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Schweiz verharrt in Kleinstadt-Mentalität

Die Schweiz verstädtert (Bild: Möhlin im Mittelland), doch die Bevölkerung will dies nicht wahrhaben. Keystone

Die Schweiz ist nicht mehr ländlich, sondern städtisch. "Metropole Schweiz" hat nun eine Charta für die Zukunft einer urbanen Schweiz entworfen.

Dieser Inhalt wurde am 20. Februar 2002 - 08:20 publiziert

Städtische Realität und ländlicher Mythos drifteten auseinander, sagte Metropole Schweiz-Präsident Michel Bassand, Professor an der ETH Lausanne, am Dienstag. In den letzten Dezennien hätten sich die Städte zu Agglomerationen und die Agglomerationen zu Metropolen gewandelt. Stadtflucht in der Schweiz sei zur Illusion geworden.

70 Prozent der Menschen in der Schweiz lebten im städtischen Raum, aber laut einer Umfrage möchten 70 Prozent auf dem Land leben. Das sei paradox, sagte Bassand. Es sei Zeit für ein neues Bild der Schweiz, das die Realität abbilde und damit auch richtige politische Entscheide ermögliche.

Charta für Bundesrat Leuenberger

Daher überreichte der Verein "Metropole Schweiz", eine Gruppe von Planungsfachleuten, Bundesrat Moritz Leuenberger am Dienstag nun ein Büchlein mit dem Titel: "Charta für die Zukunft einer urbanen Schweiz".

Dies mit dem Ziel, das Bewusstsein für die urbane Entwicklung der Schweiz zu fördern. Die Charta soll in allen Amtssprachen verbreitet werden, um eine breite Diskussion zu entfachen.

Metropolisierung lenken

Das Bewusstsein der Bevölkerung, die über raumplanerische Projekte abstimme, sei von Mythen geprägt und stimme mit den Fakten häufig nicht überein. In dieser Diskrepanz entstünden raumplanerische Fehler.

"Wer Land träumt, baut keine gute Stadt", heisst es in der Charta. Die Metropolisierung der Schweiz sei nicht zu stoppen, doch sie müsse gelenkt und kontrolliert werden. Heute werde pro Sekunde ein Quadratmeter Boden verbaut. Die Landschaft müsse aber als Lebensgrundlage für alle erhalten werden.

Grenzen neu ziehen?

In der verstädterten Schweiz seien die heutigen Kantons- und Gemeindegrenzen für die Lösung von Kultur- und Schulfragen, von Gesundheits- und Sozialproblemen, für die Planung von Infrastruktur und Verkehr oft zu eng. Die Charta stellt denn auch die Frage, ob die Schweiz nicht neu eingeteilt werden müsste.

Die Charta biete keine Rezepte, sagte Vizepräsidentin Ursula Rellstab. Ihr Ziel sei es, die Diskussion über die Fachwelt hinaus anzuschieben. Direktor Pierre-Alain Rumley vom Bundesamt für Raumentwicklung erklärte, dass sich der Bund vermehrt für die Agglomerationen einsetzen werde.

Bundesrat Leuenberger habe bei der Übergabe der Charta hervorgehoben, die Stadt sei die Realität der Schweiz. Die Assoziation Stadt gleich negativ und Land gleich positiv sei irreführend.

swissinfo und Agenturen

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