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Schnelle Afghanistan-Hilfe: Schweiz zahlt sofort

Der Appell des afghanischen Interimspräsidenten Karzai wird in der Schweiz ernst genommen. Keystone

Die internationale Gebergemeinschaft in Tokio hat sich zu schneller Hilfe bereit erklärt. Die Schweiz will innerhalb von zwei Wochen Geld überweisen.

Dieser Inhalt wurde am 21. Januar 2002 - 21:29 publiziert

"Innerhalb von Wochenfrist"

Die Schweiz wird Afghanistan für dieses und nächstes Jahr 30 Mio. Franken zur Verfügung stellen. Die internationale Geberkonferenz für Afghanistan in der japanischen Hauptstadt Tokio sieht einen Wiederaufbauzuschuss in Höhe von 4,5 Mrd. Dollar (7,5 Mrd. Franken) vor.

Der Betrag solle zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren an die afghanische Regierung ausgezahlt werden, hiess es in der Abschlusserklärung.

Der Schweizer Walter Fust, Leiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), hat in Tokio den Eindruck gewonnen, dass die Gebergemeinschaft sich des Ernstes der Lage bewusst ist. "Wir können nicht riskieren, dass die Übergangsregierung an fehlenden Finanzmitteln scheitert", sagte Fust.

Neben der Schweiz hätten sich auch Deutschland und Holland bereit erklärt "innerhalb Wochenfrist" Teilsummen der zugesagten Gelder zur Verfügung zu stellen. "Denn das Geld, das die Regierung noch hat, reicht nur noch bis Februar", so Fust.

Fust hatte in Tokio Gelegenheit mit Übergangspräsident Hamid Karsai und Ministern seiner Übergangsregierung persönlich zu sprechen. "Ich war erstaunt, wieviele Leute Karsai in der Schweiz persönlich kennt", so Fust.

Die UNO rief in den letzten Tagen immer wieder zu massiver Finanzhilfe für Afghanistan auf. "Versprechen sind gut. Bargeld ist besser", betonte UNO-Sprecher Ahmed Fawzi in Kabul. Allein für das kommende Jahr sehen Experten einen Bedarf von 1,7 Mrd. Dollar.

Insgesamt werden nach jüngsten Schätzungen für den Wiederaufbau Afghanistans in den nächsten zehn Jahren rund 15 Mrd. Dollar benötigt, davon ein Drittel in den kommenden zweieinhalb Jahren. Die afghanische Regierung schätzt den Bedarf mit 45 Mrd. Dollar sogar auf das Dreifache.

Schweizer Delegation

Auch die Schweiz nimmt an der zweitägigen Konferenz in Tokio teil, die unter dem gemeinsamen Vorsitz von Japan, der USA, der EU und Saudi-Arabien durchgeführt wird. Man erwarte von den Geberländer konkrete Zusagen, sagte Reto Wieser von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und Schweizer Delegations-Mitglied in Tokio.

Neben Wieser haben DEZA-Direktor Walter Fust, der Schweizer Botschafter in Tokio und Henri-François Morand vom DEZA-Koordinationsbüro in Islamabad/Pakistan in der Delegation Einsitz genommen.

Zusagen sind nicht immer verbindlich

Nach den Erfahrungen Wiesers ist auf die Zusagen der Geberländer nicht immer Verlass. Auch die Höhe des Bedarfs könne sich noch ändern. "Die bisherigen Berechnungen wurden am Schreibtisch gemacht", sagte Wieser. "Wenn es die Sicherheitslage erst einmal erlaubt, sich vor Ort ein Bild zu machen, können sich ganz andere Zahlen ergeben."

Die Schweiz hat für das Jahr 2002 breits 17,5 Mio. Franken gesprochen. Das Geld wird laut Wieser zunächst hauptsächlich für humanitäre Hilfe eingesetzt. Mit der Zeit soll aber der Anteil für den Wiederaufbau Afghanistans eine wichtigere Rolle spielen.

"Wir unterstützen zum Beispiel ein Programm der UNO-Entwicklungshilfe-Organisation (UNPD), wo wir die Saatgutproduktion und -verteilung in den Gemeinden fördern", erklärt Wieser.

Karsai enttäuscht

Der afghanische Ministerpräsident Hamid Karsai zeigte sich enttäuscht über die bisherige Wiederaufbauhilfe. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte er: "Wenn die internationale Gemeinschaft nicht will, dass Afghanistan ins Chaos zurückfällt und ein Hort des Terrorismus wird, müssen die grossen Hilfsversprechen endlich in Taten umgesetzt werden. Deshalb mein Appell: Lasst uns nicht im Stich!"

In diesem Sinne rief auch Weltbankpräsident James Wolfensohn die internationale Gemeinschaft zur Grosszügigkeit auf. Die afghanische Regierung brauche vor allem Soforthilfe. Nicht umsonst habe die Regierung in den vergangenen Tagen immer wieder auf 250'000 Staatsbeamte verwiesen, die seit sechs Monaten kein Gehalt mehr bekamen.

swissinfo und Agenturen

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