TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Dienstag, 1. Juni 2010
EINBUSSE: Der Aufschwung der Schweizer Wirtschaft hat im ersten Quartal 2010 an Tempo eingebüsst. Das Bruttoinlandprodukt nahm gegenüber dem Vorquartal um 0,4 Prozent zu. Gleichzeitig revidierte das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) das Wachstum im Vorquartal von 0,7 auf 0,9 Prozent nach oben. Und im Jahresvergleich nahm die Wirtschaftsleistung um 2,2 Prozent zu. Das ist das stärkste Plus seit dem zweiten Quartal 2008, als die Finanzkrise begann, auch die Realwirtschaft in die Tiefe zu reissen. Ökonomen hatten mit einer Zunahme von 1,7 bis 2,3 Prozent aufs Jahr gerechnet. Im Quartalsvergleich waren sie von 0,6 bis 0,9 Prozent ausgegangen und damit etwas zu optimistisch gewesen.
ÜBERNAHME: Die Body-Shop-Läden in der Schweiz gehören neu Coop. Der Detailhändler übernimmt sämtlich 37 Läden. Ein Kaufpreis nennt das Unternehmen aber nicht. Das auf Kosmetik und Körperpflege spezialisierte Unternehmen Body Shop Switzerland werde als eigenständiges Unternehmen weitergeführt. Ivan Levy, Mitbegründer und Eigentümer, bleibe weiterhin Chef des Unternehmens. Auch sämtliche 192 Mitarbeitende werden weiterbeschäftigt. Das Unternehmen erhalte einen Verwaltungsrat mit drei Personen. Das Präsidium übernimmt Joos Sutter, Chef der Handelssparte (Trading). In diese wird Body Shop als neue Tochter denn auch integriert. Body Shop, heute im Besitz von L'Oreal, wurde 1976 von der Engländerin Anita Roddick gegründet.
GEWINNEINBRUCH: Der Energiekonzern EGL hat mit einem Projekt in Süditalien viel Geld in den Sand gesetzt. Weil sich für ein Gaskraftwerk-Vorhaben in Salerno bisher kein Käufer fand, zieht sich die Axpo-Tochter von dem Vorhaben zurück und bleibt auf fast 50 Mio. Fr. Abschlusskosten sitzen. "Abschreibungen bei Projekten wird es immer geben", sagte Konzernchef Hans Schulz vor den Medien in Zürich mit Blick auf das Verlust-Engagement "Energy Plus". Schon im März hatte die Gesellschaft bekannt gegeben, sich auf drei Gaskombi-Kraftwerke in Italien beschränken zu wollen und dabei darauf hingewiesen, dass sie deutlich tiefere Gewinn erwarte.
UMSATZRÜCKGANG: Der Honorar-Umsatz der Berater-Branche in der Schweiz sank 2009 um vier Prozent auf 1,25 Mrd. Franken. Der Rückgang kam für den Verband aber nicht überraschend. Vor allem technologienahe Beratungsunternehmen seien davon betroffen gewesen. Während die Branchenleader und mittelgrossen Beratungsunternehmen ihre Kapazitäten um bis zu 10 Prozent reduzieren mussten, hätten die kleinen Unternehmen beim Umsatz aber zugelegt. Auch inhaltlich hinterliess die Krise Spuren: So hätten die Kunden vor allem Unterstützung gebraucht für prozessbezogene Kostenreduktionsprogramme. Vermehrt gefragt waren auch kosteneffiziente Geschäftsmodelle. Für das laufende Jahr rechnet Asco damit, dass sich der Umsatz wieder auf das Niveau vom Vorjahr erholen und um vier Prozent zulegen wird.
VERBESSERUNG: Die Finanzierungsbedingungen der Schweizer KMU haben sich laut einer Umfrage des Staatssekretariates für Wirtschaft (SECO) verbessert. Es gebe nach wie vor keinerlei Anzeichen einer Kreditklemme. Von den kleinen und mittleren Unternehmen, die kürzlich auf einen Bankkredit angewiesen waren, sind 7 Prozent auf Ablehnung gestossen, gegenüber 9 Prozent im letzten Herbst und 4 Prozent vor einem Jahr. Wie im Vorjahr verfügen 68 Prozent der KMU über keinen Bankkredit. Von den Unternehmen mit einem Bankkredit, die in den letzten zwölf Monaten Finanzierungsbedarf aufwiesen, gaben 65 Prozent an, dass der Zugang zur Finanzierung gut ist. Im Vorjahr hatte der Wert erst 50 Prozent betragen. 35 Prozent stellten in den letzten zwölf Monaten eine generell schwierigere Situation fest.
GEWINN: Die Billigfluglinie Ryanair ist trotz der Wirtschaftskrise im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder in den schwarzen Zahlen gelandet. Nachdem Ryanair ein Jahr zuvor noch Verluste gemacht hatte, legte der Umsatz im Jahr 2009/2010 (bis 31. März) im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf knapp 3 Mrd. Euro zu. Unter dem Strich verdiente Ryanair 305 Mio. Euro. Ein Jahr zuvor hatte die Linie noch ein Verlust von 169 Mio. Euro eingeflogen. In den kommenden Monaten will Ryanair die Passagierzahl um 11 Prozent auf 73,5 Mio. pro Jahr steigern.
ERHOLUNG: Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat im Mai seinen Erholungskurs fortgesetzt. Die Behörden registrierten die niedrigste Arbeitslosigkeit in einem Mai seit 1992. Die Zahl der Arbeitslosen fiel auf 3,242 Millionen. Dies waren 165'000 weniger als im April und 217'000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote fiel im Monatsvergleich um 0,4 Punkte auf 7,7 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie bei 8,2 Prozent gelegen. In der Eurozone ist die Arbeitslosenquote im April aber überraschend höher: Die saisonbereinigte Quote ist von 10,0 Prozent im Vormonat auf 10,1 Prozent gestiegen. Ökonomen hatten mit einer unveränderten Quote gerechnet. Vor einem Jahr hatte die Quote noch bei 9,2 Prozent gelegen. Eurostat schätzt die Gesamtzahl der Erwerbslosen im Währungsraum auf 15,86 Millionen Menschen.
WARNUNG: Die Europäische Zentralbank (EZB) verschärft den Ton gegenüber den internationalen Rating-Agenturen. Die staatlichen Notenbanken seien zu sehr von den Einschätzungen der Agenturen abhängig. Dies sei "völlig unbefriedigend", sagte EZB-Ratsmitglied Christian Noyer auf einer Konferenz in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Noyer, der auch Chef der französischen Notenbank ist, warf den Rating-Agenturen schwere Fehler bei der Einstufung staatlicher Anleihen unter anderem im Fall Griechenlands vor. Die Abwertung der Kreditwürdigkeit einiger Euro-Staaten hatte zum Kurszerfall der europäischen Gemeinschaftswährung in den vergangenen Wochen beigetragen. Die Europäische Kommission prüft derzeit schärfere Auflagen für Rating-Agenturen in Europa.
STELLENABBAU: Der weltgrösste Technologiekonzern Hewlett-Packard will in den nächsten drei Jahren 3000 Stellen streichen. Insgesamt seien zunächst 9000 Arbeitsplätze betroffen. 6000 davon sollten aber wieder besetzt werden. Insgesamt beschäftigt der Hersteller von Druckern, Computern und Servern weltweit 304'000 Mitarbeiter. Die Umstrukturierung belastet den Konzern mit einer Milliarde Dollar. Die Hälfte davon soll im dritten Quartal diesen Geschäftsjahres verbucht werden.