TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Dienstag, 11. Oktober
RAUHES EXPORTKLIMA FÜR KMU: Der starke Franken und die abschwächende Auslandkonjunktur machen den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz immer mehr zu schaffen. Dies geht aus dem neuen KMU-Exportindikator von Credit Suisse (CS) und Osec hervor. Wie die Grossbank und der Aussenwirtschaftsförderer weiter mitteilten, sieht sich die Mehrheit der KMU zudem mit einem steigenden Margendruck konfrontiert. Für das vierte Quartal 2011 befürchten 83 Prozent der befragten Unternehmen negative Auswirkungen auf ihre Gewinnmargen durch den starken Franken. Im Vorquartal waren es noch 78 Prozent gewesen.
WENIGER UMSATZ BEI GIVAUDAN: Der Aromen- und Riechstoff-Hersteller Givaudan ächzt weiterhin unter dem starken Franken und gestiegenen Rohstoffpreisen. So verzeichnete der Genfer Konzern in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Umsatzrückgang um 9,5 Prozent auf 2,97 Mrd. Franken. In Lokalwährungen gerechnet stieg der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode allerdings um 4,7 Prozent.
KÜHNE + NAGEL KAUFT IN DEUTSCHLAND EIN: Der Logistikkonzern Kühne+Nagel übernimmt die deutsche Drude Logistik mit Sitz im deutschen Bundesland Hessen. Die Übernahme erfolge im Rahmen des Ausbaus der internationalen Landverkehre und der Etablierung eines Eurohubs. Ab Mitte 2012 sollen von der im Zentrum Deutschlands gelegenen Drehscheibe Hauneck täglich 50 europäische Wirtschaftszentren mit getakteten Stückgutverkehren verbunden werden. Über den Kaufpreis vereinbarten die beiden Unternehmen Stillschweigen.
RICHTLINIEN FÜR FONDS-VERWALTER: Der Bundesrat will die Vermögensverwalter von schweizerischen und ausländischen Fonds einer Aufsicht unterstellen. Mit der Revision des Kollektivanlagengesetzes (KAG) will er die Vorschriften an die neuen EU-Standards anpassen. In der Vernehmlassung stösst diese Absicht grundsätzlich auf Zustimmung. In der Schweiz sind bis anhin nur Vermögensverwalter von schweizerischen Fonds zwingend dem KAG unterstellt. Die neuen EU-Standards, die ab Mitte 2013 gelten sollen, erfordern auch eine KAG-Unterstellung der Verwalter von ausländischen kollektiven Kapitalanlagen.
SCHWEIZER INDUSTRIEARBEIT TEUER: Die Kosten für Schweizer Industriearbeit sind die zweithöchsten der Welt. Das ist das Ergebnis einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Danach kostete 2010 eine Arbeitnehmerstunde im verarbeitenden Gewerbe in der Schweiz im Schnitt 40,87 Euro. Nur in Norwegen liegen die Arbeitskosten in der Industrie mit 49,54 Euro deutlich höher. Zum Vergleich: Der für Deutschland ermittelte Wert liegt bei 34,47 Euro, was in der Erhebung, bei der 42 Länder beleuchtet werden, den siebten Platz bedeutet.
TROIKA EMPFIEHLT NÄCHSTE TRANCHE: Trotz mehrerer gelber Karten für Athen empfiehlt die Troika die Überweisung der nächsten acht Milliarden Euro Notkredite an Griechenland. Nach monatelanger Zitterpartie legten die Experten von Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) den Abschlussbericht über die Sparbemühungen der Hellenen vor. Das Zeugnis bescheinigt der Regierung wichtige Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung. Dass das Defizitziel in diesem Jahr dennoch nicht erreicht wird, akzeptiert die Troika, mahnt aber für die Jahre 2013 bis 2014 zusätzliche Sparmassnahmen an.
GEBANNTER BLICK AUF SLOWAKEI: Der Abstimmungsmarathon über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms EFSF in den 17 Ländern der Währungsunion steuert auf einen dramatischen Schlusspunkt zu. Nach dem positiven Votum des maltesischen Parlaments am Vorabend in Valetta stand nur noch die Abstimmung in der Slowakei aus. In Bratislava ging allerdings der Streit innerhalb der Regierungskoalition auch wenige Stunden vor der geplanten Abstimmung weiter. Zuletzt sah es so aus, dass diese zumindest im ersten Anlauf scheitern und die Regierung daran zerbrechen könnte.
STELLENABBAU AN WALL-STREET: Die Euro-Schuldenkrise, die schwächelnde US-Wirtschaft und strengere Finanzgesetze führen zu einem Job-Kahlschlag an der Wall Street. Der oberste New Yorker Finanzbeamte Thomas DiNapoli schätzt, dass bis Ende 2012 bis zu 10'000 Stellen wegfallen werden. Dies entspricht 17 Prozent aller aktuellen Arbeitsplätze an der Wall Street. Des Weiteren schätzt DiNapoli, dass in diesem Jahr alle Wall-Street-Firmen zusammen etwa 18 Mrd. Dollar verdienen werden. Dies wäre ein Rückgang um ein Drittel im Vergleich zu 2010.