Schweiz aktiv gegen Chemiewaffen
Die Schweiz hat einen wertvollen Trumpf im Kampf gegen Chemiewaffen. Das sagt Botschafter Schmid vor einer Konferenz in Den Haag gegenüber swissinfo.
Mit dem ABC Labor in Spiez, das zur Einschränkung von atomaren, biologischen und chemischen Waffen beiträgt, besitzt die Schweiz ein renommiertes Institut.
Die Schweiz will bei den Verhandlungen an der 10. Konferenz der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW), die am Montag in Den Haag beginnt, eine führende Rolle spielen.
Das einwöchige Treffen dient als Diskussions- und Entscheidungs-Forum über den Chemiewaffenvertrag, ein internationales Abkommen für ein Verbot von Chemiewaffen.
swissinfo: Welches sind die Haupthemen der Konferenz?
Wilhelm Schmidt: Hauptziel der OPCW und des Chemiewaffenvertrages ist die Beseitigung aller noch existierenden Chemiewaffen-Bestände und die Sicherstellung, dass nie mehr solche produziert werden.
An der Haager Konferenz soll aufgezeigt werden, wie weit der Verschrottungsprozess in jenen Ländern, die chemische Waffen besitzen, fortgeschritten ist. Jene Länder, die schon weit sind, werden wir beglückwünschen, die anderen werden wir ermahnen, vorwärts zu machen.
Ein zweites wichtiges Ziel der Konferenz – auch ein Schweizer Anliegen - ist es, dass alle Staaten Mitglied des Chemiewaffenvertrages werden. Zur Zeit sind es deren 175.
Wir wollen auch alle Mitgliedstaaten ermuntern, den Vertrag auf nationaler Ebene auszuführen, und ihnen nach Möglichkeit dabei helfen – da braucht es noch viel Arbeit.
swissinfo: Das ist jetzt schon die 10. Konferenz. Gehen Sie in die richtige Richtung?
W.S.: Wir haben bereits enorme Fortschritte gemacht. Die Amerikaner und die Russen zerstören ihre Chemiewaffen, Albanien ist daran, seine kleinen Bestände zu beseitigen, Libyen ist kürzlich Mitgliedstaat geworden...
Andererseits wird uns die Verhinderung von neuen chemischen Waffen stark beschäftigen, wenn die alten Bestände zerstört sind. Im Moment gibt es ein Inspektionssystem in den entsprechenden Industrien, das jedes Vertrags-Mitglied akzeptieren muss.
swissinfo: Wie sieht der Schweizer Beitrag an der Haager Konferenz aus?
W.S.: Wir tragen zum Budget bei und spielen bei den verschiedenen Verhandlungen eine aktive Rolle. Und wir haben mit dem ABC Labor Spiez einen zusätzlichen Trumpf in der Hand, den wir ausspielen können. Die Institution ist Weltklasse und spielt eine wichtige Rolle bei der Analyse von möglichen gefährlichen Chemieprodukten.
Das Labor entwickelt auch Wege zur elektronischen Übermittlung und Evaluation aller Dokumente, die uns informiert halten.
swissinfo: Im Mai sind die Verhandlungen für einen Atomsperrvertrag gescheitert. Der Schweizer Delegationsleiter kritisierte damals die "unheilige Allianz" zwischen Atommächten und Entwicklungsländern. Wo liegen die grössten Hürden?
W.S.: Eine der grössten Herausforderungen ist die Tatsache, dass wichtige Staaten wie Israel, Ägypten, Syrien, Nordkorea usw. noch nicht Mitglieder der Konvention sind. Das hindert uns an einer effizienten Arbeit. Es wäre politisch sehr wichtig, wenn wir auch diese Länder dabei hätten.
Eine andere Herausforderung für Länder wie die Schweiz ist es zu schauen, dass die Chemiewaffen-Bestände innerhalb der geplanten Zeitpunkte beseitigt werden. Das sollte bis 2012 der Fall sein und es sieht so aus, dass dies möglich ist.
swissinfo: Was wünschen Sie sich für das Ende der Konferenz?
W.S.: Nun, das ist ein fortschreitender Prozess. Es ist die 10. Ausgabe, nächstes Jahr die 11. Wir müssen ein Budget bestimmen und wir haben einen Aktionsplan zur Ausführung der Ziele. Wenn das alles ohne Probleme über die Bühne geht, dann bin ich zufrieden.
swissinfo-Interview: Thomas Stephens
Fakten
Die OPCW wurde 1997 von jenen Ländern gegründet, welche Mitglieder des Chemiewaffenvertrages sind.
Die OPCW kontrolliert die Einhaltung des Chemiewaffenvertrages.
Zur Zeit sind 175 Staaten Mitglied des Vertrages. Die Schweiz hat ihn 1993 unterzeichnet und 1995 ratifiziert.
Die OPCW ist eine unabhängige internationale Organisation, die im Interesse ihrer Mitgliedstaaten arbeitet.
OPCW-Generaldirektor ist Botschafter Rogelio Pfirter, ein Argentinier schweizerischer Abstammung.

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