TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Dienstag, 21. Dezember 2010
EXPORTINDUSTRIE IN FAHRT: Die Schweizer Export-Unternehmen trotzen dem starken Franken weiter: Im November verkauften sie nominal 8,2 Prozent mehr ins Ausland als vor einem Jahr. Teuerungsbereinigt beträgt das Plus 7,4 Prozent. Die November-Exporte mit einem Wert von 17,5 Mrd. Fr. profitierten allerdings von einem Arbeitstag mehr als im Vorjahresmonat. Bereinigt um diesen zusätzlichen Tag betrug das Wachstum nominal noch 4,2 Prozent respektive real 3,5 Prozent. Im Vergleich zum bisherigen Jahresverlauf sei dies eine langsamere Entwicklung. Zugpferd im Aussenhandel bleibt die Uhrenindustrie. Sie legte im November nominal um fast 30 Prozent zu. Auch die Metall-, die Maschinen- und Elektronikindustrie steigerten das Wachstum zweistellig.
PROGNOSEN ERHÖHT: Je näher das Jahresende kommt, desto optimistischer werden die Konjunkturauguren für 2010. Die Credit Suisse hat ihre Prognose für das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr auf 2,8 Prozent erhöht. Bislang ging die Grossbank von einem Plus von 2,4 Prozent aus. Der Hauptausschlag für die Erhöhung seien die starken Konjunkturzahlen des dritten Quartals gewesen. Für das nächste Jahr ist die CS nicht mehr so euphorisch: Sie rechnet unverändert mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts um 1,2 Prozent. Bei den Exporten und Importen dürfte die Steigerung mit je 3,5 Prozent nicht mehr so stark ausfallen wie heuer.
WENIGER HAGEL IN DER SCHWEIZ: Die Schweizerische Hagel-Versicherung blickt auf ein erfreuliches Jahr 2010 zurück. Die Zahl der gemeldeten Hagelschäden ging um gut drei Viertel auf 4300 zurück. Im hagelreichen Vorjahr wurden noch 16'700 gezählt - ein Rekord. Auch die Jahre vor 2009 brachten sehr viele Schäden, so dass die Hagel-Versicherung die Prämien anpassen musste. 2010 traten lokal grosse Hagel- und andere Elementarschäden auf, grossflächige Unwetter verschonten aber die Schweiz. Für das Gesamtjahr rechnet Hagel Schweiz gemäss einer Mitteilung mit einem Prämienvolumen von rund 54,1 Mio. Franken. Das Ergebnis sollte unter dem Strich positiv ausfallen.
SPEISEN IM HÖCHSTEN TURM: Das Betriebskonzept für das Restaurant im vorläufig höchsten Haus der Schweiz steht fest: Im November 2011 werden im 35. Stockwerk des Swiss Prime Towers in Zürich ein Restaurant, ein Bistro und eine Bar eröffnet. Nicht nur Geschäftsleute sollen sich dort wohl fühlen, auch das breite Publikum soll vom Konzept angesprochen werden. Dafür sorgt ein Bistro mit 80 Plätzen, das von der Atmosphäre her eher lebendig ist, wie die Bauherrin Swiss Prime Site mitteilte. Beim Restaurant mit 90 Plätzen hingegen wird gemäss Mitteilung auf eine "elegante und diskrete" Umgebung Wert gelegt. Die Bar mit Loungebereich wiederum ist flexibel gestaltet und kann je nach Bedarf das Restaurant oder das Bistro erweitern.
KLEINE ENERGIEVERSORGER SPANNEN ZUSAMMEN: Kleinere und mittlere Energieversorger sollen sich über eine Beteiligungsgesellschaft des Energiekonzerns Repower an einem grossen Kraftwerkpark beteiligen können. Repower will mit zwei Partnern eine solche Gesellschaft gründen. Für kleinere Versorger sei die Strombeschaffung heute komplex und aufwendig, hält Repower fest. Die neue Gesellschaft soll die Beschaffung für die beteiligten Unternehmen erleichtern, indem diese nach ihrem finanziellen Engagement eine bestimmte Menge Strom fest beziehen können. So entziehen sie sich Preisschwankungen am Markt. In der Gesellschaft sind Anlagen mit einer Produktionsleistung von 400 Megawatt in mehreren europäischen Ländern zusammengefasst.
GROSSAUFTRAG FÜR MOWAG: Die deutsche Bundeswehr hat bei der Thurgauer Militärfahrzeugherstellerin Mowag weitere 195 gepanzerte Fahrzeuge des Typs "Eagle" für insgesamt 125 Mio. Euro bestellt. Die "Adler" werden in den Jahren 2011 und 2012 gebaut und ausgeliefert, wie Mowag mitteilte. Die Bundeswehr hat seit 2008 bereits 278 Panzerfahrzeuge bei der Mowag bestellt, die zum US-Rüstungskonzern General Dynamics mit weltweit 92'000 Mitarbeitenden gehört. Einen Teil der "Eagle" der Mowag braucht die Bundeswehr bei ihrem Einsatz in Afghanistan.
TRÜBE AUSSICHTEN FÜR PORTUGAL: Die Ratingagentur Moody's prüft eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals. Die Bonität des hoch verschuldeten Euro-Landes könnte um eine oder zwei Noten gesenkt werden, teilte Moody's mit. Derzeit verfügt Portugal mit "A1" über die fünfthöchste Ratingnote. Moody's sorgt sich aber um die Wachstumssaussichten des südwesteuropäischen Landes, das ein strenges Sparprogramm aufgelegt hat und von einigen bereits als Kandidat für den Euro-Rettungsschirm gehandelt wird. Ein Analyst von Moody's rechnet damit, dass sich die Prüfung bis zu drei Monate hinziehen werde. Eine schnelle Entscheidung stehe nicht an.
GROSSE NACHFRAGE NACH ROHSTOFFEN: Die Aussicht auf ein knappes Angebot hat den Kupferpreis weiter unter Strom gesetzt. Eine Tonne des vor allem in der Elektro- und Bauindustrie eingesetzten Kupfers verteuerte sich in London um bis zu 2,1 Prozent auf ein Rekordhoch von 9392 Dollar. Auslöser des Preisanstiegs war laut Händlern der Lieferstopp der weltweit drittgrössten Kupfermine Collahuasi in Chile. Spekulationen auf einen Angebotsengpass trieben auch den US-Baumwollpreis in die Höhe. Ein Pfund des Ausgangsproduktes von vielen Textilien zur Lieferung im März verteuerte sich an der Terminbörse ICE um bis zu 3,2 Prozent auf 1,5912 Dollar.
MÄRKLIN FÄHRT AUS DER INSOLVENZ: Der Modelleisenbahnhersteller Märklin lässt die Insolvenz hinter sich. 99,8 Prozent der 1349 Gläubiger stimmten für den Insolvenzplan des Insolvenzverwalters Michael Pluta. Das Unternehmen soll nun aus eigener Kraft weiter gesunden. Zum Jahreswechsel erhalten die Gläubiger rund 33 Mio. Euro ihrer Forderungen von insgesamt 61 Mio. Euro. Davon geht der Grossteil von rund 27 Mio. an die Banken als Hauptgläubiger. Märklin hatte am 31. März 2009 - im 150. Jahr seines Bestehens - Insolvenz angemeldet. Vorausgegangen war eine Übernahme der einst von drei Familienstämmen geführten Firma durch Finanzinvestoren. Deren Sanierungsbemühungen scheiterten. Danach hatte der Insolvenzverwalter Märklin eigenen Worten zufolge eine "Rosskur" verordnet.
TOYOTA BLECHT FÜR PANNEN-SERIE: Der Autokonzern Toyota hat sich in den USA wegen zweier Pannenserien zu einer Strafzahlung von 32,4 Mio. Dollar an die US-Regierung bereiterklärt. Die Zahlung bedeute jedoch kein Schuldeingeständnis, gegen die Sicherheitsauflagen in den USA verstossen zu haben, betonte Toyota. Die US-Behörden hatten dem Konzern vorgeworfen, die Probleme verschleiert zu haben. Die Untersuchungen des US-Verkehrsministeriums gegen Toyota werden mit der weiteren Zahlung durch das Unternehmen zwar eingestellt. Das gilt jedoch nicht für mögliche zivil- oder strafrechtliche Verfahren.