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Sags mit Blumen - mit einheimischen oder "fairen"

Rund ein Viertel aller Schnittlumen werden in der Schweiz gezüchtet - der Rest stammt aus dem Ausland, häufig aus Drittweltländern. Keystone

Mit neuen Labels und Kampagnen sollen einheimische Blumen und Blumen aus "fairem Handel" gefördert werden. Ob diese Anfänge eine Chance haben, darüber entscheiden die Konsumentinnen und Konsumenten.

Dieser Inhalt wurde am 15. April 2001 publiziert

Im Jahr 2000 importierte die Schweiz 17'100 Tonnen Schnittblumen aus dem Ausland. Experten schätzen, dass hierzulande pro Jahr für rund eine Milliarde Franken Blumen und Pflanzen umgesetzt werden. Ein florierender Markt - besonders jetzt, nachdem das Konjunktur-Tief überwunden ist, und die Kundinnen und Kunden wieder mehr Geld ausgeben in den Läden.

Beim Luxusprodukt Blumen sollen die Karten nun neu gemischt werden: Da ist einerseits eine neue Kampagne der Schweizer Gärtnermeister, die für einheimische Blumen und Pflanzen wirbt. Zudem lancierte die Stiftung Max Havelaar vor einigen Tagen Schnittblumen mit einem Gütesiegel für fairen Handel.

Klarheit für Konsumenten

Kampagnen und neue Kennzeichnungen in den Läden - Heinrich Wyler, Geschäftsführer des Verbands der Schweizer Gärtnermeister, erklärt sein Engagement für einheimische Blumen mit der bisher fehlenden Transparenz für die Kundinnen und Kunden. "Wenn Sie Gemüse kaufen, dann ist das Herkunftsland klar deklariert. Zierpflanzen hingegen sind überhaupt nicht gekennzeichnet", so seine Kritik gegenüber swissinfo. Deshalb nun das offensive Vorgehen, die Werbung für einheimische Ware.

Dass die Aktion ausgerechnet im Frühling stattfindet, erstaunt nicht. Denn man will ja schliesslich etwas anbieten können. Und naturgemäss ist das Angebot an Schweizer Blumen im Frühling und Frühsommer am grössten.

Exakte Zahlen gibt es übrigens nicht. Fachleute schätzen, dass Schweizer Produkte nur rund ein Fünftel bis ein Viertel des gesamten Blumen-Marktes abdecken.

Bio-Blumen fristen noch Schattendasein

Schweizer Blumen werden nach den Regeln der integrierten Produktion hergestellt. Das bedeutet weniger Chemie-Einsatz als bei herkömmlicher Blumenzucht, allerdings ist es keine biologische Produktion.

Gesamtschweizerisch gebe es nur gerade 47 Bio-Gärtnereien, sagt Christoph Dietler von der Vereinigung Bio Suisse. Auch wenn weiterhin Chemie eingesetzt wird bei der Herstellung des grössten Teils der Schweizer Blumen nennt Dietler die Sensibilisierungs-Kampagne eine "erfreuliche Entwicklung". Es sei positiv, wenn Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf neben der Schönheit der Blumen auch beginnen würden, auf andere Werte zu achten.

Ausnutzen von Billig-Arbeitskräften

Dietler denkt dabei nicht bloss an den Chemie-Einsatz und an die Schweiz. Das Ausnutzen von Billig-Arbeitskräften bei der Produktion des Luxus-Produktes ist ihm ebenfalls ein Dorn im Auge.

Mit dem Slogan "Achtung Blumen" hatte vor über zehn Jahren bereits die entwicklungspolitische Organisation EvB mit einer Kampagne darauf aufmerksam, dass Blumen-Pflückerinnen in Drittweltländern meist unter widrigen Umständen arbeiten. Nun endlich ist auch da etwas in Bewegung geraten: Nach langen Vorarbeiten ist Max Havelaar, eine Stiftung die in der Schweiz bereits verschiedene ausländische Nahrungsmittel aus "fairem Handel" auf dem Markt hat, nun auch ins Blumengeschäft eingestiegen.

Allerdings: Angeboten werden in Grossverteilern gerade mal 3'000 Sträusse, bei denen das Label und der Mehrpreis garantieren, dass die Blumen-Arbeiterinnen und -Arbeiter gerechte Löhne erhalten. Bei 17'100 Tonnen importierten Schnittblumen eine verschwindend kleine Minderheit.

Sensibilisierungs-Kampagnen und Information - wenn Schweizer Gärtnern und Grossverteilern um mehr als um Markt-Anteile geht, dann können die bisherigen Anstrengungen erst der Anfang sein. Für Thomas Bähler, Geschäftsführer des schweizerischen Blumen-Grosshandels ist aber von früheren Erfahrungen her klar: "Im Grossen und Ganzen ist der Konsument, die Konsumentin, darin interessiert, schöne Blumen zu haben und die bei sich zu Hause möglichst lange geniessen zu dürfen. Von wo sie kommen ist - so befürchte ich - auch in Zukunft sekundär."

Eva Herrmann

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