TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Freitag, 12. August 2011
FRANKEN DEUTLICH SCHWÄCHER: Der Schweizer Franken hat sich am Freitag deutlich abgeschwächt. Der Euro notierte kurz vor 18 Uhr bei 1,09 Franken. Seit dem Allzeittief von 1,007 Franken am Dienstagabend gewann die europäische Gemeinschaftswährung also wieder knapp 10 Prozent an Wert. Nachdem der Euro am Freitagmorgen noch bei 1,069 Franken notierte, kletterte er innerhalb von knapp zwei Stunden um über 3 Rappen. Der US-Dollar sprang am Freitagmorgen von 75,5 auf 77,3 Rappen und blieb bis 18 Uhr stabil bei knapp über 77 Rappen.
NOBEL MIT SCHWACHEM ERGEBNIS: Der Zahnimplantate-Hersteller Nobel Biocare hat auch im zweiten Quartal ein im Vergleich zum Vorjahr schlechteres Ergebnis vorgelegt. Der Gewinn sank um 19 Prozent auf 15,9 Mio. Euro. Der Umsatz schrumpfte um 7,8 Prozent auf 142,9 Mio. Euro. Für das Halbjahr ergibt sich damit ein Umsatzrückgang von 1,8 Prozent auf 286,4 Mio. Euro. Der Semestergewinn halbierte sich von 58,3 Mio. Euro in der Vorjahresperiode auf 28,8 Mio. Euro. Die Erdbeben- und Atomkatastrophe in Japan sowie der Chefwechsel sorgten in den ersten sechs Monaten für Sonderkosten von 3,9 Mio. Euro. Im zweiten Quartal sank der Gewinn um 19 Prozent auf 15,9 Mio. Euro.
PREISSENKUNGEN: Die Detailhändler Denner und Spar senken wegen des starken Frankens die Preise einiger Produkte. Denner will etwa 50 Markenprodukte mit 20 Prozent tieferen Preisen in die Regale stellen. Spar senkt die Preise bei verschiedenen Eigenmarken. Dies ist laut dem Unternehmen möglich, weil die betreffenden Produkte im Verbund der Spar-Gruppe eingekauft werden und somit die Wechselkurse weitergegeben werden können. Denner sieht sich in einer Position, auf Markenkonzerne und Importeure Druck ausüben zu können. Einen Teil der Preissenkungen trägt der Discounter nach eigenen Angaben auch selbst.
ERFOLGREICHES HALBJAHR: Das Technologieunternehmen Phoenix Mecano hat im ersten Halbjahr 2011 Umsatz und Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Der Umsatz legte um 8,5 Prozent auf 275,8 Mio. Euro zu, der Reingewinn stieg um 5,5 Prozent auf 22,8 Mio. Euro. Bei den Auftragseingängen kam es ebenfalls zu einem Wachstum: Das Volumen vergrösserte sich um 3,9 Prozent auf 281,4 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet die Unternehmensführung weiterhin mit einem erhöhten Umsatz und Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr.
CARSHARING: Die Carsharing-Genossenschaft Mobility hat im ersten Halbjahr 3200 Kunden dazugewonnen. Die Flotte wurde um 100 Fahrzeuge vergrössert. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent auf 33,5 Mio. Franken, der Gewinn legte um ein Fünftel auf 600'000 Fr. zu. Insgesamt führt Mobility nun an rund 1300 Schweizer Standorten 2600 Fahrzeuge, die von über 100'000 Kunden genutzt werden.
NULLWACHSTUM: Die Wirtschaftsleistung Frankreichs hat im zweiten Quartal 2011 stagniert. Im vorangegangenen Quartal hatte das Wirtschaftswachstum noch bei 0,9 Prozent gelegen. Die französische Notenbank war für das zweite Quartal von einem Wachstum in Höhe von 0,2 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Jahresviertel ausgegangen. Gebremst wurde die französische Wirtschaft insbesondere vom rückläufigen Konsum (-0,7 Prozent) der Privathaushalte. Trotz den schwachen Zahlen geht die Regierung weiter von einem Wachstum der Wirtschaftsleistung von zwei Prozent im Gesamtjahr 2011 aus.
SCHWINDENDES VERTRAUEN: Das Vertrauen der amerikanischen Konsumenten in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist inmitten der Schuldenkrise eingebrochen. Der Index für das Konsumentenvertrauen von Reuters und der Universität Michigan sank von 63,7 Zählern im Vormonat auf 54,9 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. Volkswirte hatten im Schnitt mit 63,0 Punkten gerechnet. Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Konsumenten im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus.
ITALIEN SPART: Das italienische Kabinett soll am Freitagabend ein neues Sparpaket über 45 Mrd. Euro beschliessen. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat dazu seine Regierung zu einer Sondersitzung über Schritte zum Schuldenabbau einberufen. Bereits am Donnerstag hatte Finanzminister Giulio Tremonti Italien auf drastische Sparmassnahmen und Reformen vorbereitet. Die Regierung von Silvio Berlusconi will bereits 2013 einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorlegen und dies in der Verfassung verankern.
PORTUGAL SPART: Das pleitebedrohte Portugal beschleunigt die staatlichen Sparmassnahmen. Das vom Euro-Rettungsschirm aufgefangene ärmste Land Westeuropas will unter anderem das Privatisierungsprogramm beschleunigen, Renten, Gehälter und das Arbeitslosengeld weiter kürzen, Steuern anheben und den Arbeitsmarkt flexibilisieren. Unter anderem soll die Mehrwertsteuer auf Strom und Erdgas von 5 Prozent auf den normalen Satz von 23 Prozent erhöht werden, und zwar noch im laufenden Jahr. Portugal muss als Gegenleistung für das 78 Mrd. Euro schwere Hilfspaket der EU und des IWF das Haushaltsdefizit von 9,1 Prozent im Vorjahr auf 5,9 Prozent senken.
GRIECHISCHE WIRTSCHAFT SCHRUMPFT WEITER: Die Wirtschaft des Schuldensünders Griechenland ist im zweiten Quartal 2011 erneut stark geschrumpft. Zwischen April und Juni ist das Bruttoinlandsprodukt nicht-saisonbereinigt um 6,9 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gefallen. Im ersten Quartal war die griechische Wirtschaft noch um 8,1 Prozent zum Vorjahr gesunken. Die griechische Zentralbank ging bis vor kurzem noch davon aus, dass die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr nur um knapp vier Prozent schrumpfen werde. Bereits vergangenes Jahr war die Wirtschaftsleistung um 4,5 Prozent eingebrochen.
WACHSTUMSPROGNOSEN GESENKT: Wegen der schweren Erdbebenkatastrophe hat die japanische Regierung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Steuerjahr deutlich gesenkt. Die Regierung in Tokio erwartet für das Fiskaljahr ab dem 1. April eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent, wie das Regierungsbüro am Freitag mitteilte. Bisher hatte die Regierung ein Wachstum von 1,5 Prozent prognostiziert. Nach dem schweren Erdbeben mit anschliessendem Tsunami war die japanische Industrieproduktion im März mit 15,5 Prozent so stark wie noch nie eingebrochen. Viele Produktionsstätten waren zerstört und Lieferketten unterbrochen worden.