Schweizer Afghanistan-Hilfe angelaufen
Die Schweiz sieht nach den letzten Tagen bessere Bedingungen für die humanitäre Hilfe an Afghanistan. Dringend ist die Nothilfe für den harten Winter.
Eine Delegation der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hatte in den vergangenen Tagen Turkmenistan, Iran und Pakistan bereist, um eine Einschätzung der Lage vorzunehmen und um mit Behörden und Organisationen vor Ort die Bedürfnisse abzuklären.
Flüchtlingslager in Peschawar
Die Schweizer Fachleute besuchten unter anderem Flüchtlingslager, darunter eines im pakistanischen Grenzort Peschawar. Dort habe die rasche politische Wende in den letzten Tagen grosse Hoffnung auf eine positive Lösung geweckt, sagte Toni Frisch, Chef des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) vor den Medien.
Neben der positiven Energie sei die Sorge der Menschen über das Schicksal ihrer Familien und Verwandten spürbar geworden. Dazu komme eine gewisse Angst vor einer "Pauschalisierung", handle es sich bei diesen Flüchtlingen doch um Paschtunen, welche die Basis der Taliban bilden.
Sofortmassnahmen für den Winter
Rückkehr-Programmen werde nach der politischen Wende in dem kriegsversehrten Land eine zentrale Rolle zukommen. Ungeachtet der positiven Grund-Stimmung gelte es nun aber die Sofort-Massnahmen für den harten Winter im Auge zu behalten, sagte Frisch.
Die UNO habe diesbezüglich bereits gute Arbeit geleistet. Ein grosses Unterfangen dürfte die Rückkehr der zum Teil bereits ungeduldigen Flüchtlinge werden.
SKH-Chef Frisch verwies darauf, dass die Strassen im Hindukusch nach Wintereinbruch für Lastwagen nicht mehr passierbar sein werden. Nun gelte es, die Hilfsgüter so schnell wie möglich in das kriegsversehrte Afghanistan zu transportieren, fügte DEZA-Direktor Fust hinzu.
Unterstützung für UNO
Die DEZA schätzt, dass sich die Lage abgesehen von vereinzelten Kämpfen allmählich beruhigt. "Wir gehen davon aus, dass humanitäre Hilfe möglich ist und die Rückkehrprogramme eine zentrale Rolle erhalten", sagte Frisch.
DEZA-Direktor Walter Fust betonte, dass die Schweiz die Friedensbemühungen der UNO weiter unterstützen werde. Die humanitäre Hilfe soll noch aktiver werden, insbesondere bezüglich der Wiedereingliederung der Flüchtlinge. Um über den effektiven Wiederaufbau zu sprechen, sei es aber noch zu früh.
Vorerst ist das Ziel der DEZA nach Angaben von SKH-Chef Frisch die Einrichtung von 15 Lagern für rund 150'000 Flüchtlinge. Dies sei dringend notwendig, da nach dem raschen Vorrücken der Anti-Taliban-Kräfte in Afghanistan schon viele Menschen wieder aus dem Exil zurückkehrten.
Schweizer Hilfe eingetroffen
Derweil sind die Material-Lieferungen, welche die Schweiz Ende Oktober nach einem Appell des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) eingeleitet hatte, erfolgreich verlaufen. Es ging um drei Luftfracht-Ladungen von Zürich nach Turkmenistan mit Zelten Schlafsäcken, Decken und Küchenmaterial.
Eingetroffen in Turkmenistan ist nach einer 4'800 Kilometer langen Reise auch ein Lastwagen-Konvoi mit sieben Fahrzeugen. Der Konvoi hatte Ende Oktober ein DEZA-Lager in Pristina im Kosovo verlassen.
Die Hilfs-Lieferungen im Wert von 2,7 Mio. Franken sollen über 20'000 Flüchtlingen zu Gute kommen. Die humanitäre Hilfe der Schweiz für die leidende Zivilbevölkerung Afghanistans beläuft sich dieses Jahr auf 17,5 Mio. Franken. Der bereits mit einem Nachtrags-Kredit von 4 Mio. Franken aufgestockte Betrag sollte nach Einschätzung von Toni Frisch auch fürs kommende Jahr ausreichen.
Die DEZA sei bestrebt, ihre Stützpunkte in Afghanistans Nachbarländern Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan und Iran auszubauen, um vor Ort und unbürokratisch helfen zu können, sagte der SKH-Chef weiter. So bald wie möglich wolle die DEZA auch wieder in Afghanistan direkt vertreten sein, am besten in Kabul.
swissinfo und Agenturen

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