Stada-Chef verfolgt behutsame Akquisitionspolitik - Stellenabbau
FRANKFURT (awp international) - Der Hersteller von Nachahmermedikamenten Stada hält vor dem Hintergrund der jüngsten Milliardenübernahme von Ratiopharm durch den Konkurrenten Teva Pharmaceutical unverändert an einer behutsamen Akquisitionspolitik fest. "Gegenwärtig möchten wir im Vorstand die Nettoverschuldung zur Finanzierung eines externen Wachstums nicht wieder erhöhen, auch wenn wir dies nicht völlig ausschliessen, sofern sich eine wirklich besondere Möglichkeit bieten würde", sagte Konzernchef Hartmut Retzlaff am Dienstag vor Aktionären. Stada verschliesse sich auch nicht grundsätzlich Kooperationen mit signifikanter Kapitalbeteiligung. Allerdings wäre eine Kapitalerhöhung nur vorstellbar, wenn ein "ganz dicker Fisch" vorbeischwimme. In der Generika-Branche zähle mehr und mehr die Konzerngrösse. Diesem Trend könne sich Stada mittelfristig kaum verschliessen. Retzlaff verteidigte zudem den geplanten Stellenabbau.
Der weltweit fünftgrösste Generikaanbieter ist verstärkt durch Übernahmen in Russland und Serbien gewachsen. Derzeit liegt der Anteil des deutschen Geschäfts am Umsatz bei nur noch 36 Prozent und soll weiter sinken. Stada sei mehr an Zukäufen in Europa oder Asien als an welchen in den USA interessiert. Bei weiteren Konsolidierungsprozessen in der Generikabranche sollte der Konzern "eher im Fahrer- als im Beifahrersitz Platz nehmen".
Das Unternehmen ist der letzte börsennotierte und eigenständige Generika-Hersteller in Deutschland und war bereits vor der Übernahme des Konkurrenten Ratiopharm selbst Gegenstand von Übernahmespekulationen. Jüngst machten Gerüchte die Runde, dass sich die Deutsche Bank , als Gläubiger des isländischen Konkurrenten Actavis, für eine Verschmelzung von Actavis mit Stada stark machen könnte. Actavis war neben dem Pharmakonzern Pfizer und dem israelischen Generikahersteller Teva einer der Bieter für Ratiopharm. Teva erhielt im März den Zuschlag für Ratiopharm.
Stada-Aktionärsvertreter übten bei der Hauptversammlung Kritik an der Dividendenpolitik und an überraschenden Personalentscheidungen: Nach dem Ausscheiden von Finanzvorstand Wolfgang Jeblonski wurde zuletzt der Vertrag von Entwicklungsvorstand Christof Schumann nicht verlängert. Für 2009 werden 32 Prozent des Konzerngewinns ausgeschüttet. Dies ist eine Abkehr vom bisherigen Kurs. Viele Jahre waren rund 40 Prozent des Gewinns an die Eigentümer geflossen.
Aktionärsschützer Norbert Vowinckel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) forderte eine Quote von 40 bis 60 Prozent. Seine Zustimmung zu den 32 Prozent gab er dennoch, weil die Verschuldung abgebaut werden müsse. Im ersten Quartal fiel die Nettoverschuldung auf 880 Millionen Euro. Ende 2009 waren es 899 Millionen Euro. Ein Antrag des Vorstands für ein neues Aktienrückkaufprogramm fand unter den Aktionären nicht die nötige qualifizierte Mehrheit.
Die Prognose für 2010 wurde bestätigt: "Wir können für das laufende Geschäftsjahr unverändert von der Chance ausgehen, bei mindestens stabilen operativen Margen ein Wachstum sowohl beim Umsatz als auch bei allen operativen, das heisst um einmalige Sondereffekte bereinigten Ertragszahlen erzielen zu können."
Stada hat ehrgeizige Ziele: Der Konzerngewinn soll sich bis 2014 von 100,4 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 215 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll den Plänen zufolge auf 430 Millionen Euro klettern (2009: 280,1 Mio Euro). Der Umsatz soll von 1,57 Milliarden auf 2,15 Milliarden Euro steigen. Rund 800 Arbeitsplätze, zirka 10 Prozent der heutigen Belegschaft, sollen in den kommenden fünf Jahren gestrichen werden, hatte der Hersteller etwa der Sonnencreme Ladival und des Grippemittels Grippostad am Montag mitgeteilt./ep/dct/stb