Sibylle Neff über sich selbst
Ich wurde am 14. März 1929 als Appenzellerin geboren.
Nach dem Besuch der Primar- und Realschule verbrachte ich die Jugendzeit mit den Eltern und meinem jüngeren Bruder auf dem Lande.
Es war eine ruhige, frohe Zeit, in der ich das Landleben näher kennenlernte. In dieser Zeit trifft man mich oft beim Malen in freier Natur: am Bachbord der Sitter oder mitten in einer duftenden Frühlingswiese.
Ich entdeckte die 'kleinen Dinge' meiner Umwelt und liebte sie. Das ganze Milieu wirft einen schützenden Schleier über die Erlebnisse meiner träumerischen Jugendzeit. Es ist eine echt empfundene aber auch idealisierte Welt.
Ich will eine richtige Malerin werden
Mit 22 Jahren wache ich gleichsam aus diesem Jugendtraum auf. Ich versuche den Rahmen, der mir plötzlich so eng erscheint zu sprengen. Ich will eine 'richtige' Malerin werden mit Ausbildung, bedeutendere Dinge malen als die kleine, bescheidene Umgebung. So besuche ich die Kunstgewerbeschule in St. Gallen.
In der Hoffnung, später zurückzukehren, verlasse ich nach dem kurzen Aufenthalt von einem Semester die Schule. Leider meine ich.
Aber die Umstände erzwingen diesen Entschluss.
Ich kehre an den alten Ort zurück. Weil es nicht meiner Art entspricht, sich gegen das Schicksal aufzulehnen, fällt es mir leicht, den alten Weg fortzusetzen. Ich suche fröhliche, unbeschwerte Menschen auf.
Der Sujetkreis wird erweitert
Vieh, Blumen, Wasser, Wind und Wolken, den Tag, die Nacht, sie alle liebe und male ich. Kein Detail ist mir zu gering. In späteren Jahren sehe ich neben der idealen auch die reale Umwelt.
Ich sehe ein, dass es auch diese braucht.
Das macht sich in meinen Bildern bemerkbar. Der Sujetkreis wird erweitert. Die Lyrik in den Bildern teilt mit der Epik den Platz, der Epik, die vom Leben erzählt, das mich unmittelbar umgibt.
Ich glaube, es ist ein Leben, das die Wirklichkeit kennt und bejaht und dennoch etwas kindlich Fröhliches ausstrahlt, weil der Mensch sich geborgen weiss.

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