche wurde unter Lebensgefahr fortgesetzt.

Vermisst wurden auch zwei Menschen in Stalden-Neubrück, wo ein Erdrutsch vier Häuser mitriss. Ein erstes Todesopfer wurde am Sonntagabend im Unterwallis geborgen. Eine Autofahrerin war auf der Passstrasse des Grossen St. Bernhards oberhalb von Martigny in einen Erdrutsch geraten.

Hunderte von Helfern des Zivilschutz, der Feuerwehr und der Armee standen im Dauereinsatz. Bundespräsident Adolf Ogi und der Walliser Bundesrat Pascal Couchepin flogen am Sonntagnachmittag nach Simplon Dorf, um der evakuierten Bevölkerung von Gondo die Betroffenheit und die Solidarität der Regierung mitzuteilen.

Keine Entspannung in Sicht - Lage bleibt dramatisch

Die Krisenstäbe malten am Sonntagabend in Sitten in Erwartung neuer Niederschläge und in Erinnerung an die Verwüstung von Brig 1993 ein düsteres Bild. Die Lage habe sich verschlechtert. Im ganzen Rhonetal seien Dämme durch die Hochwasser führenden Flüsse erosionsgefährdet. In Saint-Pierre-de-Clages, in Kalpetran im Mattertal sowie in Fully und in Martigny wurden Menschen aus Sicherheitsgründen evakuiert. In St. Pierre-de-Clages brach am Abend der Rhonedamm auf einer Länge von etwa hundert Metern ein. Keine Gefahr drohte laut Experten von den 13 zum Teil randvollen Staudämmen.

Auf den Verkehrswegen im Wallis war an vielen Orten kein Durchkommen. Der Bahnverkehr wird laut SBB voraussichtlich während mehreren Tage unterbrochen bleiben. Die Autobahn A9 zwischen Riddes und St-Maurice wurde geschlossen. Der Autoverkehr wurde über die Kantonsstrasse umgeleitet. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, möglichst in den Häusern zu bleiben und Telefonate zu vermeiden.

Zahlreiche Tote in Norditalien

Überschwemmungen gab es auch im Tessin und im Berner Oberland, wo vorerst keine Opfer gemeldet wurden. In Locarno wurden am Sonntag wegen Hochwassers des Langensees 60 Menschen aus einer Privatklinik und einem Hotel evakuiert. Bei Überschwemmungen in den Amtsbezirken Interlaken, Frutigen, Obersimmental und Saanen wurden mehrere Gebäude beschädigt. Die sintflutartigen Regenfälle suchten auch weite Teile Norditaliens heim. Besonders betroffen war das Aosta-Tal; hier und im übrigen Piemont kamen mindestens sieben Menschen ums Leben.


swissinfo und Agenturen

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