SBB: Die Spitze ist ihr Geld wert
SBB-Manager haben ihren Preis, wenn sich das Unternehmen im Markt behaupten will: Mit diesem Argument hat die SBB-Spitze die umstrittenen Lohnerhöhungen gerechtfertigt.
Verwaltungsrats-Präsident Thierry Lalive d'Epinay nahm am Dienstag (20.02.) zu den Spitzengehältern Stellung und relativierte die von den Medien verbreiteten Zahlen. Mit dem Übergang vom Regiebetrieb des Bundes hin zur AG müssten sich die SBB immer stärker nach dem Markt ausrichten.
Damit gälten auch für die Löhne der obersten Kader grundsätzlich Marktbedingungen. Das traditionelle Lohngefüge auf oberster Ebene sei durch externe Anstellungen aus dem Gleichgewicht geraten. Deshalb sei eine generelle Anpassung der Lohnstruktur nötig geworden.
Der letztjährige Lohn von SBB-Chef Benedikt Weibel wurde vom Eidgenössischen Finanzdepartement mit zwölf Unternehmen aus der Logistik- und Transport-Industrie verglichen. Weibels Lohn von 386'000 Franken und der zur Hälfte ausbezahlte Bonus von 200'000 Franken war der tiefste in diesem Vergleich.
Unrealistischer Spitzenwert
"Das hat uns besorgt gemacht", sagte Lalive. Um auch in Zukunft über qualifizierte Führungs-Persönlichkeiten zu verfügen, seien die Löhne der Geschäftsleitung für 2001 angepasst worden. Der Lohn der Spitzenkader wurde mit einem Bonus-System gekoppelt.
Nach diesem System werden die sechs Geschäftsleitungs-Mitglieder 2001 zwischen 2,2 und 3,3 Mio. Franken an Lohn und Boni erhalten. Die "Berner Zeitung" hatte am Samstag die Zahl von 3,6 Mio. aufgeworfen und damit die Diskussion um die Kaderlöhne ins Rollen gebracht.
Lalive betonte, der Spitzenwert von 3,3 Mio. sei ein rein theoretischer, da es unwahrscheinlich sei, dass die maximal vereinbarten Boni ausbezahlt würden. Realistisch sei eine Zahl von 2,7 Mio. Franken. Er habe persönlich mit den Bundesräten Kaspar Villiger und Moritz Leuenberger die einzelnen Gehälter abgesprochen.
Benedikt Weibel erhält als SBB-Spitzenverdiener einen Grundlohn von 480'000 Franken und einen maximalen Bonus von 240'000 Franken. Lalive betonte, damit liege Weibels Lohn immer noch um 30 Prozent unter dem Durchschnitt der verglichenen Löhne.
Schmerzgrenze erreicht
Das sei die untere "Schmerzgrenze", um noch gute Leute zu finden. Aber so sei ein Kompromiss zwischen Marktlöhnen und der besonderen Situation der SBB als öffentlich-rechtliche Unternehmung erreicht.
In einer persönlichen Erklärung ergänzte Benedikt Weibel, "Geld macht nicht glücklich". Er habe auch Verständnis für die Reaktionen, die die Lohnerhöhungen für die SBB-Spitze in der Bevölkerung ausgelöst hätten. Doch auch die Löhne der SBB-Manager seien der Logik des Marktes unterworfen.
Er sei auch froh, dass die Lohnfrage nun diskutiert werde. Persönlich würde er ein tieferes Gehalt und dafür eine sicherere Stelle vorziehen.
swissinfo und Agenturen

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