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Sonntag soll weiterhin Zeit-Oase bleiben

Der Sonntag soll Familientag bleiben, fordert ein kirchliches Komitee. imagepoint

Ein ökumenisches Komitee bekämpft den Sonntagsverkauf in Bahnhöfen und Flughäfen, über den am 27. November abgestimmt wird.

Dieser Inhalt wurde am 24. Oktober 2005 publiziert Minuten

Ein Ja käme einem Anschlag auf die Familien gleich und würde die Türe für eine weitere Ausweitung der Sonntagsarbeit öffnen.

Die Diskussion um die Bahnhofläden sei ein Scheingefecht, sagte Peter Oberholzer, Präsident des ökumenischen Komitees gegen den Sonntagsverkauf, an einer Medienkonferenz in Bern.

Das neue Arbeitsgesetz sei nämlich eine Illustration für die in der Politik angewandte Salamitaktik. In einem ersten Schritt werde die Sonntagsarbeit für alle Geschäfte in den Bahnhöfen eingeführt.

Bereits in der Pipeline sei aber eine zweite Vorlage, welche die ganze Schweiz zum Bahnhof mache, warnte Oberholzer.

Sonntag wird zum Einkaufstag

Mit der Ausweitung des Sonntagsverkaufs werde der Sonntag mehr und mehr zum Einkaufstag und diejenigen, die vermehrt arbeiten müssten, fehlten in der Familie, in den kirchlich-religiösen und weltlichen Gemeinschaften, doppelte Wolfgang Bürgstein, Generalsekretär von Justitia et Pax, nach.

Gerade in modernen individualisierten Gesellschaften seien solche Zeit-Oasen aber von ganz besonderer Wichtigkeit. Zudem sei der Sonntag ein Einschnitt im alltäglichen Schaffen für Konsum und Kommerz, eine Unterbrechung für den Menschen, der stets verfügbar und flexibel sein sollte, sagte Bürgstein.

Mit einer Verlängerung der Ladenöffnungszeiten würden die Arbeitsbedingungen der bereits am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmenden weiter verschlechtert, ergänzte Jean-Charles Mouttet, Westschweizer Leiter der bischöflichen Fachstelle Arbeitswelt.

Der arbeitsfreie Sonntag sei nicht nur christliches Gemeingut, sondern eine Errungenschaft der zivilen Gemeinschaft.

Familienfeidlich

Heiner Studer, Aargauer Nationalrat der Evangelischen Volkspartei der Schweiz (EVP), bezeichnete die Sonntagsarbeit als familienfeindlich. "Ein Sonntag, der mehr und mehr zum Arbeits- und Konsumtag wird, schränkt ein. Es drohen Vereinzelung und Vereinsamung mit all ihren Folgen."

Aber auch ausserhalb der Familien habe der Sonntag für den sozialen Zusammenhalt eine zentrale Bedeutung, betonte Studer.

Auch Ursula Angst-Vonwiller, Präsidentin des Evangelischen Frauenbundes der Schweiz (EFS), warnte vor einem Ja zur Änderung des Arbeitsgesetzes. Der Verdrängungskampf der Grossverteiler und internationalen Ladenketten, die an Bahnhöfen und Flughäfen präsent seien, gehe zulasten kleinerer Läden in Quartieren und Randregionen.

Breite kirchliche Abstützung

Das ökumenische Komitee wird von zahlreichen reformierten und katholischen Kirchgemeinden und Pfarreien sowie von der EVP, dem Evangelischen und Katholischen Frauenbund und der Schweizerischen Evangelischen Allianz unterstützt. Die Schweizerische Bischofskonferenz hatte bereits Anfang Oktober ein Nein zur Abstimmungsvorlage propagiert.

Mit der Änderung des Arbeitsgesetzes soll es Geschäften in grossen Reiseverkehrszentren erlaubt werden, auch an Sonntagen Personal zu beschäftigen. Die Gewerkschaften hatten dagegen erfolgreich das Referendum ergriffen und damit die Vorlage vors Volk gebracht.

swissinfo und Agenturen

In Kürze

In der Schweiz soll Geschäften in grösseren Bahnhöfen und in Flughäfen erlaubt werden, unabhängig von ihrem Warenangebot auch am Sonntag Personal zu beschäftigen.

Zu diesem Zweck soll das Arbeitsgesetz entsprechend abgeändert werden. Gegen die Vorlage haben Gewerkschaften das Referendum eingereicht.

Die Regierung und eine Mehrheit des Parlaments befürworten die Änderung des Arbeitsgesetzes.

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