Schwarz & Weiss
In Bern hat sich eine Tagung mit dem "Rassismus gegen Schwarze in der Schweiz" befasst. Die gegenseitige Wahrnehmung von Schwarzen und Weissen stand im Vordergrund.
Die 42-jährige Schriftstellerin Kristin T. Schnider ist in der Schweiz aufgewachsen. Ihr Vater kommt aus der Karibik, die Mutter aus Deutschland. Schnider bezeichnet sich als Farbige.
Obwohl sie nicht sehr dunkelhäutig ist und in der Schweiz bestens integriert ist, hat Kristin Schnider auch schon rassistische Anspielungen erlebt: "In meinem Dorf hat es schon geheissen: 'hier kommt unser Negerli!' Das ist nicht sehr erfreulich, auch wenn es nicht tödlich ist. Aber man weiss dann genau, woran man ist und wie man ausgesondert werden kann."
Innere Bilder
Laut Doris Angst von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR) sind unsere Bilder über Schwarze historisch bedingt. Sie sind geprägt von der Zeit des Kolonialismus und der Sklaverei. "Auch wenn die Schweiz nicht aktiv mitgewirkt hat, sind wir doch eingebunden in die europäische Kultur."
Eine grosse Mehrheit schwarzer Menschen werde noch immer unter denselben Vorurteilen gesehen wie eh und je, sagte Kristin Schnider gegenüber swissinfo: "Sie riechen schlecht, sind faul, können höchstens singen und tanzen. Sie müssen irgendwie minderwertig sein. Sonst wären sie nicht versklavt worden."
Vorurteile auf beiden Seiten
An der Tagung vom Mittwoch in Bern ging es insbesondere um die gegenseitige Wahrnehmung von Schwarzen und Weissen sowie um Vorurteile. Etwa 100 Fachleute, Interessierte und Betroffene befassten sich mit dem alltäglichen Erscheinungsbild von Rassismus in der Schweiz.
Vorurteile haben nicht nur Weisse gegenüber Schwarze, sondern auch umgekehrt. Kristin Schnider: "Hin und wieder bin ich sehr wütend auf die Weissen. Sie halten sich für die besseren Menschen, haben immer Recht, ohne das weiter begründen zu müssen."
Keine homogene Gruppe
In der Schweiz leben schätzungsweise 30'000 bis 50'000 schwarze Menschen. Sie stammen aus unterschiedlichsten Regionen. Laut Schnider wachsen die Bestrebungen, eine Gemeinschaft zu bilden.
"Es gibt immer mehr farbige und schwarze Kinder in der Schweiz. Es ist wichtig, dass wir unser Selbstbewusstsein stärken und der Schweizer Bevölkerung klar machen, dass es uns gibt, dass wir ein Teil der hiesigen Bevölkerung sind."
Organisiert wurde die Konferenz von der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR). Anlass war der Internationale Tag gegen Rassismus.
Gaby Ochsenbein

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Diskutieren Sie mit!