Schweizer IKRK-Delegierter in Gaza entführt
Ein Schweizer IKRK-Delegierter ist im südlichen Gazastreifen entführt worden. Das bestätigte das Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf.
Das IKRK forderte die sofortige Freilassung des 28-jährigen Delegierten.
Bewaffnete Palästinenser haben am Dienstag laut Augenzeugen einen 28-jährigen Schweizer Delegierten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Gazastreifen entführt.
Der Mitarbeiter sei um 14.20 Uhr Ortszeit (13.20 Uhr MEZ) aus dem Büro in Chan Junis verschleppt worden.
Forderungen der unbekannten Entführer lagen zunächst nicht vor, wie die IKRK-Sprecherin Antonella Notari sagte.
Über die Identität der Entführer und deren Motiv war zunächst nichts bekannt, wie Notari in Genf sagte. Es habe noch keine Kontakte zu den Entführern gegeben, und es seien auch noch keine Forderungen eingegangen. "Wir haben die unverzügliche und bedingungslose Freilassung verlangt", sagte sie.
Abzug unklar
Nach der Eskalation in den palästinensischen Gebieten haben das Rote Kreuz und eine UNO-Organisation angekündigt, ihr ausländisches Personal aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland vorübergehend abzuziehen.
Laut Nasr arbeiten dort sechs Palästinenser und 20 Mitarbeiter aus anderen Staaten für das IKRK. Notari sagte, das IKRK arbeite seit Jahrzehnten in den Palästinenser-Gebieten.
Weitere Enführungen
Bei den anti-westlichen Protesten in den Palästinensergebieten wurden am Dienstag mindestens acht weitere Ausländer entführt.
Die Angriffe waren Teil eines Protests gegen die Erstürmung eines palästinensischen Gefängnisses in Jericho durch israelische Soldaten. In dem Gefängnis sitzt PFLP-Chef Ahmed Saadat ein, dessen Auslieferung Israel forderte.
Ahmed Saadat und weitere von Israel gesuchte Männer haben sich inzwischen den israelischen Soldaten ergeben.
Die Palästinenser machten Grossbritannien und die USA für den israelischen Einsatz verantwortlich, weil diese zuvor ihre Beobachter von dem Gefängnis abgezogen hatten.
EDA verurteilt und missbilligt
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), das in Kontakt mit dem IKRK und den palästinensischen Behörden steht, hat die Entführung des Schweizer IKRK-Delegierten und weiterer Personen im Gazastreifen mit Nachdruck verurteilt und deren unverzügliche Freilassung gefordert.
Das EDA missbilligt laut einer Mitteilung vom Dienstagabend aber auch die Operation der israelischen Streitkräfte gegen das Gefängnis von Jericho im Westjordanland.
Ungeachtet der angeführten Gründe verstosse diese Operation gegen die Pflichten einer Besetzungsmacht und insbesondere gegen das Gebot der Verhältnismässigkeit.
Das Recht auf körperliche Integrität und rechtlichen Schutz der von dieser Aktion betroffenen Menschen müsse lückenlos gewährleistet sein.
swissinfo und Agenturen
In Kürze
Das IKRK ist in den autonomen Palästinensergebieten und in Israel vor Ort. Hauptaufgabe der Organisation sind Gefangenenbesuche. Dabei werden Haftbedingungen und Gesundheitszustand überwacht.
Eine weitere wichtige IKRK-Arbeit besteht darin, den palästinensischen Familien zu helfen, ihre Verwandten in den israelischen Gefängnissen zu besuchen.
Allein im Januar wurden 18'400 Personen betreut, welche in 23 israelischen Gefängnissen 7000 Inhaftierte besuchten.
Entführungen von Delegierten ist für das IRK keine neue Erfahrung.
Weltweit arbeiten 12'000 Delegierte für das IKRK in Genf.
In den vergangenen 20 Jahren wurden Delegierte im Kaukasus, Libanon, Somalia und Afghanistan entführt.

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