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SNB tritt der Frankenstärke entgegen - Leitzins sinkt praktisch auf Null (2. AF)

Dieser Inhalt wurde am 03. August 2011 - 11:38 publiziert

Bern/Zürich (awp/sda) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will die stetige Aufwertung des Frankens nicht länger hinnehmen: Mit einem tieferen Leitzins und mehr Liquidität will sie den Kurs schwächen.
Die Nationalbank betrachte den Schweizer Franken zur Zeit als massiv überbewertet, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Dies bedrohe die Wirtschaftsentwicklung. Zudem sieht die SNB ihr Hauptziel, die Wahrung der Preisstabilität, in Gefahr.
Ab sofort strebt sie darum einen Dreimonats-Libor so nahe bei Null wie möglich an. Das Zielband beträgt neu zwischen 0 und 0,25% statt 0 bis 0,75%. Damit wird Geld, das sich die Geschäftsbanken bei der SNB ausleihen, nochmals günstiger. Es ist der erste Dreh an der Zinsschraube seit März 2009.
Das letzte Mal hat die SNB im Juni entschieden, die Zinsen auf dem bereits damaligen Rekordtief zu belassen. Seit dieser Lagebeurteilung hätten sich nun aber die globalen Wirtschaftsaussichten eingetrübt, schreibt die SNB. Gleichzeit habe sich die Aufwertung des Frankens beschleunigt, die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft hätten sich deutlich verschlechtert.
Nebst dem Angebot von günstigem Geld wird die SNB mit sofortiger Wirkung auslaufende Repos und SNB Bills nicht mehr erneuern. Die SNB Bills - das sind Schuldverschreibungen - will sie zudem zurückkaufen. Dadurch sollen ebenfalls mehr Franken in den Markt gelangen. Die SNB beabsichtigt so, den Girobestand der Banken von derzeit 30 Mrd auf 80 Mrd CHF auszudehnen.
Die Nationalbank beobachte die Entwicklung am Devisenmarkt sehr aufmerksam und "wird bei Bedarf weitere Massnahmen gegen die Frankenstärke ergreifen".
Experten sehen in den Massnahmen der Nationalbank ein starkes Signal an die Finanzmärkte und die Investoren, die den Franken in den vergangenen Wochen immer mehr in die Höhe getrieben haben. "Es ist eine starke Geste: Die Nationalbank macht etwas und das gezielt", sagte Ökonom Janwillem Acket von der Bank Julius Bär am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. "Man soll nun endlich aufhören zu sagen, die Nationalbank handle nicht", so der Experte.
Die Währungshüter handelten in einer sehr schwierigen Situation, führt der Experte vor Augen: "Die Buchverluste der Nationalbank sind unpopulär und die Ausschüttungen an die Kantone sind angeknabbert." Dass die Nationalbank trotzdem handle, verdiene Anerkennung, sagte er.
Ob nun die Gefahr abgewendet ist, dass der Euro zum Franken bald 1:1 gehandelt wird, wird sich laut Acket weisen: "Wenn die Märkte das wollen, werden sie es austesten." Der Franken sei aber ohnehin schon hoffnungslos überbewertet.
Auch für Fabian Heller von der Credit Suisse (CS) bleibt abzuwarten, wie sich der Euro-Frankenkurs weiter entwickeln wird. Die SNB habe mit dem Zinsschritt und der Erhöhung der Liquidität Massnahmen ergriffen, die ihr zur Verfügung stehen: "Sie macht, was sie kann", so das Urteil des CS-Ökonomen. Bei einer anhaltenden Frankenstärke könnte die SNB auch ihre Deviseninterventionen wieder aufnehmen, denkt Heller.
Auch Alexis Bill-Körber vom Forschungsinstitut BAK Basel wertet das Handeln der Währungshüter als psychologisch wichtigen Schritt. Durch die hohe Nachfrage sei der Franken zuletzt knapp geworden. Durch steigende Zinsen wäre er aber noch attraktiver geworden, was die Nationalbank mit dem Zinsschritt nun zu verhindern versuche.
Am Markt glaubt man nicht an einen Befreiungsschlag. Die Nationalbank könne kurzfristig eine Stabilisierung herbeiführen, sagten von AWP befragte Händler. Die für das Frankenhoch hauptsächlich verantwortliche Schuldenkrise in Europa und den USA könnten die Schweizer Währungshüter aber nicht aus der Welt schaffen.
"Ich bin gespannt, ob und vor allem welche Massnahmen die SNB darüber hinaus ergreifen wird", erklärte ein Händler. "Es wird spannend."
In einer ersten Reaktion nach der Ankündigung ist der Kurs des Frankens wie gewünscht gesunken. EUR/CHF ist um rund als drei Rappen auf 1,1148 im Tageshoch nach oben geschossen. Das USD/CHF-Paar reagierte mit einem etwas kleineren Sprung um 160 Pips und notiert derzeit bei 0,7764 (Tageshoch 0,7789).
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