Reaktionen der Gewerkschaften
Die Initiative des Gewerkschaftsbundes "Für eine kürzere Arbeitszeit" spaltet die Gewerkschaften. In einem Aufruf haben 58 Gewerkschafter vorab aus der West- und Südschweiz am Dienstag (19.06.) den Rückzug der Initiative gefordert. Statt zu kürzeren Arbeitszeiten führe diese zur Einführung der Jahresarbeitszeit.
Der Aufruf zum sofortigen Rückzug der Initiative des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) ist vor allem von Gewerkschafts-Verantwortlichen des Verbandes des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), der Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI) und der Mediengewerkschaft Comedia aus der West- und Südschweiz unterschrieben worden. Deutschschweizer Gewerkschafter sind mit 14 Unterschriften in der Minderheit. Die Initiative, die am Dienstag auch im Ständerat eine deutliche Abfuhr erhielt, laufe den Interessen der Beschäftigten zuwider, weil sie die Einführung der Jahresarbeitszeit propagiere, hiess es im Aufruf der opponierenden Gewerkschafter. Der vorgeschlagene Tausch - mehr Flexibilität gegen eine Arbeitszeitverkürzung - sei nur ein Köder. In einem Arbeitsumfeld, in dem die Grenze des Erträglichen bereits überschritten sei, bedeute die Initiative eine schmähliche Niederlage.
Kritisiert wurde insbesondere, dass im Initiativtext weder die beabsichtigte Arbeitszeit von 36 Stunden noch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit erwähnt werde. Mit der Festschreibung einer jährlichen Höchstarbeitszeit von 1'872 Stunden verhelfe die Initiative aber der Jahresarbeitszeit zum Durchbruch. Diese habe unregelmässige Arbeitszeiten, eine Steigerung der Arbeitsrhythmen und grössere Ermüdung zur Folge. "Die masslose Flexibilisierung ist ein Mittel für die Arbeitgeber, die Zahl der Angestellten auf eine Minimum zu reduzieren", hiess es im Aufruf. Eine Kontrolle der effektiven Arbeitszeit werde verunmöglicht. "Damit sind der Willkür der Unternehmen und dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet", kritisierten die Unterzeichner die Initiative.
swissinfo und Agenturen

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