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Tessiner lehnen erstmals ein Strassenprojekt ab

Es gibt keine Schneise durch die Magadino-Ebene.

Die Tessiner haben am Sonntag die Planung einer Schnellstrasse durch die Magadino-Ebene abgelehnt und damit einen Planungskredit in der Höhe von 4,6 Mio. Franken verworfen.

Dieser Inhalt wurde am 30. September 2007 publiziert

Es ist das erste Mal, dass sie einem Strassenprojekt eine Abfuhr erteilen. Umweltschützer fordern nun eine neue Verkehrspolitik.

Vor der Abstimmung habe man gewusst, dass die Tessiner gerne mit dem Auto fahren würden. Jetzt wisse man, dass sie auch ein grünes Herz hätten, sagte Francesco Maggi, Grossrat der Grünen am Sonntag. Die Botschaft des Volkes sei klar: Die Magadino-Ebene sei die letzte noch intakte grosse Grünzone des Kantons und müsse geschützt werden.

Die Umweltverbände forderten den Staatsrat nach dem ihrer Ansicht nach "historischen Ergebnis" auf, die Bahnlinie zwischen Locarno und Bellinzona auszubauen und das ÖV-Angebot zu erweitern.

Gegen den Bau einer Schnellstrasse sperren sie sich nicht. Sie fordern aber eine Streckenführung, welche die Grünzonen und die Landwirtschaftsbetriebe in der Magadino-Ebene nicht tangiert.

Kanton soll die "Panoramica" prüfen

Im Abstimmungskampf hatten sie die so genannte "Panoramica" ins Spiel gebracht, eine Strasse, die am Rand der Magadino-Ebene verläuft. "Ab Montag", fordert Maggi, "sollen die Beamten des Kantons diese Strecke auf ihre Machbarkeit und Finanzierung hin überprüfen".

Umweltdirektor Marco Borradori (Lega) hatte im Abstimmungskampf betont, dass man man verschiedene Varianten analysiert habe. Man sei zum Schluss gekommen, dass eine Strasse quer durch die Magadino-Ebene die sinnvollste Lösung sei. Deshalb beantragte der Kanton einen Planungskredit in der Höhe von 4,6 Mio. Franken.

Teures "Nein"

Im Abstimmungsbüchlein wurde vor den Konsequenzen eines Nein gewarnt. Dadurch würde der Bau einer raschen Verbindung zwischen Locarno und Bellinzona - und damit ans nationale Autobahnnetz - um mindestens zwanzig Jahre verzögert oder gar für immer auf Eis gelegt.

Zudem riskiere der Kanton, fest eingeplante Bundessubventionen in der Höhe von 344 Mio. Franken zu verlieren. Die Mehrheit der 42% der Stimmbürger, die an die Urne gingen, schlug diese Warnungen jedoch in den Wind.

Landschaft zubetoniert

Im Tessin scheint ein Sinneswandel stattgefunden zu haben.

Vor allem im südlichen Teil des Tessins wurden in den letzten Jahrzehnten die einst von der Landwirtschaft geprägten Grünzonen rücksichtslos mit Strassen und Einkaufszentren zubetoniert. Heute sind dort die Strassen derart überlastet, dass man oft kaum noch vorwärts kommt.

Maggi bezeichnet das Abstimmungsergebnis vom Sonntag denn auch als "ein lautes Basta": "Die Tessiner wollen diejenigen Gegenden ihres Kantons noch retten, die man noch retten kann."

swissinfo und Agenturen

Fakten

Nein: 49'057
Ja: 40'855
Stimmbeteiligung: 44%

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Die Magadino-Ebene

Die Magadino-Ebene befindet sich im Kanton Tessin. Sie liegt in der Mitte des Städtedreiecks Lugano, Bellinzona und Locarno und weist neben urbanen Zentren insbesondere eine Landwirtschaftszone und ein geschütztes Moorgebiet ("Bolle di Magadino") auf.

Zwischen 1960 und 2000 stieg die Gesamtbevölkerung der Gemeinden in der Magadino-Ebene von 13'000 auf 29'000 Personen.

Mit einer Zunahme von 125% verzeichnete die Magadino-Ebene somit eine der grössten Wachstumsraten des Kantons Tessin.

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"Bolle di Magadino"

Die "Bolle di Magadino" ist eine der neun Auenlandschaften, denen die Schweizerische Akademie für Naturwissenschaften internationale Bedeutung zuerkannte. Das Auengebiet liegt in einem Delta, das von den beiden Flüssen Ticino und Verzasca gebildet wird.

Dieses Auengebiet ist der letzte Überrest einer Naturlandschaft, die sich einst auf die gesamte Magadino-Ebene erstreckte.

Die "Bolle di Magadino" bilden mit ihren Schilfgürteln, Tümpeln und Auwäldern ein artenreiches Biotop für seltene Tier- und Pflanzenarten.

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