TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Montag, 17. Oktober 2011
UNTERHALTSDIENSTE: Der britische Sicherheitskonzern G4S übernimmt den dänischen Reinigungs- und Servicekonzern ISS. Wie ISS in Kopenhagen mitteilte, zahlt G4S für das Unternehmen insgesamt 5,2 Mrd. britische Pfund (8,3 Mrd. Franken). Die Hälfte der Summe soll in bar an die bisherigen ISS-Eigentümer überwiesen werden. Die andere Hälfte werde den Finanzfonds, die ISS bisher kontrollierten, in G4S-Aktien abgegolten. ISS ist auch mit mehr als 30 Niederlassungen in der Schweiz präsent. Das Unternehmen bietet mit rund 10'800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein breites Spektrum von Reinigungs- und Unterhaltsdienstleistungen an. G4S ist in der Schweiz nicht tätig.
STREIKWELLE: Aus Protest gegen den Sparkurs ihrer Regierung haben Arbeitnehmer in Griechenland massive Streiks gestartet, die im Laufe der Woche noch ausgeweitet werden sollen. Zwischen Piräus und den Ägäis-Inseln gab es keine Fährverbindung. Die Müllabfuhr streikte den zehnten Tag infolge: Müll lag in fast allen Stadtteilen Athens, obwohl die Regierung Privatunternehmen damit beauftragt hat, die Müllberge zu beseitigen. Der Bürgermeister schlug vor, dass das Militär die Müllabfuhr übernehmen könne. Die Streikenden protestieren gegen geplante Kürzungen ihrer Gehälter sowie gegen Entlassungen. Am Donnerstag will das Parlament in Athen ein neues Gesetz billigen, mit dem erstmals seit 100 Jahren Entlassungen von Staatsbediensteten ermöglicht werden sollen.
iPHONE I: Im Ideenklau-Streit zwischen Apple und Samsung nimmt der südkoreanische Konzern immer mehr das neue iPhone 4S ins Visier. Samsung will den Vertrieb des neuen Apple-Smartphones jetzt auch in Japan und Australien stoppen lassen. Zuvor hatte Samsung bereits entsprechende Einstweilige Verfügungen in Frankreich und Italien beantragt. "Wir gehen jetzt wieder in die Gegenoffensive", zitierte das "Wall Street Journal" am Montag einen Samsung-Sprecher. In Japan wollen die Südkoreaner auch den Vertrieb des vorherigen iPhone 4 und des Tablet-Computers iPad 2 stoppen lassen. Demgegenüber ist der Vertrieb des Tablet-Computers Galaxy Tab 10.1 von Samsung in Deutschland und Australien
PHARMA: Der Pharmakonzern Roche übernimmt den im kalifornischen San Diego ansässigen Wirkstoffentwickler Anadys. Roche zahlt dafür 230 Mio. Dollar (rund 205 Mio. Franken) in bar, wie das Unternehmen mitteilte. Anadys entwickle kleinmolekulare Therapeutika zur Behandlung von chronischen Hepatitis-C-Infektionen. Das in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittene Medikament, Setrobuvir, werde derzeit in klinischen Studien zusammen mit zwei Roche-Produkten getestet. Daneben forsche Anadys an einem weiteren Wirkstoff, der sich möglicherweise ebenfalls für die Behandlung von Hepatitis C eigne, sich aber gegebenenfalls auch gegen andere chronische Infektionen und gegen Krebs einsetzen lasse.
ARBEITSBESUCH: Auf seiner Südamerikareise hat Bundesrat Johann Schneider-Ammann am Wochenende mehrere Schweizer Firmen besucht. Die Unternehmen wollen in den aufstrebenden Märkten Brasilien und Chile ihre Chancen nutzen, beklagen sich aber über Bürokratie und hohe Steuern. Die hohen Importsteuern und -zölle von derzeit 46 Prozent in Brasilien sind beispielsweise dem Bieler Uhrenkonzern Swatch ein Dorn im Auge. Das Land versuche vor allem, die Produktion vor Ort zu bevorzugen, hielten Swatch-Vertreter anlässlich der Reise Schneider-Ammanns fest.
IT-INDUSTRIE: Die Elite der amerikanischen IT-Branche hat am Sonntag bei einer abgeschirmten Trauerfeier Abschied vom verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs genommen. Unter den Gästen in der Kirche der kalifornischen Elite-Uni Stanford waren laut Medienberichten bekannte Figuren wie Google-Chef Larry Page, Microsoft-Gründer Bill Gates und Oracle-Lenker Larry Ellison. Auch Ex-Präsident Bill Clinton, U2-Frontmann Bono und die Sängerin Joan Baez, mit der Jobs eine Zeit lang liiert war, seien dabei gewesen, berichtete die "New York Times" am Montag.
DETAILHANDEL: Beim grössten deutschen Handelskonzern kommt es an der Spitze zu einem weiteren Rücktritt. Nach Vorstandschef Eckhard Cordes kündigte am Montag auch der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Kluge sein Ausscheiden an. Kluge bleibt aber Vorstandsvorsitzender des grössten Metro-Aktionärs Haniel. Er betonte in einer von Haniel veröffentlichten Erklärung, er wolle mit seinem Rückzug aus dem Aufsichtsrat dafür sorgen, dass die Sacharbeit an der Spitze des Handelskonzerns wieder in den Mittelpunkt rücke. Beim Konzern Metro, zu dem unter anderem Media Markt und Saturn gehören, währt seit Monaten ein Führungsstreit.
LOGISTIK: Der weltweit tätige Logistikkonzern Kühne + Nagel mit Sitz im Kanton Schwyz hat sein Neun-Monats-Ergebnis trotz nachlassender Marktdynamik und starkem Franken stabil halten können. Der Reingewinn stieg leicht von 449 Mio. auf 454 Mio. Franken, wie das Unternehmen mitteilte. Ohne die Frankenstärke wäre der Gewinn nach neun Monaten sogar 15,6 Prozent höher als im Vorjahr ausgefallen. Obwohl Kühne+Nagel deutlich mehr Waren transportierte, verminderte sich der Umsatz in Franken gerechnet um 3,8 Prozent auf 14,6 Mrd. Franken.
BANKEN I: Die Citigroup hat ihren Nettogewinn im dritten Quartal auf 3,8 Mrd. Dollar von 2,2 Mrd. Dollar gesteigert. Die Einnahmen erreichten 20,8 Mrd. Dollar, wie das in der Finanzkrise staatlich gestützte Institut vor US-Börseneröffnung mitteilte. Die Bank reduzierte in den drei Monaten bis Ende September die Verluste aus faulen Krediten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 41 Prozent auf 4,5 Mrd. Dollar. Die Euro-Schuldenkrise machte auch der Citigroup zu schaffen, so dass das Investmentbanking-Geschäft zurückging.
BANKEN II: Die viertgrösste US-Bank Wells Fargo hat dank geringerer Kosten für faule Kredite mehr verdient. Das Institut verbuchte netto im dritten Quartal einen Gewinn von 3,84 Mrd. Dollar nach 3,15 Mrd. Dollar vor Jahresfrist, wie es mitteilte. Umgerechnet auf die Aktie entsprach dies 0,72 Dollar. Die Abschreibungen auf Darlehen sanken in dem Vierteljahr unterm Strich auf 2,6 Mrd. Dollar, das waren 227 Mio. Dollar weniger als im Quartal davor. Die Einnahmen erreichten 19,6 Mrd. Dollar.
IMMOBILIEN: Wohneigentum in den Gemeinden ausserhalb der boomenden Zürcher Seeregion ist in den vergangenen Monaten teurer geworden. Laut einer Statistik der Zürcher Kantonalbank (ZKB) stiegen die Preise von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen zwischen Juli und September um 2,1 Prozent. In den Gemeinden rund um den Zürichsee, wo die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren besonders stark hochgeschnellt sind, stiegen die Preise im dritten Quartal nur um 0,9 Prozent.
MOBILTELEFONIE: Weil die Blackberry-Nutzer in der vergangenen Woche vier Tage lang einen Ausfall der mobilen Internetdienste hinnehmen mussten, erhalten sie vom Betreiber Research In Motion (RIM) Gratis-Apps als Wiedergutmachung. Unter den Zusatzprogrammen, die die mehr als 70 Millionen Nutzer bis Ende des Jahres kostenlos herunterladen können, befinden sich unter anderem die Spiele "Sims 3" und "Texas Hold'em Poker 2". Firmenkunden erhalten überdies einen Monat Service gratis.