SGL Group mit Gewinnplus - Sondereffekt hilft (AF)
WIESBADEN (awp international) - Der Kohlenstoffspezialist SGL Group blickt nach einem unerwartetem Gewinnplus im zweiten Quartal mit Zuversicht in die zweite Jahreshälfte. Zwar dürfte das Aufbaugeschäft mit Carbonfasern und Verbundwerkstoffen wegen des schwierigen Windmarktes nun doch keinen Gewinn erzielen. Dafür schlägt sich das Kerngeschäft mit Graphitelektroden aber wacker und verheisst steigende Umsätze für das Gesamtjahr, wie das Unternehmen am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Dank besserer Aussichten für das übrige Carbonfasergeschäft konnte der Konzern zudem einen Sondereffekt von 4,1 Millionen Euro verbuchen, da sich frühere Abschreibungen als zu hoch herausstellten.
Im Gesamtjahr will SGL den Umsatz weiterhin um mehr als zehn Prozent steigern. Das operative Ergebnis (EBIT) soll rund 160 Millionen Euro erreichen. Damit präzisierte Vorstandschef Rober Koehler die Zielmarke für den operativen Gewinn, die vorher zwischen 150 Millionen und 165 Millionen Euro lag. An der Börse legten die Aktien in einem festen Markt um 1,59 Prozent auf 34,60 Euro zu.
Das margenstarke Geschäft mit den Graphitspezialitäten (GMS) stach erneut hervor. Der Boom der Halbleiter und Leuchtdioden-Hersteller bescherte der Sparte im ersten Halbjahr ein kräftiges Erlösplus von mehr als einem Fünftel. Die Dynamik schwächt sicher allerdings ab. Das liegt zum einen an den besseren Vorjahreswerten, zum anderen am abgeschlossenen internen Lageraufbau und höheren Produktionskosten. Mit 17,7 Prozent dürfte auch die Umsatzrendite im zweiten Quartal ihr Hoch erreicht haben.
Im Hauptgeschäft mit Graphitelektroden für die Stahl- und Kathoden für die Aluminiumindustrie stieg die Nachfrage aus der Elektrostahlproduktion. Wegen einer Reihe von Aufträgen dürfte sich das laut dem Vorstand auch im zweiten Halbjahr fortsetzen. Die Nachfrage für Kathoden kam wegen der anhaltenden Investitionspause der Aluminiumindustrie weiter nicht in die Gänge. Im dritten und vierten Quartal sieht SGL hier aber eine Verbesserung voraus. Bestellungen für Ersatzauskleidungen und neue Schmelzöfen sollen hier Bewegung und höhere Umsätze und Ergebnisse bringen.
Im Hoffnungsträgergeschäft mit Carbonfasern, wie sie etwa im Gemeinschaftsunternehmen mit dem Autobauer BMW für den Leichtbau produziert werden, drückten Abschreibungen in Höhe von 25,1 Millionen Euro in der Rotorblatt-Fertigung kräftig auf die Stimmung. Die Aussichten hier sind so trübe, dass SGL trotz besserer Absätze und Chancen bei den übrigen Carbonfasern und Verbundwerkstoffen für das Gesamtjahr nun mit einem niedrigen einstelligen operativem Verlust in der Sparte rechnet. Zuvor hatten die Hessen hier ein positives Ergebnis angepeilt.
Im Konzern kletterte der Umsatz in der Zeit zwischen April und Juni von 341,0 Millionen auf 361,2 Millionen Euro. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten hier etwas mehr erwartet. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg von 39 Millionen auf 44 Millionen Euro. Auch das um den positiven Sondereffekt bereinigte Ebit kam mit 39,9 Millionen Euro höher heraus als gedacht. Unter dem Strich blieben 20,1 Millionen nach 17,8 Millionen Euro im Vorjahr./stb/jha/tw