TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Donnerstag, 20. Oktober 2011
UMSATZEINBUSSEN: Dem Lebensmittelkonzern Nestlé macht der Höhenflug des Frankens stark zu schaffen. Der Umsatz sank in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 13,5 Prozent auf 60,9 Mrd. Franken. Nestlé beziffert die negativen Auswirkungen des starken Frankens auf 15,1 Prozent des Umsatzes. Um Wechselkurs- und Akquisitionseffekte bereinigt stiegen die Erträge um 7,3 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein organisches Wachstum, das leicht über dem langfristigen Ziel von fünf bis sechs Prozent liegt.
MEHR UMSATZ: Der Industriekonzern OC Oerlikon hat seinen Umsatz in den ersten neun Monaten um 24 Prozent auf 3,08 Mrd. Fr. gesteigert. Der Auftragsbestand lag Ende September bei 1,69 Mrd. Fr. und damit 7 Prozent über dem Vorjahr. Der Bestellungseingang in den ersten drei Quartalen lag mit 3,19 Mrd. Franken aber leicht unter dem Vorjahr. Gewinnzahlen machte der Konzern nicht publik. Das durch eine Rosskur im Vorjahr gerettete Industriekonglomerat rechnet jedoch für das laufende Jahr mit einer besseren Profitabilität als bisher erwartet.
WENIGER UMSATZ: Der Pharma- und Biotechnologiekonzerns Actelion verzeichnet für die ersten neun Monate einen tieferen Umsatz. Die Erträge sanken im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent auf 1,29 Mrd. Franken. Mitverantwortlich dafür ist das schwache dritte Quartal, in dem das Unternehmen 401,8 Mio. Fr. und damit 11 Prozent weniger erwirtschaftete. Einen negativen Einfluss hatte der starke Franken. In Lokalwährungen gerechnet stieg der Umsatz um 5 Prozent. Auch die in Zusammenhang mit dem verlorenen Rechtsstreit gegen den japanischen Konkurrenten Asahi Kasei verbuchten Rückstellungen in Höhe von 485,2 Mio. Fr. schlugen sich im Resultat für die ersten drei Quartale nieder.
SINKENDE EXPORTE: Die Schweizer Exporte sind im dritten Quartal gesunken. Gegenüber dem Vorjahr gingen die Ausfuhren um 1 Prozent auf 47 Mrd. Fr. zurück. Weil gleichzeitig die Importe sanken, erhöhte sich der Handelsbilanzüberschuss um 11,5 Prozent auf 5,3 Mrd. Franken. Für die ersten drei Quartale summierten sich die Exporte bei stark rückläufigen Güterpreisen auf 147 Mrd. Franken, was einem Plus von 2,4 Prozent entspricht. Besonders gut entwickelte sich der Handel mit Asien. Die Ausfuhren in diese Region wuchsen in den ersten neun Monaten um 10,8 Prozent auf 31,7 Mrd. Franken, während die Exporte in andere europäische Länder praktisch stagnierten.
ARBEITSMARKT NOCH ROBUST: Das Stellenangebot in der Schweiz ist trotz der weltweit unsicheren Wirtschaftslage bislang stabil geblieben. Dies zeigt der Adecco Swiss Job Market Index, der im dritten Quartal nur um 2 Prozent auf 97,2 Punkte gesunken ist. Die Zahl ausgeschriebener Stellen lag um 15 Prozent höher als im Vorjahresquartal und nur um 6 Prozent unter dem Höchststand vom Juni 2008. Allerdings könnte sich die Situation bald verschlechtern. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte bei 94 Finanzchefs grosser Schweizer Unternehmen wollen 69 Prozent die Personalrekrutierung in den kommenden 12 Monaten zurückfahren. Nur noch 9 Prozent planen, neue Mitarbeiter einzustellen.
NEUERLICHER STREIK: Ein Generalstreik hat das öffentliche Leben in Griechenland am zweiten Tag in Folge weitgehend lahmgelegt. Der Ausstand betraf erneut den öffentlichen Nahverkehr und die Verwaltung des Landes. Auch Schulen und zahlreiche Geschäfte blieben geschlossen. Erneut gingen Zehntausende auf die Strasse, um gegen die Sparpolitik der Regierung zu protestieren. Das griechische Parlament hatte am Mittwochabend in einer Grundsatzabstimmung für eine weitere Verschärfung des Sparkurses gestimmt. Die Sparmassnahmen sind eine Voraussetzung für die Auszahlung weiterer Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) für das hochverschuldete Land.
SCHÄRFERE REGELN: Die EU-Kommission will Betrug und Spekulation an den Finanzmärkten einen Riegel vorschieben. Wer Insiderhandel betreibt oder Kurse manipuliert, soll in der EU künftig nicht mehr ohne Strafe davonkommen. Dazu schlägt die Kommission eine Revision der Finanzdienstleistungsrichtlinie (Mifid) sowie eine Finanzmarkt-Verordnung vor. Ziel der Reform ist es, die Finanzmärkte sicherer und transparenter zu machen, damit sie von den Aufsichtsbehörden besser überwacht werden können. Unter anderem soll der schnelle Computerhandel an den Börsen bei gefährlichen Kursschwankungen gestoppt werden.