Schweizer Wirtschaft mit Sorgenfalten. Franken steigt gegenüber Euro
Der seit einigen Monaten anhaltende Schwächeanfall des Euro gegenüber dem Franken bringt die Schweizer Wirtschaft in eine heikle Situation. Das Staats-Sekretariat für Wirtschaft (seco) spricht in einer Studie von einer "potenziell kritischen Lage".
Die Situation sei umso heikler, als sich Anzeichen für ein verlangsamtes Wachstum der Weltwirtschaft häuften, schreibt das seco in seiner via Internet veröffentlichten Analyse. Die verschiedenen Abkoppelungen des Frankens vom Euro wirkten sich insbesondere auf die schweizerischen Exporte negativ aus.
Negativer Einfluss auf die Exporte
Auch wenn die Ausfuhren in die EU-Länder seit Anfang Jahr zugenommen haben, hinken sie laut seco dennoch hinter den Exporten nach andern Weltregionen her. Dieser Trend könne sich noch verstärken, weil die Weltwirtschaft mittelfristig wahrscheinlich weniger rasch wachsen werde.
Bei einem verlangsamten Wachstum der Weltwirtschaft bekomme die Exportindustrie den hohen Frankenkurs besonders stark zu spüren, heisst es weiter in der seco-Analyse. Dies sei jedenfalls bei den Höhenflügen des Schweizer Frankens in den Perioden 1978 bis 1979 und 1993 bis Ende 1995 der Fall gewesen.
Mit der nach wie vor möglichen, harten Landung der US-Wirtschaft sowie den hohen Mineralölpreisen könne sich der Himmel für die Schweizer Exportindustrie weiter verdunkeln. Dazu gesellen sich laut seco ein Inflationsdruck sowie ein verlangstames Wirtschaftswachstum in den EU-Ländern. Auch höhere Euro-Zinsen seien nicht auszuschliessen.
Bisher habe die Schweizer Wirtschaft dank eines günstigen Umfelds nicht unter diesen eher negativen Vorzeichen gelitten. Die konjunkturelle Situation der Schweiz und ihrer Handelspartner sei gut gewesen und der Kurs des Frankens habe sich im Vergleich zum Dollar eher schwach gezeigt
Düsteres Szenario
Wenn sich der Franken auch gegenüber dem Dollar festigen sollte und wieder die Rolle des sicheren Hafens spielen müsse, würde der Aussenwert des Frankens deutlich steigen. Eine solche Konstellation würde nach Meinung des seco für die schweizerischen Exporte dramatische Ausmasse annehmen.
Ein erster Kurssprung gegenüber dem Euro im vergangenen März, gefolgt von einem zweiten im September haben dazu geführt, dass die europäische Einheitswährung gegenüber dem Schweizer Franken seit Anfang Jahr sechs Prozent an Wert eingebüsst hat.
Ein weiteres Beispiel: Der Wert der Deutschen Mark ist mit 0,77 Franken deutlich unter die psychologisch wichtige Schranke von 0,80 Fr. gefallen. Das ist der tiefste DM-Kurs seit 20 Jahren.
swissinfo und Agenturen

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