TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) - Montag, 18. Oktober
KÜHNE + NAGEL KOMMT VORAN: Kühne + Nagel profitiert weiterhin von der Erholung des Welthandels. Der Logistikkonzern steigerte in den ersten neun Monaten 2010 Gewinn und Umsatz um fast ein Fünftel im Vergleich zur Vorjahresperiode. In der See- und Luftfracht konnte Kühne + Nagel Marktanteile hinzugewinnen. Der Umsatz erhöhte sich von Januar bis Ende September um 18,6 Prozent auf 15,18 Mrd. Franken (Landeswährungen +22,6 Prozent), wie Kühne + Nagel mitteilte. Gar um 23,9 Prozent wuchs das Geschäftsvolumen im dritten Quartal (ab Juli). Der operative Gewinn (EBIT) legte seit Jahresbeginn um 17,5 Prozent auf 571 Mio. Fr. zu. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 452 Mio. Fr. und somit 16,2 Prozent mehr als vor einem Jahr. Nur leicht um 1,5 Prozent stieg hingegen der Bruttogewinn: Bei der für die Volumen- und Margenentwicklung eines Logistikunternehmens massgebliche Messgrösse wies Kühne + Nagel 4,45 Mrd. Fr. aus.
FALSCHE ARBEITSLOSENQUOTE: Die Angabe 3,5 Prozent für die momentane Arbeitslosenquote in der Schweiz ist laut dem Wirtschaftsmagazin "ECO" des Schweizer Fernsehens falsch. Tatsächlich liege die Quote, die einmal im Monat vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) veröffentlicht wird, bei nur etwa 3 Prozent. Das SECO bestätigte, dass wegen der Zuwanderung der Wert um 0,4 bis 0,5 Prozent tiefer liege als offiziell bekannt gegeben. An den absoluten Zahlen ändere dies aber nichts. Ende September waren 140'040 Menschen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos registriert.
MEHR AUTOS VERKAUFT: In den ersten neun Monaten sind in der Schweiz knapp 10 Prozent mehr Neuwagen verkauft worden. Nachdem zu Jahresbeginn bei der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure (auto-schweiz) noch Skepsis geherrscht hatte, rechnet auto-schweiz inzwischen mit einem sehr guten Jahresergebnis 2010. Wie bereits seit Monaten lagen die Neuwagenverkäufe auch im September über dem Vorjahresmonat. Importeure und Händler konnten ein Plus von 5,3 Prozent verbuchen. Kumuliert von Januar bis September ergibt dies eine Zunahme von 9,9 Prozent beziehungsweise 19'506 Autos, wie auto-schweiz mitteilte.
INSERATEFLAUTE FLAUT AB: Nach der Flaute vor einem Jahr nimmt die Schweizer Presse wieder mehr Geld mit Inseraten ein. Im September stiegen die Inserateeinnahmen gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,1 Prozent auf 170,3 Mio. Franken. Besonders Stellenanzeigen und kommerzielle Anzeigen wurden mehr geschaltet. Die Einnahmen aus Stellenanzeigen erhöhten sich um 15,2 Prozent auf 14,8 Mio. Franken, wie die WEMF AG für Werbemedienforschung mitteilte. Mit kommerziellen/übrigen Anzeigen nahmen die Printmedien 136,3 Mio. Fr. ein, was einer Zunahme um 7,8 Prozent entspricht. Prospektbeilagen wurden im Wert von 13,5 Mio. Fr. geschaltet, dies sind 9,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Weniger üppig fielen die Einnahmen einzig bei den Liegenschaftsanzeigen aus (-3,4 Prozent auf 5,7 Mio. Franken).
SCHMOLZ+BICKENBACH VOR KAPITALERHÖHUNG: Der Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach nimmt eine weitere Hürde bei der geplanten Kapitalerhöhung. Die Übernahmekommission hat in einer Verfügung festgestellt, dass im Zusammenhang mit der geplanten ordentlichen Kapitalerhöhung keine Angebotspflicht besteht. Hätte eine Angebotspflicht bestanden, wäre die Kapitalerhöhung durch verschiedene Schmolz+Bickenbach-Gesellschaften sowie die Gebuka AG und Gerold Büttiker nicht zustande gekommen, wie es in einer Unternehmensmitteilung heisst.
MIKROKREDITE IN DER SCHWEIZ? Mikrokredite sind in der Regel ein Instrument der Entwicklungshilfe. Mit Kleinstkrediten sollen Kleingewerbetreibende eine Unterstützung zur Selbsthilfe erhalten. Eine wissenschaftliche Studie soll nun das Bedürfnis nach diesen Krediten in der Schweiz abklären. In den nächsten Wochen soll zunächst in der Westschweiz wissenschaftlich erhärtet werden, ob ein Bedürfnis nach Mikrokrediten besteht und auf welche Schwierigkeiten kleine Unternehmen bei der Kreditaufnahme stossen. Die Studie wird von der "Association World Microfinance Forum Geneva" (WMFG) geleitet und soll anschliessend auf die ganze Schweiz ausgedehnt werden.
CITIGROUP VERDIENT ANHALTEND: Die vom Staat gerettete US-Grossbank Citigroup verdient anhaltend Geld. Im dritten Quartal kam unterm Strich ein Gewinn von knapp 2,2 Mrd. Dollar heraus. Vor einem Jahr hatte die Bank nur 101 Mio. übrig behalten und war tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Umbau schlage an, stellte Bankchef Vikram Pandit fest. Pandit hat die Citigroup nach dem Beinahe-Kollaps in der Finanzkrise komplett neu sortiert und im Wesentlichen auf das klassische Bankgeschäft zurechtgestutzt. Allzu risikoreiche Geschäftszweige verkaufte er oder stampfte sie gleich ganz ein. Dadurch sanken die Erträge der Bank weiter.
CHINA LOCKERT YUAN LANGSAM: China will im Streit über seine Währungspolitik dem Yuan nur nach und nach mehr Spielraum zugestehen. Langfristiges Ziel sei es, den Wechselkurs völlig freizugeben und dem Markt zu überlassen, sagte ein Zentralbank-Berater am Rande eines Notenbanktreffens in Shanghai. "Derzeit aber sollten wir bei einer kontrollierten Kursbewegung bleiben und die Flexibilität sowie die Handelsspanne ausweiten", sagte Xia Bin, der auch für die Regierung arbeitet. Hoffnungen auf rasche Reformen erteilte Vize-Zentralbankchef Yi Gang eine Absage, jede Änderung werde schrittweise erfolgen. Xia forderte Beschränkungen, um den Zufluss von Spekulantengeld zu bremsen.
BP STÖSST AB: Der britische Ölkonzern BP verkauft Vermögenswerte in Vietnam und Venezuela für 1,8 Mrd. Dollar an das Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP in Russland. Betroffen seien Produktion und Pipelines, teilte TNK-BP mit. Das russische Gemeinschaftsunternehmen von BP will den Kauf aus eigenen Mitteln bestreiten. Die Transaktion steht im Zusammenhang mit zahlreichen Verkäufen von BP. Der Ölmulti hatte angekündigt, sich von Bereichen trennen zu wollen, um Geld für die Folgekosten der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko einzusammeln.
ENEL BRINGT ÖKOTOCHTER AN DIE BÖRSE: Der italienische Versorger Enel hat den Startschuss für den Börsengang seiner Ökostrom-Tochter gegeben. Der hoch verschuldete Mutterkonzern wollte auf der üblichen Roadshow Enel Green Power (EGP) Investoren schmackhaft machen. Enel erhofft sich durch den IPO Erlöse von bis zu 3,4 Mrd. Euro und peilt damit den grössten Börsengang in Europa seit drei Jahren an. Der italienische Branchenprimus will mit dem Erlös seinen immensen Schuldenberg abbauen.
BERGBAU-FUSION PLATZT: Der Plan für eine milliardenschwere Eisenerz-Fusion der Bergbau-Konzerne Rio Tinto und BHP Billiton ist endgültig vom Tisch. Mit dem Verzicht ziehe man die Konsequenzen aus den komplexen Verhandlungen mit den Kartellbehörden, teilte Rio Tinto mit. Rio Tinto und BHP Billiton hatten geplant, ihre Eisenerzgeschäfte in der westaustralischen Region Pilbara zusammenzulegen. Wettbewerbshüter in der ganzen Welt waren in den Fall eingeschaltet worden. Aus Sicht der europäischen Stahlbranche hätte das Zusammengehen den ohnehin schon geringen Wettbewerb auf dem Eisenerzmarkt weiter beschränkt. Ablehnende Entscheidungen hatte es auch von den Kartellbehörden in Südkorea und Japan gegeben.