TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Donnerstag, 25. März
RIESENBONI BEI DER CS: Auf die Topkader der Credit Suisse wartet ein Geldregen. 148,9 Millionen Franken Lohn teilen sich Konzernchef Brady Dougan und seine 12 Geschäftsleitungskollegen für 2009. 132,4 Mio. Fr. davon sind Boni. Im Schnitt kassiert jedes Mitglied der Konzernleitung 11,4 Mio. Franken. Zum Spitzenverdiener wird Dougan durch seinen Mega-Bonus von 17,9 Mio. Franken und die Riesensummen aus dem Langfrist-Prämienprogramm PIP (Performance Incentive Plan), das Ende dieses Monats endet. Wieviel genau das ist, erfährt man noch nicht. Dougans Grundsalär sind vergleichsweise moderate 1,25 Mio. Franken, wie im Geschäftsbericht veröffentlicht wurde. Fürstlich entlöhnt wird der Verwaltungsrat, dessen Gesamtbezüge mit 22,2 Mio. Fr. gegenüber 2008 verdoppelt wurden. Präsident Hans-Ulrich Doerig, erst seit März 2009 im Amt, bekommt 6,5 Mio. Franken, davon 4,7 Mio. Fr. als Bonus. Zum Vergleich: UBS-Präsident Kaspar Villiger begnügte sich mit 677'000 Franken.
GROSSER ABSCHREIBER BELASTET RUAG: Für die Ruag ist der Weg vom staatlichen Rüstungsbetrieb zum modernen Technologiekonzern holprig. 2009 musste das bundeseigene Unternehmen eine happige Abschreibung von 160 Mio. Fr. machen, weil die Produktion von Flugzeugteilen doch nicht so lukrativ ist wie einst angenommen. Diese riss das Ergebnis der Ruag in die Tiefe. Unter dem Strich verbuchte der Konzern einen Reinverlust von 107 Mio. Franken, nachdem er im Jahr zuvor noch einen Gewinn von 51 Mio. Fr. einfahren konnte. Der Verlust steht in Kontrast zum eigentlich positiven Geschäftsgang der Ruag im vergangenen Jahr. So stieg der Umsatz des gesamten Konzerns ingesamt um 10,3 Prozent auf 1,696 Mrd. Franken. Mit fünf von sechs Unternehmenssparten schrieb die Ruag vergangenes Jahr Gewinn.
LONZA BAUT RUND 200 STELLEN AB: Der Basler Pharmazulieferer Lonza streicht in Visp 193 Stellen. Dabei sei mit rund 30 Entlassungen zu rechnen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Der Abbau in Visp ist Teil der Ende Oktober angekündigten Streichung von rund 450 Stellen. Lonza will die Fixkosten in dem Walliser Werk sowie in Basel in den nächsten 18 Monaten um rund 40 Mio. Fr. drücken. Die Abklärungen für den Standort Basel sind noch im Gang. Da in Visp auch Mitarbeitende mit Kollektivarbeitsvertrag betroffen sein werden, will Lonza die so genannte Ausbildungsvereinbarung kündigen. Laut Gewerkschaft Syna ist in der erst vor einem Jahr unterschriebenen Vereinbarung festgehalten, dass es bis 2014 keine Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen geben werde.
ORIOR ZURÜCK AN DIE BÖRSE: Nach zehn Jahren Pause will der Lebensmittelhersteller Orior wieder an die Schweizer Börse. Die Kotierung ist noch in diesem Frühling geplant. Im Rahmen des Börsengangs beabsichtigt die Beteiligungsgesellschaft Capvis, einen guten Teil ihres Mehrheitsanteils zu verkaufen. Seit 2006 befindet sich Orior zu rund 80 Prozent im Besitz von Capvis. Der Rest des Kapitals liegt in den Händen des Managements. Nach dem erfolgreichen und profitablen Wachstum der Gruppe in den vergangenen Jahren sieht Orior jetzt den richtigen Zeitpunkt für den Börsengang. Orior mit Sitz in Zürich stellt beispielsweise Salami, Bündnerfleisch, Pasta, Polenta, Rindshamburger oder Fertiggerichte her.
WEKO ERMITTELT GEGEN NIKON: Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (WEKO) hat eine Untersuchung gegen Nikon eingeleitet. Wie sie mitteilte, geht es um die mögliche Behinderung von Parallelimporten. Bei Nikon Schweiz wurde eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Die WEKO wurde aufgrund einer Anzeige tätig. Wie sie schreibt, liegen ihr Anhaltspunkte vor, dass Nikon Parallelimporte seiner Fotoprodukte in die Schweiz behindert oder verhindert hat. Die Untersuchung soll zeigen, ob sich der Verdacht erhärtet. Die WEKO hatte im Dezember 2009 im ähnlich gelagerten Fall der Zahnpasten Elmex und Meridol die Herstellerfirma Gaba International zu einer Busse von 4,8 Millionen Franken verurteilt.
WENIGER ERDGAS VERBRAUCHT: In der Schweiz ist im vergangenen Jahr weniger Erdgas verbraucht worden. Der Absatz sank um 4 Prozent auf 34,817 Milliarden Kilowattstunden. Hauptgrund für den Rückgang ist das wesentlich wärmere Wetter mit 5 Prozent weniger Heizgradtagen als 2008, wie der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) mitteilte. Hinzu kam die schwächere Nachfrage aus der Industrie wegen der Rezession. Das Erdgas-Netz sei aber um rund 300 Kilometer erweitert und 13 Gemeinden neu erschlossen worden. Das unterirdische Transportsystem umfasst inzwischen eine Länge von über 18'000 Kilometern. Die Zahl der Erdgas-Fahrzeuge stieg innert einem Jahr um 1500 auf rund 8700. Das Tankstellennetz in der Schweiz umfasst heute 119 Stationen.
MEHR BESUCHER AN DER "BASELWORLD": Die Weltmesse für Uhren und Schmuck "Baselworld 2010" spürt nach der Krise wieder Aufwind: Mit 100'700 Fachbesucherinnen und -besuchern hat sie gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 7 Prozent vezeichnet. Sehr zufrieden hätten sich über den Geschäftsverlauf zudem die Aussteller geäussert, teilte die Messe Schweiz weiter mit. Die "Baselworld" ging nach acht Tagen zu Ende. Sie gilt weltweit als Leitmesse für die Uhren- und Schmuckindustrie.
HAPIMAG TROTZT BRANCHENTREND: Im Kontrast zur übrigen Reisebranche hat die Wirtschaftskrise den Ferienanbieter Hapimag nicht in die Tiefe gerissen. Im Gegenteil: Der Zuger Anbieter von Ferienwohnrechten hat im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis erzielt. Der Gruppenumsatz sei um 3,7 Prozent auf 171,6 Mio. Euro gestiegen, sagte Hapimag-Chef Kurt Scholl auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Der Betriebsgewinn (EBIT) sank zwar von 2,7 Mio. auf 2,4 Mio. Euro. Weil Hapimag aber im Gegensatz zum Vorjahr fast keine Währungsverluste erlitt, vervierfachte sich der Reingewinn auf 2 Mio. Euro.
DEUTSCHE BAHN MIT GEWINNEINBRUCH: Bei der Deutschen Bahn ist der Gewinn im vergangenen Jahr angesichts der Wirtschaftskrise deutlich gesunken. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sackte um 32,1 Prozent auf 1,69 Mrd. Euro, wie der Staatsbetrieb mitteilte. Unter dem Strich schmolz der Gewinn auf 830 Mio. Euro nach 1,3 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Der Umsatz gab um 12,3 Prozent auf 29,3 Mrd. Euro nach. Die globale Konjunkturflaute traf vor allem den Güterverkehr auf der Schiene und die Logistik. Die Zahl der Fahrgäste war fast stabil.
HYPO-REAL-ESTATE-CHEF GEHT: Der Chef des verstaatlichen deutschen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE), Axel Wieandt, ist überraschend zurückgetreten. Wieandt sei auf eigenen Wunsch mit sofortiger Wirkung von seinen Pflichten entbunden worden. Nachfolgerin wird Manuela Better, die in der HRE-Konzernleitung bisher für das Risikomanagement verantwortlich war. Die HRE musste in der Finanzkrise mit Hilfen in Höhe von rund 100 Mrd. Euro gestützt werden und ist zum Symbol gescheiterter Banken geworden. Sie ist in Deutschland der grösste Sanierungsfall der Finanzkrise. Es war befürchtet worden, dass eine Pleite der HRE viele andere Geldhäuser mit in den Abgrund gerissen hätte.
DUBAI LÖFFELT SUPPE AUS: Das einstige Boom-Emirat Dubai steht überraschend für die kompletten Milliarden-Schulden seines Baukonzerns Nakheel gerade. Die Regierung werde die Anleihen binnen acht Jahren vollständig zurückzahlen, teilte der Golfstaat mit. Das Emirat stützt Nakheel und dessen Mutterkonzern Dubai World mit 9,5 Mrd. Dollar. 8 Milliarden sollen in Nakheel gepumpt werden, der Rest in Dubai World. Schulden von Dubai World beim Staat von 8,9 Mrd. Dollar und Nakheel-Verbindlichkeiten von 1,2 Mrd. Dollar sollen in Anteile umgewandelt werden. Der Aktienmarkt in Dubai schloss 4,3 Prozent höher und fuhr damit den höchsten Tages-Gewinn seit elf Jahren ein.