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Die Affäre um Ex-Botschafter Borer, das Flugzeug-Unglück mit der Fehlleistung der Schweizer Flugsicherung und nun ein Schweizer Botschafter verhaftet. Verdacht: Geldwäscherei.

Dieser Inhalt wurde am 12. Juli 2002 - 13:45 publiziert

"Un ambassadeur suisse sous les verrous: la diplomatie à nouveau dans l'embarras - Ein Schweizer Botschafter hinter Gittern: die Diplomatie ist erneut in Verlegenheit", titelt die Genfer Zeitung "Le Temps". Der Schweizer Botschafter in Luxemburg wurde auf Schweizer Boden verhaftet - wegen Verdachts auf Geldwäscherei.

"C'est le pire acteur, le pire soupçon et au pire moment - die schlimmste Hauptfigur, der schlimmste Verdacht und das zum schlimmsten Zeitpunkt", so "Le Temps".

Die Geschichte kröne eine schwarze Woche. Die Abwesenheit des Bundesrates, während baschkirische Familien um ihre Kinder trauerten, zeige einen erschreckenden Mangel an Sensibilität, "dont on n'a pas fini de mesurer les dégâts, en Russie comme en Allemagne".

Die Zeitungen aus der Romandie räumen Friederich viel Platz auf den Titelseiten ein. Nicht so jene in der Deutschschweiz. Der auf Skandale spezialisierte "Blick" gibt eine kurze Übersicht über die Tatsachen, die erste Seite des Zürcher "Tages-Anzeigeres" ziert eine Karrikatur mit Friederich, der Wäsche und Geldnoten an die Wäscheleine hängt und dabei sagt: "Eigentlich beschämend, dass ich wegen der ständigen Sparübungen meine Wäsche selber waschen muss." Kommentare sind jedoch dünn gesät.

Das Bankgeheimnis in Gefahr

"Saubere Schweiz?", fragt die "Berner Zeitung". Die Verhaftung eines Schweizer Repräsentanten im EU-Land Luxemburg wegen Geldwäscherei habe "Folgen für den Finanzplatz Schweiz".

"Denn dies ist Wasser auf die Mühlen jener, welche eine der letzten heiligen Kühe dieses Landes - das Bankgeheimnis - auf die Schlachtbank führen wollen."

Bern werde es nach der Verhaftung noch schwerer fallen, das Bankgeheimnis zu schützen, so die BZ. "Denn welchen Wert haben Beteuerungen, wonach der Finanzplatz Schweiz sauber sei und das Kontrollsystem bestens funktioniere, wenn es der Regierung nicht einmal gelingt, in den eigenen Reihen für absolute Rechtschaffenheit zu sorgen?"

Auch für Diplomaten gilt die Unschuldsvermutung

"Ruhig Blut!", empfiehlt hingegen die "Neue Luzerner Zeitung". Die Angst vor Imageschaden sei zwar begründet, weil "unsere Botschafter personifizierte Schaufenster der Schweiz" sind. Doch gibt die NLZ zu bedenken: "Der inhaftierte Friederich ist bis zum Beweis des Gegenzeils unschuldig." Und sollte er schuldig sein, "ist das alles kein Grund, im Dialog mit den EU-Finanzministern schweizerische Positionen auch nur ein Jota weniger konsequent zu verteidigen".

Rechtsstaat funktioniert

Die zweiten bilateralen Verhandlungen Schweiz-EU haben eben begonnen. "Der Fall trifft die Schweiz angesichts des Drucks aus der EU auf den hiesigen Finanzplatz in einem ungünstigen Moment, auch wenn die Verhaftung ja gerade das Funktionieren des Rechtsstaates und die Griffigkeit des Schweizer Strafrechts belegt", schreibt die "Neue Zürcher Zeitung" - auf Seite 11.

"Doch was zählt, ist nicht die Realität", schreibt der Berner "Bund", "sondern deren Wahrnehmung". "Und die kann sehr selektiv auf die eigenen Vorteile ausgerichtet sein." Denn für jene, "denen das Bankgeheimnis aus Konkurrenzgründen schon lange ein Dorn im Auge ist", sei dies "willkommene Munition: ein hoher Schweizer Würdenträger als Geldwäscher".

Rebecca Vermot

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