TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Dienstag, 12. Juli 2011
KEINE HEIKLE DATEN: Die zwei Datenträger, die der Banker Rudolf Elmer letzten Januar anlässlich einer Medienkonferenz in London an Wikileaks-Gründer Julian Assange übergeben hat, enthalten offenbar keine Daten, die unter das Bankgeheimnis fallen. Dies sagten zwei dem ehemaligen Mitarbeiter der Bank Julius Bär nahestehende Personen. Der ehemalige Scotland-Yard-Mitarbeiter Martin Woods, der Elmer bei der Kontaktaufnahme mit Assange behilflich gewesen war, sagte ausserdem der Nachrichtenagentur Reuters, Assange habe ihm schon vor Monaten mitgeteilt, dass auf den Datenträgern keine vertraulichen Informationen waren. Elmer hatte behauptet, auf den CDs seien Daten von rund 2000 mutmasslichen Steuerbetrügern gespeichert.
WECHSEL ZUR UBS ABGESEGNET: Axel Weber darf im kommenden Jahr zur UBS wechseln. Der für den Verhaltenskodex zuständige Vorstand der deutschen Bundesbank hat sein Einverständnis dazu gegeben. Eine solche Zustimmung ist erforderlich, weil Weber erst Ende April aus seinem Amt als Notenbank-Chef ausgeschieden war. Webers Engagement bei der UBS schade dem Ansehen der deutschen Notenbank nicht und es komme auch zu keinem Interessenkonflikt, erklärte die Bank.
GROSSAUFTRAG AUS RUSSLAND: Der Schienenfahrzeug-Hersteller Stadler Rail Group mit Sitz im thurgauischen Bussnang hat den ersten Grossauftrag aus Russland erhalten. Das Auftragsvolumen beträgt 240 Millionen Franken. Stadler Rail liefert dem russischen Konzern Transmashholding (TMH) 100 Antriebsteile, die in 50 Züge eingebaut werden. Die Auslieferung der Antriebsteile erfolgt Ende 2012.
MEHR PASSAGIERE: Die Passagierzahlen des Flughafens Genf sind im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent gestiegen. Von Januar bis Juni nutzten 6,64 Mio. Personen den Genfer Flughafen. Die Entwicklung lässt für das laufende Jahr einen neuen Rekord erwarten. Die Zahl der Flüge stieg im ersten Halbjahr um rund 9 Prozent auf 97'800.
BANKEN-PLEITEN ABFEDERN: Im Vorfeld der Veröffentlichung der Banken-Stresstests, bei denen 91 Banken auf ihre Krisentüchtigkeit geprüft wurden, haben sich die EU-Finanzminister mit allfälligen Auffangszenarien befasst. Der Öffentlichkeit werden die Ergebnisse des Stresstests aber erst am Freitagabend vorgestellt. Thema des Ministertreffens war auch Italien. Das Land habe sich ein ambitioniertes Sparziel gesetzt, so der deutsche Finanzminister Schäuble. Bezüglich Griechenland wird eine mögliche Zahlungsunfähigkeit nicht mehr ausgeschlossen. Laut Diplomaten ist für Ende Woche ein weiterer Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Länder geplant.
US-HANDELSDEFIZIT WÄCHST: Das Aussenhandelsdefizit der USA ist im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als zweieinhalb Jahren gestiegen. Die Differenz zwischen Exporten und Importen betrug 50,2 Mrd. Dollar, die Hälfte davon entfiel auf den Handel mit China. Die gesamten Importe stiegen wegen der hohen Ölpreise um 2,6 Prozent auf 225,1 Mrd. Dollar. Noch mehr hatten die USA seit Beginn der Aufzeichnungen lediglich im Juli 2008 eingeführt. Die Exporte fielen um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 174,9 Mrd. Dollar.
INFLATION ZU HOCH: In Deutschland belief sich die Inflation im Juni annualisiert auf 2,3 Prozent. Den fünften Monat in Folge lag sie damit über der kritischen Zwei-Prozent-Marke, welche die Währungshüter als Maximum für stabile Preise sehen.
DEUTSCHE NICHT ALLEINE SCHULD: Die steigende Mieten in der Schweiz sind nach Ansicht von Avenir Suisse auch das Resultat einer massiven Wohlstandszunahme, von Eingriffen in den Markt und von zu geringer Wohnbautätigkeit. Die hohe Zahl an Einwanderern als Hauptursache der immer stärker werdenden Wohnungsnot sieht die liberalen Denkfabrik dagegen nicht. Die Immigration akzentuiere das Problem lediglich, heisst es in einem Diskussionspapier. Eine Lösung des Problems sähe Avenir Suisse darin, der Markt spielen zu lassen. Heute würden eingesessene Mieter dank Regulierungen zu günstig wohnen, was vor allem den mobilen Teil des Mittelstandes benachteilige, welcher so mit einem schmalen Angebot an freien Wohnungen konfrontiert sei.
EURO FÄLLT UND FÄLLT: Der Wert des Euros ist am Dienstag zeitweise unter 1,16 Franken gefallen. Investoren machen einen grossen Bogen um den Euro, während sie mit ihren Sorgen um die italienischen Staatsschulden die Zinsen für Anleihen des südeuropäischen Landes hochtreiben. An der Schweizer Börse litten insbesondere die Titel von Banken unter der erneuten starken Abschwächung des Euro. Zeitweise lagen die Aktien der Credit Suisse und der UBS bis zu 3,5 respektive 5,5 Prozent im Minus. In Italien selbst fielen die Aktienkurse noch stärker, so dass wegen der Verluste sogar der Handel unterbrochen werden musste.