Sabena geht Konkurs
Die belgische Fluggesellschaft Sabena reicht Konkursantrag ein. Das Swissair-Debakel Sabena trug massgeblich zum Ende bei. Tausenden Angestellten droht die Kündigung.
Die belgische Fluggesellschaft Sabena wird Konkurs anmelden. Das teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Damit hat die Krise im internationalen Luftverkehr ein weiteres renommiertes Unternehmen in den Abgrund gestürzt. Die Sabena zählt zu den ältesten europäischen Fluggesellschaften.
Swissair-Debakel war Todesstoss
Sabena wurde 1923 gegründet. Derzeit besitzt der belgische Staat 50,5% der Anteile. Der Rest gehört der Swissair, die nach ihren Turbulenzen den Zahlungs-Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Dies bedeutete für die ohnehin angeschlagene Sabena den Todesstoss.
Sabena-Verwaltungsratspräsident Fred Chaffart begründete den Konkurs neben anhaltendem Rentabilitäts-Mangel, wilden Streiks und der Krise im Flugverkehr denn auch mit der "aggressiven Expansions-Politik" von Swissair, deren Ausscheren aus der geplanten Kapitalerhöhung und Nachlassstundung.
Laut Chaffart sollen die Rechtsschritte gegen Swissair "intensiviert" werden, die nach deren Ausstieg aus der Rekapitalisierung aufgenommen worden waren. Die jetzige Lage von Sabena gehe "zu einem grossen Teil" auf Swissair zurück.
Dramatische Entlassungs-Welle droht
Bereits vor der Konkurs-Ankündigung waren nahezu alle Flüge eingestellt worden. Hunderte Mitarbeiter der angeschlagenen Airline traten am Brüsseler Flughafen Zaventem in einen spontanen Streik. Gewerkschafts-Sprecher befürchteten den Verlust von bis zu 8'000 der rund 12'000 Sabena-Stellen.
Sabena-Chef Fred Chaffart sagte am Abend, die Gesellschaft werde den Konkurs rasch anmelden. Am Mittwoch wird es nach seinen Angaben keine Flüge der Gesellschaft geben. Er rief ausserdem die Mitarbeiter auf, zu Hause zu bleiben. "Ich weiss, wie hart dies für unsere Beschäftigten ist, aber wir dürfen nicht die Gelegenheit versäumen, in die Zukunft zu blicken", sagte Chaffart.
Verhandlungen über Sozialplan
Am Dienstag trafen Vertreter der Gewerkschaften mit einer Regierungs-Delegation zusammen, um über einen Sozialplan für die Beschäftigten zu verhandeln. Der für Privatisierung zuständige Minister Rik Daems betonte, die Bewältigung der sozialen Aspekte des Konkurses sei das Hauptanliegen der Regierung.
Neue Airline?
Der Konkurs könnte nun den Weg für den Neuanfang einer Airline frei machen, die sich auf europäische Flüge konzentriert. Nach vorliegenden Plänen sollen Teile des Sabena-Vermögens in die Tochter-Gesellschaft Delta Air Transport (DAT) übergehen, die von dem Konkurs nicht betroffen wäre. Aber auch dafür müssten neue Investoren gefunden werden, was nach den Anschlägen vom 11. September schwieriger geworden ist.
Die britische Fluggesellschaft Virgin Express erklärte am Dienstag, sie sei bereits seit Wochen im Gespräch mit Sabena. Mit den Vorstellungen über die Gründung eines Nachfolge-Unternehmens sei man bislang aber nicht einverstanden. Die Gespräche würden fortgesetzt.
Finanzielles Debakel
Ein belgisches Handelsgericht hatte Sabena am 5. Oktober Gläubigerschutz gewährt und eine Frist für einen Rettungsplan des Unternehmens bis zum 8. November gesetzt. Allein im ersten Halbjahr 2001 machte Sabena einen Verlust von 139 Mio. Euro. Die Schulden von Sabena belaufen sich auf umgerechnet rund 3,7 Mrd. Franken.
swissinfo und Agenturen

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