Telenor konzentriert sich auf Indien - schnelles Wachstum fortgesetzt
HAMBURG (awp international) - Der nach Kundenzahl fünftgrösste Mobilfunkkonzern der Welt, Telenor, setzt sein schnelles Wachstum in Indien fort. Schon zwei Monate nach Start des neuen Netzes der Tochter Uninor verbucht der norwegische Telekomgigant mehr als 2,5 Millionen Kunden auf dem Subkontinent. Indien sei die künftige Wachstumsmaschine des Konzerns, sagte Telenor-Asien-Vorstand Sigve Brekke der "Financial Times Deutschland" (Dienstag). "Unser Ziel ist, in sieben bis zehn Jahren acht bis neun Prozent des indischen Marktes zu erobern." Dies entspreche 80 bis 90 Millionen Kunden.
Anders als zum Beispiel die Deutsche Telekom oder France Telecom hat sich der norwegische Ex-Telefonmonopolist nach der Asienkrise Ende der 90er-Jahre nicht aus der Region zurückgezogen, sondern im Gegenteil massiv in den Aufbau eigener Netze investiert. "Als andere Telekomkonzerne aus Asien geflüchtet sind, waren unsere Mitarbeiter dorthin unterwegs, um neue Geschäfte auszuloten", sagte Brekke. Inzwischen gehört Telenor neben Vodafone zu den grössten Handynetz-Betreibern der Region mit knapp 80 Millionen Kunden in Pakistan, Bangladesh, Malaysia und Thailand. Die asiatischen Töchter hätten sich dabei trotz Krisen in einzelnen Ländern als stabiler Wachstumsmotor des Konzerns erwiesen, sagte Brekke.
FOKUS AUF SKANDINAVIEN UND ASIEN
Telenor hat laut eigenen Angaben mehr als 175 Millionen Handykunden in den nordischen Heimatmärkten, bei seinen Tochterfirmen in Osteuropa und Asien unter Vertrag - deutlich mehr, als die Deutsche Telekom in Osteuropa sowie den USA. Einzelne Branchenbeobachter empfehlen inzwischen den Bonnern sogar, die Strategie Telenors zu kopieren, um weiter als global führendes Unternehmen wahrgenommen zu werden: Andernfalls würde aus dem Konzern in Zukunft "nur noch ein regionaler Anbieter", warnte kürzlich etwa Steven Hartley vom britischen Beratungshaus Ovum.
Um in Asien erfolgreich zu sein, hat Telenor radikal mit den üblichen Geschäftsmodellen gebrochen. Während zum Beispiel die Deutsche Telekom Dutzende Milliarden Euro in den Erwerb von UMTS-Lizenzen sowie den Kauf von Mobilfunktöchtern im Ausland wie der jetzt kränkelnden T-Mobile USA steckte, hielt sich Telenor in Europa ausserhalb Skandinaviens zurück. Die Norweger trennten sich zudem von Minderheitsbeteiligungen an der deutschen Viag Interkom (heute O2) oder dem inzwischen in Orange aufgegangenen österreichischen Netzbetreiber One.
Die Verkaufserlöse investierte der Staatskonzern stattdessen in Einfachstnetze wie das der Tochter Grameenphone, des Marktführers in Bangladesh, dessen Kunden je Monat umgerechnet nur 2,50 Euro Umsatz generieren. In Indien, so Telenor-Vorstand Brekke, sei die Herausforderung noch grösser: Dort gelte es, selbst bei Telefonminutenpreisen von deutlich unter 1 EuroCent profitabel zu sein. Schliesslich rangeln elf Netzanbieter um die Kundschaft auf dem 1,2 Milliarden Menschen zählenden Subkontinent./fn/tw