Russland schlägt Schweiz
Dem 8:0-Kantersieg gegen Aufsteiger Frankreich folgte für die Schweizer Junioren an der U20-WM in Hradec Kralove eine 0:4-Niederlage gegen Russland.
Im abschliessenden Gruppenspiel am Sonntag stand Tobias Stephan im Tor. Die Niederlage gegen das müde, aber wesentlich disziplinierter wirkende Russland konnte der knapp 18-jährige Torhüter von Chur indes nicht verhindern.
Viel mehr lag es an mangelnder Präzision im Pass-Spiel und an Stellungs-Fehlern, vor allem in der Verteidigung. Unter anderem war Verteidiger Lukas Gerber beim 0:2 durch Soin, nur 111 Sekunden nach einem klaren Schlittschuh-Tor durch Tschistow, völlig falsch positioniert.
Ziel verpasst
Die technische und läuferische Überlegenheit der Russen war unübersehbar. "Wir wollten den Russen unsere Spielart aufzwingen. Aber stattdessen haben wir uns der ihrigen angepasst", resümierte Köbi Kölliker.
Die Russen hatten sich in der hochklassigen Partie gegen Kanada (2:5) am Samstag von den (teils unsauberen) Aktionen des Gegners provozieren lassen und mussten vier der fünf Gegentore in Unterzahl hinnehmen. Diese Taktik, wenn auch mit fairen Mittel, wollte auch Kölliker anwenden.
"Es fehlte die Konsequenz, wir hätten 'hässlicher' spielen müssen. Aber die zwei deutlichen Niederlagen gegen Kanada und Russland haben auch ihr Gutes. Sie sollen für die Mannschaft wie ein Weckruf wirken", zog Kölliker Bilanz.
Ausgelebte Frustrationen - Strafen
Wie gefrustet die Schweizer ob der diskussionslosen Niederlage waren, offenbarten sie nach Spielende. Captain Andreas Camenzind checkte einen russischen Spieler heftig an die Bande, worauf eine Massen-Schlägerei entstand.
Der kräftige Davoser Verteidiger Beat Forster sprang wie von Sinnen in eine "Spielertraube", Thomas Nüssli lieferte sich mit Alexander Switow, der Nummer 3 (Tampa Bay Lightning) des NHL-Drafts 2001, einen harten In-Fight. Die Konsequenz: Spieldauer-Disziplinarstrafen für beide Raufbolde.
Der Internationale Eishockeyverband IIHF und die Regelkommission des Organisators entscheiden am Montag, ob Nüssli und Switow für die Viertelfinals suspendiert sind.
Wochenende der Gegensätze
Es war für das Schweizer Team also ein Wochenende der Gegensätze: Aufsteiger Frankreich, das mit null Punkten und dem Torverhältnis von 1:36 im Playout (best-of-2) abgeschlagener Gruppenletzter wurde und mit Weissrussland um den Verbleib in der A-Gruppe spielt, hatten die Schweizer klar dominiert.
Thomas Nüssli (EV Zug/Basel) und Raeto Raffainer aus der Organisation der ZSC Lions taten sich gegen Frankreich als zweifache Torschützen hervor. Der erstmals eingesetzte Goalie Matthias Schoder (GCK Lions) konnte sogleich seinen ersten WM- Shutout feiern.
Allerdings hatte der Winterthurer nur gerade 11 Schüsse abzuwehren. Schoder ist nach David Aebischer (1998 in Schweden beim 7:0 gegen Kasachstan) und Tobias Stephan im Auftaktspiel gegen Finnland (3:0) erst der dritte Schweizer Goalie, der an einer U20-WM kein Gegentor kassierte.
Nächster Gegner Slowakei
Das neue Jahr könnte die Schweiz optimal einläuten. Am 1. Januar heisst der Viertelfinal-Gegner in Pardubice Slowakei. Das unter anderem aus elf NHL-Drafts 2001 zusammengesetzte Team von Trainer Julius Supler überstand die Vorrunde ohne Niederlage.
"Stars" der slowakischen Equipe sind die hochtalentierten Torhüter Peter Hamerlik und Peter Budaj, der in Denver bei den Colorado Avalanche dereinst dem Schweizer Nationalgoalie David Aebischer die Position streitig machen könnte.
In den bisherigen zwei WM-Spielen siegte die Schweiz 1998 in Finnland 3:1), verlor aber 1996 in Boston 3:7. Im Sommer 2001 trug die Schweizer U20-Nationalmannschaft in Tschechien ein Vorbereitungsturnier aus, bei dem sie zweimal gegen die Slowakei spielte (2:2 und 2:4).
swissinfo und Stefan Baumgartner, Hradec Kralove, si

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Diskutieren Sie mit!