Spitze von Swissmedic ausgewechselt
Der Direktor des Heilmittel-Instituts Swissmedic und vier weitere Direktions-Mitglieder verlassen das Unternehmen.
Seit einiger Zeit steht das Institut unter Beschuss, dass es zu wenig transparent, zu bürokratisch und in der Zulassungspolitik zu restriktiv sei.
Im Rahmen der Restrukturierungen beim Schweizerischen Heilmittel-Institut Swissmedic hat Direktor Franz Schneller das Institut verlassen. Mit seinem Entscheid schafft er die Voraussetzung für die Neuausrichtung der Swissmedic, sagte Christine Beerli, Präsidentin des Institutsrates und ehemalige Berner Ständerätin, am Donnerstag.
Mit Schneller scheiden vier weitere Direktionsmitglieder aus dem Unternehmen aus. Es handelt sich um Paul Dietschy, Franz Reigel, Samuel Vozeh und Hans Thöni.
Sie leiteten seit Gründung der Swissmedic 2002 jene Geschäftsbereiche, welche die Arzneimittelzulassung und die Marktüberwachung umfassten.
Immer lauter werdende Kritik
Ausschlag zu den Reformschritten gab die immer lauter werdende Kritik verschiedener Seiten. Zuletzt kam diese vor allem von der Gesundheitskommission des Nationalrates und der Naturärzte-Vereinigung der Schweiz.
Beide bemängelten die ihrer Meinung nach zu restriktive Zulassungspraxis des Institutes.
Heilmittel-Sicherheit als Auftrag
Damit Swissmedic ihren gesetzlichen Auftrag zur Gewährleistung der Heilmittelsicherheit auch künftig wirkungsvoll, transparent und effizient wahrnehmen kann, wurde im Mai vom Institutsrat ein Projekt zur Prozess- und Organisationsanalyse eingeleitet.
Die Analyse ergab, dass das Potential der Mitarbeitenden zwar hoch ist. Sie zeigte jedoch auch deutliche Mängel in der Führung und bei den Prozessen. Nach dieser Analyse änderte der Institutsrat der Swissmedic die Aufbauorganisation des Instituts mit dem Ziel, gleiche Funktionen zusammenzuführen.
Die Kernprozesse der Swissmedic werden fortan in den drei Geschäftsbereichen Arzneimittelzulassung, Bewilligungen und Marktüberwachung geführt.
Gesundheitsminister zufrieden
Die radikalen Massnahmen des Swissmedic-Institutsrats werden von allen Seiten begrüsst und mit Erleichterung aufgenommen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass es damit aber noch nicht getan sei.
Gesundheitsminister Pascal Couchepin hat die Entscheide der Swissmedic-Leitung begrüsst. Er sei befriedigt, dass der Institutsrat von Swissmedic seine Verantwortung wahrnehme, und begrüsse die Entschlossenheit von Präsidentin Christine Beerli.
Auch Interpharma, der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen, begrüsst den "Mut" des Institutsrats und seiner Präsidentin. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass die Qualität von vielen Swissmedic-Mitarbeitern schon heute insgesamt gut sei und Swissmedic in zentralen Bereichen gute bis sehr gute Arbeit leiste, sagte Interpharma-Leiter Thomas Cueni.
Zuversicht löst Beerlis Schritt auch bei der Gesellschaft schweizerischer Amts- und Spitalapotheker (GSASA) aus. Die Massnahmen seien für die Glaubwürdigkeit von Swissmedic wichtig, sagte GSASA-Präsident Enea Martinelli.
Säubern "nicht nur oben, auch auf zweiter Ebene"
Er geht davon aus, dass nun auch "auf der zweiten Ebene" ausgemistet wird. Es genüge nicht, nur die Spitze auszuwechseln.
In ähnlichem Sinn äusserte sich auch Walter Stüdeli, Geschäftsführer des Schweizerischen Verbandes für komplementärmedizinische Heilmittel (SVKV). Er hofft, "dass nun auch die Fachmitarbeiter die Gesetze vollziehen und nicht selber Politik machen wollen".
Hoffnungen auf einen "guten Neuanfang" macht sich auch die Naturärzte-Vereinigung der Schweiz (NVS).
swissinfo und Agenturen
Swissmedic
Swissmedic wurde Anfang 2002 gegründet und dient als zentrale schweizerische Überwachungsbehörde für Heilmittel.
Basis für die Tätigkeit der Swissmedic ist das Heilmittelrecht. Das Heilmittelgesetz sowie die ersten Ausführungsverordnungen traten am 1. Januar 2002 in Kraft.
Als öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes mit Sitz in Bern ist sie in ihrer Organisation und Betriebsführung selbständig und verfügt über ein eigenes Budget.
Swissmedic ist dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) angegliedert.
Swissmedic sorgt dafür, dass nur Heilmittel hergestellt und abgegeben werden, die den neusten wissenschaftlichen Ansprüchen an Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit genügen.
Swissmedic finanziert sich durch Gebühren sowie Abgeltungen des Bundes für gemeinwirtschaftliche Leistungen. Der Bundesrat erteilt Swissmedic einen mehrjährigen Leistungsauftrag.
Zudem schliesst das EDI mit dem Institut jährlich eine Leistungsvereinbarung ab.

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