Springer profitiert von Zukäufen und Internet-Geschäft - Kurs sinkt
BERLIN (awp international) - Der Axel-Springer-Verlag hat im dritten Quartal dank Zukäufen und eines verbesserten Werbeumfeldes Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 124,6 Millionen Euro und damit 21,9 Prozent über dem Wert des Vorjahresquartals, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Unterm Strich hatte der Verlag seinen Gewinn auf 87,3 Millionen Euro nahezu verdoppelt und damit die Marktschätzungen übertroffen. Bei den Erlösen lag Springer mit 711 (Vorjahr: 631) Millionen Euro leicht unter den Erwartung der von der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX befragten Marktexperten.
Händler sprachen von "guten, aber nicht perfekten Zahlen". Ein Börsianer verwies zudem darauf, dass das Unternehmen seine bisherige EBITDA-Prognose für 2010 lediglich bestätigt habe. Viele Experten hatten allerdings auf einen erhöhten Ausblick gehofft. Die seit kurzem im MDax notierte Aktie verbilligte sich am Vormittag um 4,70 Prozent auf 103,40 Euro und gab damit einen Teil der jüngsten Kursgewinne wieder ab.
Nach Worten von Vorstandschef Mathias Döpfner ist Axel Springer "erneut digitaler und internationaler geworden". Beim operativen Gewinn sei in den ersten neun Monaten ein Rekord erzielt worden. Erstmals schlug in den Zahlen für Juli bis September die Konsolidierung des Joint Ventures zu Buche, das Springer mit dem Ringier-Verlag für Osteuropa im Juli gegründet hatte. Dies wirkte sich vor allem positiv auf die Erlöse und das Ergebnis im internationalen Print-Geschäft aus.
Mit dem Zukauf der Internetportale StepStone und Digital Windows baute der Konzern sein digitales Geschäft weiter aus. In sieben Jahren sollten in diesem Bereich die Hälfte der Umsätze erwirtschaftet werden, hat Döpfner jüngst in einem Zeitungsinterview verkündet. Im dritten Quartal konnte Springer den Umsatz bei Geschäften im Internet deutlich erhöhen und damit Rückgänge im Stammgeschäft mit Zeitungen (u.a."Bild", "Die Welt") mehr als ausgleichen.
Einige Ziele, die für das Gesamtjahr gesetzt wurden, seien bereits nach neun Monaten erreicht, sagte Döpfner. So konnten die Werbeerlöse insgesamt gesteigert werden, weil der Rückgang bei Zeitschriften und Zeitungen während der Fussball-WM durch das starke Wachstum der digitalen Produkte mehr als ausgeglichen worden sei. Zudem habe eine Kostendisziplin dazu beigetragen, den Verlag ohne drastische Einschnitte durch die Wirtschaftskrise zu bringen.
Im Branchenvergleich steht Springer damit nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Dirk Voigtländer gut da: "Selbst im Printbereich rechnen wir mit stabilen Umsätzen in den nächsten ein bis zwei Jahren, also mehr als beim Gesamtmarkt", sagte der Experte. Trotzdem blieb das Unternehmen bei seiner bisherigen Prognose, im Gesamtjahr ein EBITDA auf dem Niveau des Rekordjahres 2008 bei 486,2 Millionen Euro zu erreichen. Analysten hatten jedoch auf eine Anhebung des Ausblicks gehofft. "Ich halte das für eine relativ konservative Aussage", sagte Voigtländer und hielt an seinen EBITDA-Schätzungen von rund 500 Millionen Euro fest./juw/zb/tw