TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Donnerstag, 21. Oktober
CS MIT GEWINNEINBRUCH: Die Credit Suisse hat im dritten Quartal 2010 einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Der Reingewinn schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 74 Prozent auf 609 Mio. Franken. Schuld am Taucher ist vor allem das Investmentbanking. Der Vorsteuergewinn sackte dort von 1,746 Mrd. Fr. auf 395 Mio. Fr. ab, wie die Credit Suisse bekannt gab. Zudem machten Wertberichtigungen auf eigenen Verbindlichkeiten in Höhe von 589 Mio. Fr. einen dicken Strich durch die Konzernrechnung. Mit solch hohen Wertberichtigungen hatte kaum ein Analyst gerechnet. Der Reingewinn von 609 Mio. Fr. verfehlte die Erwartungen der Experten klar. Auch unter Ausklammerung der diversen Sonderfaktoren habe das Institut schlechter gearbeitet als erwartet, urteilten Analysten.
NOVARTIS LEGT NACH NEUN MONATEN ZU: Der Pharmakonzern Novartis hat in den ersten neun Monaten 2010 Umsatz und Gewinn markant gesteigert. Unter dem Strich bleibt ein Reingewinn von 7,7 Mrd. Dollar. Das ist über ein Viertel mehr (26 Prozent) als in der Vorjahresperiode. Neue Produkte schlugen ein. Der Neunmonats-Nettoumsatz legte um 16 Prozent auf 36,4 Mrd. Dollar zu. Über ein Fünftel davon geht auf das Konto der jüngsten Produkte, drei Prozent gehen derweil auf Zukäufe zurück - zu Buche schlägt vor allem der Umsatz des US-Augenpflegemittel-Herstellers Alcon von 617 Mio. Dollar. Die wichtigste Division Pharma steigerte den Neunmonats-Umsatz um 8 Prozent auf 22,5 Mrd. Dollar. Die Generika-Division Sandoz kam auf 6,15 Mrd. Dollar Umsatz, was einem Plus von 15 Prozent entspricht. Speziell in Nordamerika, Italien und Schwellenländern legte Sandoz zu.
OC OERLIKON RAPPELT SICH WEITER AUF: Die Zeichen für OC Oerlikon stehen gut. Die Geschäfte haben sich so kräftig entwickelt, dass der einst tief in den roten Zahlen steckende Konzern für das Gesamtjahr nun wieder mit einem operativen Gewinn rechnet. Der Umsatz werde Ende Jahr um ein Fünftel höher liegen, prognostiziert OC Oerlikon. Bereits nach neun Monaten liegt er bei 2,5 Mrd. Franken - das sind 14 Prozent mehr als nach drei Quartalen 2009. Die Bestellungseingänge liegen mit 3,2 Mrd. Fr. sogar um über ein Drittel höher. Der Bestellungsbestand lag am Stichtag bei 1,6 Mrd. Franken (+45 Prozent). Zu verdanken ist dies vor allem der besseren Nachfrage in der Textilindustrie sowie der Autobranche. Auch der Kostenhebel zeigte Wirkung. OC Oerlikon musste unter anderem tausende Stellen abbauen, Kapital erhöhen und um Schuldenverzichte bitten.
SCHWEIZER AUSSENHANDEL WÄCHST STATTLICH: Mehr Stahl, Aluminium, Uhren und Kaffee. Die Exporte haben in den ersten neun Monaten stattlich zugelegt. Sogar noch stärker entwickelten sich die Importe. Doch die Ergebnisse des Aussenhandels liegen noch immer klar unter dem Höchststand des Dreivierteljahres 2008. So beliefen sich die Exporte von Januar bis September auf 143,5 Mrd. Franken (+7,5 Prozent), die Importe auf 128,6 Mrd. Franken (+8,1 Prozent). In der Handelsbilanz kumulierte sich ein Überschuss von 14,9 Mrd. Franken. Das ist nur unwesentlich mehr als in der Vorjahresperiode. Insgesamt nahmen die Exporte und Importe im September langsamer zu. Die Eidg. Zolldirektion spricht von ersten "Ermüdungserscheinungen".
SCHWEIZ BLEIBT HOCHPREISINSEL: Die Schweiz ist nach wie vor eine Hochpreisinsel. Noch immer zahlen hiesige Konsumenten deutlich mehr für ihre täglichen Einkäufe als Kunden in Deutschland, Frankreich, Österreich oder Italien. Besonders gross sind die Unterschiede bei den Nahrungsmitteln. Für das Essen bezahlen die Schweizerinnen und Schweizer 20 Prozent mehr als die Kunden in den angrenzenden Ländern. Bei Non-Food-Produkten ist der Unterschied deutlich kleiner, beträgt aber immer noch fünf Prozent. Alle Produktkategorien zusammengerechnet sind es elf Prozent mehr, welche Kundinnen und Kunden in der Schweiz für Güter des täglichen Bedarfs ausgeben müssen. Dies zeigt eine Detailhandels-Studie der Konjunkturforschungsstelle BAK Basel Economics.
ZÜRCHER BAHNHOFSTRASSE - EIN TEURES PFLASTER: Wer an der Zürcher Bahnhofstrasse einen Laden betreibt, muss tief in die Tasche greifen. Mit über 10'000 Franken Mietpreis pro Quadratmeter und Jahr ist die Bahnhofstrasse die teuerste Einkaufsmeile Europas. Noch vor einem Jahr lagen die Champs Elysées in Paris und die Bond Street in London vor der Bahnhofstrasse. Der aktuelle Wechselkurs habe nun die Limmatstadt an die Spitze katapultiert, teilte am Donnerstag die Location Group Zürich mit, welche jeweils den Detailhandels-Mietspiegel erhebt.
WENIGER GEWINN BEI ACTELION: Der Biopharmakonzern Actelion muss für das dritte Quartal einen um rund 3 Mio. Fr. tieferen Gewinn hinnehmen. Dieser liegt nun bei 105,3 Mio. Franken. Der Nettoumsatz entwickelte sich mit 451,2 Mio. Fr. (+1 Prozent) aber stabil. Der Löwenanteil davon geht mit fast 400 Mio. Fr. auf das Konto des Lungenmedikaments Tracleer, wie das Unternehmen mitteilte. Das Betriebsergebnis erreichte 100,3 Mio. Franken (Vorjahr: 120,4 Mio. Franken). Der von Actelion speziell ausgewiesene, sogenannte Non-GAAP EBIT (Gewinnergebnis ohne Mitarbeiteraktien, Abschreibungen, Sondereffekte etc.) fiel um 10 Prozent auf 141,3 Mio. Franken.
STILLSTAND AM ARBEITSMARKT: Im dritten Quartal 2010 ist das Stellenangebot in der Schweiz kaum mehr gewachsen. Die seit neun Monaten andauernde Erholung ist damit nahezu zum Stillstand gekommen. Dies zeigen die aktuellen Quartalswerte des Adecco Swiss Job Market Index. Insgesamt wuchs der Stellenmarkt im dritten Quartal noch um 3 Prozent, wie der Temporärarbeitskonzern mitteilte. Allerdings war das Stellenangebot der Wirtschaft 31 Prozent grösser als vor Jahresfrist im Tiefpunkt des Konjunktureinbruchs.
INFICON-GEWINN EXPLODIERT: Das Mess- und Kontrolltechnikunternehmen Inficon hat im dritten Quartal 2010 von der Markterholung profitiert. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 48,6 Prozent auf 68,3 Mio. Dollar. Der Reingewinn verdreifachte sich mit 6,8 Mio. Dollar fast. Wie das Bad Ragazer Unternehmen mitteilte, verteilte sich die Umsatzsteigerung auf alle Regionen und Unternehmensbereiche mit Ausnahme des Zweigs Notfallhilfe und Sicherheit. Die Kälte- und Klimatechnik wuchs vor allem dank China im Vergleich zum Vorjahres- und zum Vorquartal deutlich. Der Betriebsgewinn erreichte im dritten Quartal 10 Mio. Dollar. Inficon erhöht für das Gesamtjahr 2010 die Umsatz- und Gewinnerwartung.
NOKIA VERDIENT MEHR UND BAUT AB: Der Handy-Weltmarktführer Nokia rüstet mit einem überraschend soliden Gewinnpolster zum Gegenangriff auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt. Das dritte Quartal brachte einen Nettogewinn von 322 Mio. Euro ein. Der Quartalsumsatz legte um fünf Prozent auf 10,3 Mrd. Euro zu. Nokia verkaufte 110,4 Millionen Geräte, das waren zwei Prozent mehr als im gleichen Quartal 2009. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte Nokia vor allem wegen Wertabschreibungen einen Verlust von 913 Millionen Euro verbucht. Der neue Konzernchef Stephen Elop kündigte bei der Zahlenpräsentation den Abbau von 1800 Stellen an.
DEUTSCHE REGIERUNG ERHÖHT PROGNOSE: Die deutsche Regierung hat ihre Wachstumsprognose für 2010 auf 3,4 Prozent nach oben geschraubt. Das gab Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bekannt. Bislang war die Regierung von 1,4 Prozent Wachstum ausgegangen. Für 2011 erwartet die Regierung einen Zuwachs des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1,8 Prozent nach zuvor 1,6 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte nach Schätzung der Regierung in diesem Jahr um 190'000 auf 3,2 Millionen und im kommenden Jahr um weitere 290'000 auf jahresdurchschnittlich 2,9 Millionen sinken.
FIAT HEBT AUSSICHTEN AN: Fiat hat nach einem kräftigen Gewinnanstieg im dritten Quartal seine Jahresprognosen erhöht. Der italienische Industrie- und Autokonzern rechnet nun 2010 mit einem operativen Gewinn von mehr als 2 Mrd. Euro. Im dritten Quartal konnte Fiat sein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Einmalposten binnen Jahresfrist auf 586 Mio. Euro fast verdoppeln. Vor allem die regen Verkäufe bei der US-Sparte CNH Global sowie von Iveco-Lastwagen hätten dazu beigetragen.
BILANZFEHLER BEI TUI: Wegen eines Fehlers in der Bilanz nimmt der Finanzchef des grössten europäischen Reiseveranstalters Tui Travel seinen Hut. Paul Bowtell wolle seinen Posten zum Jahresende zur Verfügung stellen, nachdem ein zusätzlicher Abschreibungsbedarf von 120 Mio. Euro aufgetaucht war. Grund für die Korrekturen über mehrere vergangene Geschäftsjahre ist gemäss Tui ein Computerproblem beim Abgleich von Forderungen bei der britischen Reise-Tochter des Tui-Konzerns.
WIEDER RÜCKRUF BEI TOYOTA: Die Serie von technischen Problemen beim japanischen Autobauer Toyota reisst nicht ab. Das Unternehmen rief erneut weltweit 1,5 Millionen Autos zurück, wie ein Sprecher mitteilte. Bei den betroffenen Fahrzeugen könnte Bremsflüssigkeit auslaufen. Betroffen von dem Rückruf sind vor allem die USA und Japan. In den Vereinigten Staaten ruft Toyota rund 740'000 Autos zurück, in Japan sind es 600'000. In Europa sind 50'000 Autos betroffen. In den USA sind vor allem die Modelle Avalon und Highlander sowie die Limousinen der Marke Lexus betroffen.