Schweiz verurteilt Attentat in Sri Lanka
Die Schweiz hat das "abscheuliche" Attentat auf den Aussenminister Sri Lankas, Lakshman Kadirgamar, "aufs Schärfste" verurteilt.
Während auf der Insel der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, hofft die Schweiz, dass der Friedensprozess nicht beeinträchtigt werde.
In der Nacht auf Samstag hatte ein Scharfschütze in der Hauptstadt Colombo auf den 73-jährigen Kadirgamar geschossen, als dieser in sein Haus zurückkehrte. Der Politiker wurde mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert, wo er wenig später starb.
Der Täter habe aus einem Haus gegenüber der Residenz Kadirgamars geschossen, teilte die Polizei mit. Der Minister, der als potenzielles Anschlagsziel galt, wurde von mehr als 130 Soldaten beschützt.
Schweizer Aussenministerin traurig und besorgt
In einem Communiqué vom Samstag verurteilt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) das Attentat "aufs Schärfste" als "absolut unverantwortliches Verbrechen" und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. Die Täter müssten schnell identifiziert und vor ein Gericht gestellt werden können, heisst es in der Mitteilung weiter.
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hatte Kadirgamar zuletzt am 4. Januar dieses Jahres getroffen, als sie die Region nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004 besuchte. Sie habe sich bestürzt und besorgt über den Tod ihres Amtskollegen geäussert, schreibt das EDA weiter.
Das EDA appelliert an alle Parteien alles zu tun, um eine Eskalation der Lage zu verhindern und die Respektierung des Waffenstillstandes zu garantieren.
Der brüchige Waffenstillstand war vor knapp drei Jahren zwischen der Regierung und den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) geschlossen worden. Die LTTE fordert seit über zwei Jahrzehnten einen unabhängigen Staat im Norden und Osten der ehemaligen Kolonie Grossbritanniens.
Ausnahmezustand ausgerufen
Die Regierung rief nach dem Attentat von Freitagnacht den Ausnahmezustand aus und forderte die Bewohnerinnen und Bewohner der Hauptstadt auf, in den Häusern zu bleiben.
Aus Sicherheitskreisen in Colombo hiess es, man verdächtige die Befreiungstiger als Urheber der Tat. Die LTTE hat unterdessen jede Verantwortung für die Ermordung zurück gewiesen. Kadirgamar galt als politischer Gegner der LTTE.
Der Chef der norwegischen Vermittlungsmission, Eric Solheim, sagte, es sei klar, dass sich der Verdacht auf die Befreiungstiger richte. Der Anschlag sei ein grosser Rückschlag für den Friedensprozess in Sri Lanka, sagte Solheim.
Auch die Schweiz engagierte sich stark im Friedensprozess auf der Insel an der Südspitze des indischen Subkontinents. Hierzulande leben rund 40'000 Tamilinnen und Tamilen. Die meisten kamen auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat in die Schweiz.
Tamilen-Verband: Armee steckt hinter Anschlag
Die Tamilen in der Schweiz meldeten sich am Samstagnachmittag mit scharfen Worten: Der tödliche Anschlag auf den Aussenminister sei kein isolierter Akt, der alleine den Bürgerkrieg wieder ausbrechen lassen könne, sagte Anton Ponrajah, Präsident des Schweizer Verbands der Tamilen.
Vielmehr seien in den vergangenen Monaten Hunderte von Politikern und tamilischen Intellektuellen getötet worden. Hinter diesen Anschlägen steckten die Armee oder eine von Colombo unterstützte Tamilen-Gruppe.
swissinfo und Agenturen
Fakten
Die Schweiz engagierte sich in der Vergangenheit stark im Friedensprozess auf Sri Lanka.
In der Schweiz leben rund 40'000 Tamilinnen und Tamilen.
In Kürze
Der Aussenminister von Sri Lanka, Lakshman Kadirgamar, ein starker politischer Gegner der tamilischen Separatistenbewegung, wurde vor seinem Haus erschossen.
Die Regierung rief den Ausnahmezustand aus, die Sicherheitskräfte wurden in Alarmbereitschaft versetzt.
Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) dementierten jede Verwicklung ins Attentat.
Die Schweiz verurteilte dieses als "abscheuliches" Verbrechen.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Diskutieren Sie mit!