Navigation

Senioren bewegen sich im World Wide Web

Leute fortgeschrittenen Alters trauen sich oft wenig zu - auch bei den neuen Medien. computeria-bern.ch

Früher war es der Bote, später die Postkutsche, dann der Briefträger. Heute bringen uns E-Mail und SMS die News aus aller Welt. Ältere Menschen sind dabei allerdings häufig überfordert.

Dieser Inhalt wurde am 01. Dezember 2003 publiziert Minuten

Deshalb wird einiges unternommen, um die Senioren-Generation ins Netz zu holen - mit Erfolg.

"Das Interesse an unserer Computeria ist enorm, wir haben alle Hände voll zu tun", sagt Heidi Voegeli, PC-Kursleiterin am Tag der offenen Tür von Pro Senectute Bern, während sie Weiterbildungs-Programme an ältere Besucher verteilt.

Vor allem die Workshops über kreatives Mailen oder Foto- und Musikbearbeitung seien gefragt, betont Heidi Voegeli. Das Interesse für Internet habe etwas nachgelassen.

"Die Workshops bringen jedoch nur jenen etwas, die auch zu Hause einen PC haben. Die Leute kommen aber auch zu uns, weil ihnen die Kommunikation untereinander wichtig ist."

Mehr Frauen als Männer

Wie Hansruedi Keller, Leiter der Computeria Bern, gegenüber swissinfo sagt, sind die Frauen an den themenorientierten Nachmittagen in der Mehrheit. "Ich glaube, das ist kein statistisches Problem, sondern die Männer finden nach der Pensionierung andere Hobbys. Sie verbringen ihre Zeit im Garten oder beim Hornussen."



An den themenorientierten Nachmittagen wird nebst vielem anderem auch "Chat" angeboten. Er selber finde das gar nicht interessant. "Chatten hat etwas mit Vereinsamung zu tun oder ist für Leute geeignet, die nicht mehr mobil sind. Beim Chat ist 90% 'Gugus'."

Auch die 68-jährige Rosa Schütz aus Thun hat kein Bedürfnis zu chatten. "Das ist etwas für Leute, die allein sind und Kontakt suchen." Sie selber hat seit vier Jahren einen Computer und benutzt ihn rund drei Mal wöchentlich.

Meine Hemmschwelle war hoch

"Eine meiner Töchter arbeitete früher in einer Computerfirma, da haben wir zu Hause oft über die neuen Medien diskutiert. Ich wollte es auch lernen."

Heute spielt die Rentnerin mit Leuten aus der ganzen Welt Fernbridge, sie recherchiert im Internet zum Beispiel über Krankheiten oder liest andere Artikel, die sie interessieren. Sie bestellt Konzert- und Theaterkarten übers Internet (aber nur gegen Rechnung) und mailt mit ihren Grosskindern.



"Mein Mann wollte es nicht mehr lernen, es interessiert ihn nicht. Ich aber bin froh, dass ich noch den Mut dazu hatte, denn am Anfang war mir dieses Medium sehr fremd, ich hatte eine hohe Hemmschwelle." So besuchte Rosa Schütz einen Migros-Kurs für Seniorinnen und Senioren und lernte die Grundbegriffe.

Bin ich dazu noch fähig?

Wie dieser Frau aus Thun geht es vielen älteren Leuten. Ihre Hemmschwellen sind relativ hoch, sie haben Angst, nichts Neues mehr lernen zu können.

Doch auch sie leben einen Alltag, in dem Internet, Billett-Automaten, elektronische Telefonbücher und vieles mehr nicht mehr wegzudenken sind.

Studien zeigen, dass es nicht nur eine digitale Kluft zwischen bildungsprivilegierten und bildungsfernen Schichten gibt, sondern auch zwischen Jung und Alt.

Brücken über den Graben

Laut Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) nutzen über 65% der 20 bis 29-Jährigen das Internet regelmässig, bei den über 50-Jährigen sind es lediglich 22%.

Im Oktober führte der Bund mit "Tour-de-Clic" eine Sensibilisierungs-Kampagne zur Nutzung des Internets durch. Angesprochen waren primär auch ältere Leute.

Verschiedene Institutionen wie Pro Senectute oder Seniorweb bieten Kurse an, um den Menschen auch in ihrem dritten Lebensabschnitt die Beteiligung an der modernen Gesellschaft zu ermöglichen.

Ferner gibt es in 30 Schweizer Städten Computerias. Gemeinsam ist diesen Computer-Treffpunkte die Idee "Lieber gemeinsam statt einsam".

swissinfo, Gaby Ochsenbein

Fakten

2006 wird jede 5. Person in der Schweiz über 65 Jahre alt sein
65% der 20 – 29-Jährigen nutzen regelmässig das Internet
Bei den über 50-Jährigen sind es 22%, Tendenz steigend

End of insertion

In Kürze

Internet- und Computerkurse für Seniorinnen und Senioren gibt es viele, z.B. bei Pro Senectute, Seniorweb, Migros-Klubschule.

Die Internet-Plattform Seniorweb existiert seit 1998.

In 14 Kanton existieren 30 Computerias, Treffpunkte von älteren Leuten für ältere Leute.
Die erste wurde 2002 in St. Gallen gegründet.

End of insertion

Artikel in dieser Story

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Diskutieren Sie mit!

Diesen Artikel teilen

Passwort ändern

Soll das Profil wirklich gelöscht werden?